Ahrensburg. Der Tross bewegte sich in Begleitung der Polizei in Richtung Wochenmarkt. Wie Marktbesucher auf die Aktion reagierten.

Die Ahrensburger Innenstadt ist am Sonnabend erneut zur Bühne für Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen geworden. Am Vormittag zogen ein Dutzend Teilnehmer in weißen OP-Anzügen und mit Schutzmaske, Schuhüberzügen, Handschuhen und Laborbrille unter dem ironisch gemeinten Motto „Coronamaßnahmen – wir wollen noch mehr!“ durch das Zentrum der Schlossstadt, um gegen die Pandemiepolitik der Regierung zu protestieren.

Die Kundgebung ist der Szene der sogenannten „Querdenker“ zuzurechnen, einer Initiative, die die Grundrechte durch die Corona-Schutzmaßnahmen bedroht sieht und die Gefährlichkeit des Virus leugnet. In einer Chatgruppe mit dem Namen „Querdenken 410 Ahrensburg“ hatten die Initiatoren in der vergangenen Woche um Unterstützer für die Aktion geworben. Man hoffe, „wenigstens einige Leute wachzurütteln und auf unsere Seite zu ziehen“, hieß es dort. Beim zuständigen Fachdienst Innere Sicherheit der Kreisverwaltung war eine Kundgebung mit 20 Teilnehmern angemeldet. Hinter dieser Zahl blieb der Protestzug allerdings deutlich zurück.

Die "Querdenker"-Aktion löste bei vielen Marktbesuchern Empörung aus

Die Mitstreiter sammelten sich gegen 9 Uhr nahe der Polizeiwache, anschließend bewegte sich der Tross begleitet von mehreren Polizeibeamten betont schleichenden Schrittes zunächst in Richtung Wochenmarkt auf dem Rathausplatz. Vor dem Bauch und auf dem Rücken trugen die Teilnehmer Plakate, auf denen höhnische Forderungen wie „Unterwerft euch!“, „Nachbarn kontrollieren“ und „Grundrechte brauche ich nicht“ zu lesen waren. Aus einer Musikbox, die eine Teilnehmerin bei sich trug, schallte ununterbrochen eine dröhnende Frauenstimme, die forderte: „Maskenpflicht ein Leben lang“, „Impfgegner entrechten“ und „Schützt ungeborenes Leben, verzichtet auf seine Zeugung“.

Bei vielen Marktbesuchern löste die Aktion Empörung aus. „Das ist einfach nur peinlich“, sagte ein Mann zum Abendblatt, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Alle sind sie bis über die Ohren verkleidet, wollen schön inkognito bleiben“, sagt ein anderer. Feige sei das. „Peinlich“, „Verzeiht euch“ und „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, lauteten weitere Kommentare.

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Nach zwei Stunden löste sich der Protestmarsch auf

Die Protestierenden ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie setzten ihren Weg über das Rondeel in Richtung Hamburger Straße fort. Hin und wieder blieb der Tross stehen und einige Teilnehmer sprühten mit einer Sprühflasche eine Flüssigkeit in die Luft, die wohl Desinfektionsmittel darstellen sollte. Aus der Musikbox klang inzwischen eine blecherne männliche Stimme, die zu einer bedrohlichen Musikuntermalung Frasen rappte wie „Solidarität mit Söder, Auslandsreisende sind Mörder“. „Geschmacklos“, empörte sich eine junge Frau lautstark. „Ich hatte selbst einen schweren Coronafall in der Familie, da macht mich das einfach nur wütend.“ Nach zwei Stunden, gegen 11 Uhr, löste sich der Protestmarsch auf.

Bereits am Sonnabend vor zwei Wochen hatten Gegner der Corona-Maßnahmen in Ahrensburg demonstriert. Damals kamen über 80 Teilnehmer zu einer Kundgebung vor dem Rathaus, bei der unter anderem der in rechten Kreisen verehrte Hamburger Mediziner Dr. Walter Weber sprach. Auch damals organisierte ein Ableger von „Querdenken“ den Protest. fsn