Ahrensburg. Bis zu 200 Geflüchtete sollen in Sporthalle der Berufsschule unterkommen. Großhansdorf kauft weitere Container für 560.000 Euro.
Kreisverwaltung und Kommunen in Stormarn bereiten sich auf zahlreiche weitere Geflüchtete aus der Ukraine vor. Nachdem in den vergangenen Tagen viele Menschen privat untergekommen sind, plant der Katastrophenschutz jetzt die Einrichtung von Sammelunterkünften. „Die Landesregierung rechnet ab der kommenden Woche mit bis zu 300 Personen am Tag, die in Schleswig-Holstein Zuflucht suchen“, sagt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr in der Oldesloer Kreisverwaltung.
In Ahrensburg entsteht Stormarns erste Sammelunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge
Die erste Sammelunterkunft entsteht zurzeit bereits in der Sporthalle der Kreisberufsschule in Ahrensburg. 150 bis 200 Menschen sollen dort untergebracht werden. „Der interministerielle Leitungsstab der Landesregierung hat alle Kreise gebeten, zeitnah Kapazitäten für die Unterbringung von 300 bis 500 Geflüchteten bereitzustellen, weil damit gerechnet wird, dass die landeseigenen Erstaufnahmeeinrichtungen bald ausgelastet sein werden“, sagt Rehberg.
Die Sporthalle werde zurzeit mittels provisorischen Trennwänden in kleinere Einheiten für Gruppen und Familien unterteilt. Vor dem Gebäude sollen Container mit Sanitäranlagen aufgestellt werden. „Wir rechnen damit, dass die Unterkunft zu Beginn der kommenden Woche bezugsfertig ist“, so Rehberg.
Standort der zweiten Unterkunft möchte Kreisverwaltung noch nicht nennen
Eine zweite Sammelunterkunft soll an einem anderen Ort entstehen. „Auch hier laufen die Vorbereitungen, Details können wir aber noch nicht herausgeben, weil wir uns noch in der Abstimmungsphase befinden“, so der Fachbereichsleiter. Im Gespräch sei die Umnutzung einer bereits vorhandenen Immobilie. „Die Sporthalle der Berufsschule in Bad Oldesloe war ein Vorschlag, wird es nun aber nicht sein“, so Rehberg.
Derzeit sind laut Kreisverwaltung 69 Flüchtlinge aus der Ukraine in Stormarn registriert. „Von Donnerstag bis Freitag hat sich die Zahl innerhalb eines Tages verdoppelt“, sagt Rehberg. „Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, weil viele Menschen zunächst privat untergekommen sind“, sagt er.
Explodierende Kosten für Einrichtungsgegenstände belasten Kommunen
Die wachsende Zahl Kriegsvertriebener stellt die Kommunen vor erhebliche Herausforderungen. In Großhansdorf haben die Gemeindevertreter am Donnerstag die Errichtung einer weiteren Containerunterkunft am Waldreiterweg für rund 560.000 Euro beschlossen. Bis November soll sie bezugsfertig sein.
„Angesichts der aktuellen Lage explodieren die Lieferzeiten und die Kosten von Wohncontainern“, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß. Auch Ausstattung wie Betten sei kaum noch lieferbar. Die Verwaltung erwäge deshalb, Mitarbeiter zu Ikea oder einem anderen Möbelhaus zu schicken, um dort die Einrichtungsgegenstände zu besorgen. „Wir setzen auch auf die Bürger“, sagt der Verwaltungschef. Dabei gehe es nicht um willkürliche Sachspenden. „Wir wenden uns mit konkreten Bitten an die Bevölkerung“, so Voß.
In Großhansdorf sind nur noch 24 Betten für Geflüchtete frei
Von den 152 Bettenplätzen für Geflüchtete in der Waldgemeinde sind laut Verwaltung aktuell noch 48 frei – allerdings nur, wenn die bereits vorhandenen Bewohner rigoros umverteilt und zusammengelegt werden. „Aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen ist das im Einzelfall aber nicht immer möglich“, sagt der Bürgermeister.
„Wir müssen viel Überzeugungsarbeit leisten, denn diese Menschen leben meist schon jetzt auf engem Raum zusammen“, so Voß. Wenn fünf Personen ein kleines Zimmer bewohnten, sei es schwer vermittelbar, nun noch eine sechste darin unterzubringen. In Großhansdorf sind bis Donnerstagabend bereits 40 Menschen aus der Ukraine angekommen. In der kommenden Woche wird die Zahl laut Prognose auf bis zu 100 steigen.
Mittelfristig benötigen Kinder aus der Ukraine Kita-Plätze
„Bürger haben uns insgesamt 49 private Unterbringungsmöglichkeiten angeboten, sodass wir vorerst hinkommen“, so Voß. Zusätzlich führe das Rathaus Gespräche mit Eigentümern größerer Immobilien, etwa der LungenClinic. Die Verwaltung sei „überaus dankbar für die zahlreichen Hilfsangebote.“ Derzeit fehlen in Großhansdorf laut Voß vor allem Unterkünfte für Familien.
Daneben befasse sich die Verwaltung auch mit den mittelfristigen Folgen des Flüchtlingsstroms. „Die Geflüchteten mit Kindern haben Anspruch auf einen Kita-Platz“, sagt Voß. Angesichts der schon jetzt hohen Auslastung der Kitas in der Waldgemeinde sei das die nächste große Herausforderung.