Ahrensburg. Mädchen hat körperliche und kognitive Defizite. Ein ausgebildeter tierischer Begleiter würde ihr einen normaleren Alltag ermöglichen.

Charlotta war erst zwei Monate alt, als sie wegen einer angeborenen Fehlbildung ihre erste Lebertransplantation hatte. Es gab Komplikationen, zahlreiche Krankenhausaufenthalte und eine weitere Lebertransplantation im Alter von drei Jahren folgten. Der schwere Start ins Leben hat bei der 14-Jährigen Spuren hinterlassen. Nachts wacht sie häufig laut schreiend aus Albträumen auf, ist tagsüber schnell reizüberflutet, zornig und unkonzentriert. Weil sie während der frühkindlichen Prägungsphase monatelang schwer krank im Krankenhaus lag, konnte sie sich nicht altersentsprechend entwickeln. Charlotta leidet unter Wahrnehmungs- und Anpassungsstörungen, permanenter Unruhe, Panikattacken bei Arztbesuchen sowie einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), die auch ihr Sozialverhalten beeinträchtigt.

Außerhalb der Schule hat Charlotta kaum Kontakte

„Ihre Kita-Zeit wurde immer wieder von Krankenhausaufenthalten unterbrochen, sie hatte mit den Folgeerscheinungen ihrer Transplantation schwer zu kämpfen“, sagt ihre Mutter Nicole Estedt. „Und jedes Mal, wenn Kinderkrankheiten kursierten, musste Charlotta wegen der Ansteckungsgefahr für ihren geschwächten Organismus zu Hause bleiben.“ Sie besuchte zwar noch als sogenanntes Integrationskind mit einer Schulbegleitung an ihrer Seite die Ahrensburger Grundschule Am Reesenbüttel, doch der Besuch einer regulären weiterführenden Schule mit Schulbegleitung war nicht mehr möglich. Heute geht sie in die 8. Klasse einer Schule mit Förderschwerpunkt für körperliche und motorische Entwicklung in Hamburg-Farmsen. Ein Schulbus hält morgens um 7.30 Uhr vor der Tür der fünfköpfigen Familie und bringt Charlotta nach Schulschluss um 17 Uhr zurück.

Um den Schulalltag, zu dem auch therapeutische Angebote am Nachmittag gehören, bewältigen zu können, muss der Teenager Medikamente nehmen, die Konzentration überhaupt ermöglichen. „Wenn der Wirkstoffspiegel nachmittags absinkt, wird Charlotta unruhig, fahrig und manchmal zornig“, sagt Nicole Estedt. Das könne richtig nervig sein, meint ihre elfjährige Schwester Annika, und Bruder Michel (7) nickt. „Charlotta ist zudem sehr auf mich fixiert“, sagt Estedt, die in Teilzeit als kaufmännische Angestellte arbeitet. „Außerhalb der Schule hat sie kaum soziale Kontakte, was ihr sehr zu schaffen macht, gerade jetzt in der Pubertät. Ihre freie Zeit verbringt sie meist alleine.“ Ihre Mutter wünscht sich, dass die 14-Jährige, die Gefahren selbst nicht richtig einschätzen kann, sich mehr von ihr löst und unabhängiger wird. Ein Assistenzhund könnte dabei helfen.

Ärzte raten zur Anschaffung eines Assistenzhundes

„Die behandelnden Ärzte rieten uns zu einem ausgebildeten Assistenzhund für Charlotta, um ihre weitere Entwicklung zu einem selbstbestimmten Leben zu fördern. Ein solcher Hund wäre für sie super hilfreich“, sagt ihr Vater Dirk Weissenfeldt. Auch Charlotta wünscht sich einen treuen Freund auf vier Pfoten, der sie im Alltag unterstützt, bei den regelmäßigen Arztbesuchen zur Blutentnahme begleitet und Panikattacken durch Anstupsen im Keim erstickt. „Ich freue mich auch aufs Spielen mit ihm, aufs Spazierengehen und Kuscheln“, sagt Charlotta. Doch die Ausbildung eines Assistenzhundes ist kostspielig, wie die Familie auf der Suche nach einem geeigneten Hund festgestellt hat. „Der Verein Rehahunde Deutschland möchte uns unterstützen und einen speziell für Charlotta geeigneten Hund ausbilden. Leider kostet die Ausbildung 28.000 Euro, das können wir nicht allein aufbringen“, sagt Weissenfeldt, der als kaufmännischer Angestellter Hauptverdiener der Familie ist.

„Der Assistenzhund ist laut Krankenkassen-Katalog kein Hilfsmittel in Charlottas Fall“, erklärt Nicole Estedt. „Wir bekommen keinerlei Zuschüsse für die Anschaffung.“ Dabei verspricht sich die Familie auf vielen Ebenen Hilfe von einem ausgebildeten Vierbeiner. Charlotta sei therapiemüde, verweigere auch eine psychologische Einzel- oder Gruppentherapie. „Ein Hund kann Türen öffnen, die uns Eltern oft verschlossen bleiben. Das würde unser Familienleben deutlich entspannen“, ist sich Dirk Weissenfeldt sicher. „Das Tier würde Charlotta zum Arzt begleiten und sie nachts bei Albträumen durch Kontaktliegen beruhigen. Und es kann bestimmt auch als Eisbrecher dienen, um soziale Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen.“ Die täglichen Gassirunden würden dem Mädchen dabei helfen, Verantwortung zu übernehmen und Struktur in den Tag zu bekommen.

Familie bekommt keine Zuschüsse für Ausbildung

Die Familie hat sich bereits mit dem Verein zur Anschaffung eines sogenannten Rehabilitationshunds ausgetauscht. „Das Tier, zum Beispiel ein Labrador oder Golden Retriever, sollte vom Naturell animierend sein“, sagt Estedt. „Es verbringt als Welpe zunächst ein Jahr in einer Patenfamilie und würde frühestens mit anderthalb Jahren zu uns kommen, um dann weiter ausgebildet zu werden.“ Der Verein prüfe dann, ob und wie der Hund Charlotta unterstützt und wie die Familienmitglieder mit ihm umgehen.

Um der Familie die Anschaffung und Ausbildung sowie Charlotta damit eine selbstständige Entwicklung als Teenager zu ermöglichen, hat der Verein Rehahunde ein Spendenkonto eingerichtet. Charlotta hofft, das ihre Eltern mit Hilfe anderer den Traum vom Hund erfüllen können: „Dann käme ich schon um 15 Uhr aus der Schule, damit ich Zeit mit dem Hund verbringen kann.“

Wer helfen möchte, überweist mit dem Stichwort „Charlotta Estedt“ auf folgendes Konto: Rehahunde Deutschland, Volks- und Raiffeisenbank Rostock IBAN: DE85130900000152534118.

So werden Therapiehunde eingesetzt

Ein Therapiehund wird gezielt in einer tiergestützten medizinischen Behandlung, etwa in der Psycho-, Physio- oder Ergotherapie oder im häuslichen Bereich eingesetzt. Kindern mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung kann ein Therapiehund in der Entwicklung helfen. Besonders in diesen sensiblen Bereichen kann der Kontakt viel bewegen. So kommt es wiederholt vor, dass Kinder mit Behinderungen, die kaum oder gar nicht sprechen, mit dem Hund in einen Dialog treten – nonverbal oder gar mit Worten. Auch bei schweren Krankheiten kann die Arbeit der Ärzte von Hunden unterstützt werden. Heilung darf da nicht erwartet werden. Aber Patienten beruhigen sich und sind häufig weniger depressiv.