Reinfeld/Wesenberg. Im Norden des Kreises steht die erste Tankstelle mit Notstromversorgung bereit. Weitere Standorte in Großhansdorf und Reinbek folgen.

Im Kreis Stormarn gibt es jetzt die erste Tankstelle mit einem Notstromanschluss, die im Falle eines Blackouts die Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Energieversorgern mit Treibstoff versorgen könnte. Die Straßenverkehrsgenossenschaft (SVG) Schleswig-Holstein hat an ihrer Zapfanlage im Gewerbegebiet Reinfeld/Stubbendorf in der Nähe der Autobahn 1 die technischen Voraussetzungen für eine Notstromeinspeisung geschaffen. Im Katastrophenfall kann dadurch die Versorgung der Einsatzfahrzeuge über einen längeren Zeitraum sichergestellt werden. Eine Nutzung durch die Bevölkerung ist aber nicht vorgesehen.

Notstromanhänger kann die Tankstelle tagelang versorgen

„Ein flächendeckender Stromausfall ist keine blanke Theorie, sondern eine Katastrophe, die jederzeit passieren kann“, sagt Landrat Henning Görtz. Für diesen Fall gebe es vieles zu beachten, dazu zähle auch die Kraftstoffversorgung der Einsatzwagen. „Eine Tankstelle kann ohne Strom nicht funktionieren“, sagt Görtz. Ein kleiner silberfarbener Kasten sorgt nun dafür, dass die Anlage am Stubbendorfer Ring auch bei einem Blackout weiterbetrieben werden kann.

Das schleswig-holsteinische Innenministerium hat allen Kreisen jeweils zwei Notstromanhänger zur Verfügung gestellt. Sie verfügen über eine Leistung von 100 Kilovoltampere. Zudem haben sie einen Lichtmast an Bord, um die Einsatzstelle ausleuchten zu können. Der Kreis Stormarn hat seine Anhänger in der Feuerwehrzentrale in Nütschau stationiert. Bei einem langanhaltenden Stromausfall müsste ein Gerät nach Stubbendorf gebracht werden, um dort den Strom für den Weiterbetrieb der Tankstelle zu liefern. Alles könne innerhalb einer Stunde wieder laufen, sagt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter für Sicherheit und Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe.

Verantwortlich dafür ist die Technische Feuerwehrbereitschaft, die Hauptbrandmeister Harald Gewe aus Elmenhorst derzeit aufbaut. „Sie besteht aus vier Zügen, einer ist für den Notstrom zuständig“, sagt er. Das Team hat neun Mitglieder, die aus unterschiedlichen Wehren des Kreises stammen und alle eine Elektro-Ausbildung haben. „Wir sind jetzt einsatzbereit“, sagt Gewe. Die Notstromanhänger könnten die Tankstelle theoretisch tagelang mit Strom versorgen, sagt er. „Wir benötigen nur Dieselkraftstoff, den wir direkt vor Ort nachtanken könnten.“

Stromausfall vor drei Jahren legte Teile Lübecks lahm

Die Umrüstung der Tankstelle hat laut Birte Riebel vom Katastrophenschutz des Kreises rund 6000 Euro gekostet. Das Land, das im Ernstfall auch für die Nachlieferung des Treibstoffes zuständig ist, habe allen Kreisen die Vorgabe gemacht, mindestens zwei Tankstellen für die Notstromeinspeisung zu ertüchtigen. In Stormarn werden in diesem Jahr noch zwei weitere Anlagen mit entsprechenden Anschlüssen ausgestattet – und zwar in Großhansdorf und in Reinbek.

„Die Verträge wurden bereits geschlossen“, sagt Rehberg. „Die Tankstellen werden im Laufe des Herbstes in Dienst gestellt. Dann sind wir über den gesamten Kreis hinweg gut versorgt.“ Bislang hätte Stormarn bei einem langanhaltenden Blackout auf mobile Kanister mit Treibstoff zurückgreifen müssen. Oder die Einsatzfahrzeuge hätten weite Wege zu einer Tankstelle fahren müssen, die sich außerhalb des vom Stromausfall betroffenen Gebiets befindet. Görtz sagt: „Im Katastrophenfall ist Stormarn nun noch ein Stück sicherer geworden.“

Vor drei Jahren hat ein vierstündiger Stromausfall in Lübeck gezeigt, wie das öffentliche Leben in einem solchen Fall zusammenbrechen kann. Damals gab es an den Tankstellen keinen Sprit mehr. Sämtliche Ampeln gingen aus. Die Geschäfte mussten schließen, weil die Kassen Strom brauchen. Zudem fielen nach gut zwei Stunden die ersten Mobilfunkmasten aus, sodass die Menschen auch nicht mehr mit dem Handy telefonieren konnten.

Digitales Alarmierungsnetz wurde verbessert

Selbst bei der Polizeileitstelle, die auch alle Einsätze für den Kreis Stormarn koordiniert, herrschte Funkstille. Dort war für 23 Minuten der Digitalfunk ausgefallen. Und auch bei dem Hochwasser im Westen Deutschlands gab es gerade viele Stromausfälle.

Der Kreis Stormarn hat sein digitales Alarmierungsnetz, mit dem Rettungskräfte und Feuerwehrleute gerufen werden, laut Rehberg bereits verbessert. „Wir haben neue Akkus eingebaut, die länger durchhalten“, sagt er. „Und zwar bis zu 72 Stunden.“ Beim Bau des neuen Rettungszentrums für den Katastrophenschutz in Hammoor sei eine Notstromversorgung gleich eingeplant worden, die Feuerwehrzentrale in Nütschau werde derzeit entsprechend aufgerüstet.

Stormarn bekommt noch eine große Notstromanlage

Aktuell erwartet der Kreis Stormarn noch einen großen, zehn Tonnen schweren Notstromanhänger mit einem Leistungsvermögen von 250 Kilovoltampere vom Land Schleswig-Holstein. „Dieser muss von einem Lastwagen gezogen werden und kann im Notfall Teile von Städten und große Gebäudekomplexe mit Strom versorgen“, sagt Andreas Rehberg. Zum Beispiel auch Krankenhäuser. „Diese haben zwar eigene Notstromaggregate, aber wenn sie ausfallen sollten, könnten wir aushelfen.“

Die Kommunen haben laut Rehberg teilweise schon eigene Konzepte entwickelt, wie sie die Bevölkerung im Falle eines langanhaltenden Stromausfalls betreuen würden. Einige haben zum Beispiel Anlaufstellen für die Bürger eingerichtet, an denen sie sich im Notfall aufwärmen, versorgen und bei Telefonausfällen auch Notrufe absenden könnten.