Ahrensburg. Wechsel an Spitze des Vorstandes. Angelika Möller und Michael Klaue wollen neue Impulse setzen und auch jüngere Zuschauer ansprechen.

Seinen Ruhestand hatte sich Dirigent Michael Klaue ganz anders ausgemalt. Keine Verpflichtungen, Zeit zur freien Gestaltung. Vor zwei Jahren nahm der 65-Jährige seinen Abschied von vielfältigen Aufgaben: 45 Jahre lang hatte er die musikalische Ausbildung der Schüler an der Stormarnschule in Ahrensburg begleitet. Er unterrichtete an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, leitete große Kantoreien, den Landesjugendchor Schleswig-Holstein, drei Ahrensburger Jugendorchester, organisierte internationale Konzertreisen und vieles mehr. Doch die Phase des Rückzugs währte kürzer als geplant. Denn Michael Klaue hat eine neue Aufgabe übernommen: die Leitung der Konzertsparte des Vereins Theater und Musik in Ahrensburg.

Anfrage von Hinrich Tramm durchkreuzte die Pläne

Klaue erzählt, wie es dazu gekommen ist: „Ein Jahr habe ich durchgehalten – trotz aller Anfragen.“ Doch dann habe sich Hinrich Tramm bei ihm gemeldet. Der Ahrensburger wollte seine Aufgaben an einen kundigen Nachfolger übertragen. Klaue bat sich Bedenkzeit aus, hielt Rücksprache mit seiner Frau. „Sie ist Kummer gewohnt“, sagt Klaue und lacht verschmitzt. Als Musiklehrerin habe sie Verständnis dafür gehabt, dass ihn das Angebot reizte. Er sagte zu. Fühlte sich auch irgendwie verpflichtet.

„Ich habe die Geschichte des Vereins schon als Schüler miterlebt“, berichtet der Dirigent. Später habe er mit Tramm in dessen Funktion als Vorsitzender des Trägervereins des Jugendorchesters Ahrensburg zusammengearbeitet. Die beiden haben einen guten Draht zueinander. Der Übergang war fließend Tramm nahm sich für die Einarbeitung von Klaue ein Jahr Zeit. „Er hat seinen persönlichen, zurückhaltenden und einfach hinreißenden Stil“, sagt Klaue über seinen Vorgänger, der die laufende Saison noch selbst gestaltet hat.

Die offizielle Übergabe der Ämter ist am 20. Oktober

Warum er das Amt übernimmt, begründet Klaue so: „Mich begeistert die Aussicht auf die Zusammenarbeit mit vielen hochkarätigen Musikern. Und ich möchte etwas für den Ort, die Kultur und die Menschen tun, weil ich Ahrensburg viel zu verdanken habe.“ Und eigene Akzente setzen, auch Angebote für jüngeres Publikum schaffen. Als Beispiel nennt er das Konzert des Vokalensembles Amarcord Anfang dieses Jahres. „Da waren viele junge Leute unter den Zuschauern.“ Auch einen Abend mit barocken Arien oder einem Bläserquartett könne er sich vorstellen.

Die offizielle Amtsübergabe ist am 20. Oktober. Diesen Termin hat sich auch Angelika Möller vorgemerkt. Sie löst Sabine Schwarz ab, die bislang für das Theaterprogramm verantwortlich war. Wie Klaue füllt die Buchhändlerin ihre Aufgabe derzeit noch kommissarisch aus, wurde parallel zu ihm eingearbeitet. Damit vollzieht sich ein kompletter Wechsel an der Vereinsspitze.

Team versteht sich prächtig, steht in ständigem Austausch

Die beiden Neuen sind inzwischen ein Team. Sie stehen in ständigem Kontakt und Austausch und haben sich auch schon gegenseitig besucht. Das harmonische Miteinander beflügelt die Arbeit und ist ein Glücksfall für den Verein.

Das aktuelle Programm haben Schwarz und Möller zusammen geplant. Für dessen Nachbearbeitung habe sie etwa vier oder fünf Tage gebraucht, so Möller, die sich inzwischen einen guten Überblick verschaffen konnte, was an Aufgaben auf sie zukommt. Es sind mehr als gedacht, denn die Einschätzung ihrer Vorgängerin sei doch etwas anders gewesen: „Das ist gar nicht so viel Arbeit“, habe Sabine Schwarz gesagt. Möller schmunzelt, sie lernte ihre Vorgängerin schon vor Jahren durch ihre berufliche Tätigkeit kennen. Sabine Schwarz sagt dazu: „Sie hat mich immer in allem sehr gut beraten. Ich dachte, ich frage sie einfach mal, ob sie Lust hat, das Amt zu übernehmen.“ Und tatsächlich: Möller zeigte sich interessiert.

Arbeitsaufwand hat sich durch Corona deutlich gesteigert

Warum sie den Arbeitsaufwand anders eingeschätzt hat, erläutert Schwarz so: „Durch Corona ist es extrem viel Arbeit geworden. Zu meiner Zeit konnte ich mir das gut einteilen, jetzt ist es so, dass man gleich reagieren muss und fast überrannt wird.“ Sie sei außerordentlich glücklich, Angelika Möller für das Amt gewonnen zu haben. „Ich selbst bin sehr auf der klassischen Linie“, sagt Schwarz. „Ich finde es gut, wenn sie sich etwas traut und andere Wege beschreitet, damit sich auch jüngere Menschen angesprochen fühlen.“

„Ich gehe gern ins Kino und ins Theater, das gehört für einen Buchhändler dazu“, sagt Möller, die schon aus beruflichen Gründen viel liest und die Umsetzung der Stoffe fürs Theater mit besonderer Spannung beobachtet.

Sabine Schwarz ließ ihrer Vorgängerin viel Freiraum

Dass Schwarz ihr von Anfang an freie Hand gelassen hat, rechnet die 58-Jährige ihrer Vorgängerin hoch an. Sie steckt schon mitten in den Vorbereitungen für die kommende Saison. „Ein Hamburger Theater hat ein wunderschönes Programm für Kinder“, schwärmt sie. Und auch die Theateragenturen schicken viele Kataloge, die alle durchgesehen werden müssen. Möller will mit dem neuen Programm Jung und Alt gleichermaßen ansprechen. Denkbar seien Crossover, Bühnenfassungen von Romanen – und: „Ich liebe Lessing, da kommt sicher etwas auf die Bühne“. Außerdem gebe es gute junge Theaterautoren.

Hinrich Tramm und Sabine Schwarz werden die Arbeit ihrer Nachfolger mit Interesse verfolgen. Das Ahrensburger Publikum kann sich jedenfalls auf neue spannende Impulse freuen.