Buxtehude. Vor 926 Zuschauern feiern Bundesligafrauen einen 31:30-Sieg gegen Vizemeister Borussia Dortmund. Auf Linksaußen gibt es eine neue Spielerin.

Das war 60 Minuten lang kein Spiel für schwache Nerven. Bis zum Schluss ging es in der Halle Nord hin und her im Spitzenspiel der Handball Bundesliga Frauen (HBF) zwischen dem Buxtehuder SVund dem deutschen Vizemeister Borussia Dortmund. Die letzten drei Minuten läutete beim Spielstand von 29:29 BSV-Torhüterin Lea Rühter mit ihrer ersten Parade ein. Dann traf Maxi Mühlner per Siebenmeter zum 30:29. Alina Grijseels, eine der besten Werferinnen und Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, versagten danach bei einem Siebenmeter gegen Rühter die Nerven. Wenig später stand es doch 30:30.

Isabelle Dölle macht mit ihrem zehnten Treffer den Erfolg perfekt

In der Schlussminute verzückte Isabelle Dölle mit einem Wurf wie ein Strich aus dem Lauf heraus zum 31:30 das Publikum in der Buxtehuder Halle Nord. Dortmund blieben nach einer Auszeit noch 27 Sekunden, in denen die Gastgeberinnen aufopferungsvoll kämpften und ihre Gegnerinnen zu einem Fehler zwangen. Als der Ball im Seitenaus landete, bedeutete das den überraschenden Sieg für den Buxtehuder SV.

Endlich durfte gejubelt und gefeiert werden. Umso mehr, weil der letzte Bundesligasieg Buxtehudes gegen Borussia Dortmund dreieinhalb Jahre zurück lag. Seinerzeit war es beim 21:20 auch nur ein Treffer, der den Unterschied ausmachte. Danach hagelte es fünf zum Teil sehr deutliche Niederlagen. Nur im DHB-Pokal-Wettbewerb sprang am 4. November 2019 noch ein Sieg gegen Dortmund heraus. Unmöglich war es also nicht, die Borussia zu besiegen. Als Favoritinnen starteten allerdings eindeutig die Westfälinnen mit den im Sommer zum BVB gewechselten Ex-BSV-Spielerinnen Lisa Antl und Meret Ossenkopp.

Dortmund zeigt sich unbeeindruckt von vereinsinternen Unruhen

Von den Unruhen nach der zunächst fristlosen Kündigung zweier Spielerinnen und der folgenden Trennung von Trainer André Fuhr schienen die Dortmunder Handballfrauen vor der Saisonrekordkulisse von 926 Zuschauern in der Halle Nord unbeeindruckt. Dem ehemaligen Dortmunder Trainer wird vorgeworfen, über Jahre hinweg unverhältnismäßig starken psychischen Druck auf Spielerinnen ausgeübt zu haben.

Der BSV präsentierte sich von Beginn an von seiner guten Seite. Torfrau Marie Andresen setzte mit ihrer ersten zehn Paraden gleich nach dem 1:1 ein Zeichen. Danach versenkte die am Ende mit zehn Treffern beste Werferin Isabelle Dölle einen Siebenmeter zum 2:1. Besonders auffällig war die ungewöhnlich aggressive Abwehr des Buxtehuder SV mit manchmal bis zu drei vorgezogenen Spielerinnen.

Ungewöhnlich aggressive BSV-Defensive macht Gästen zu schaffen

So wurden die schnellen BVB-Angriffe früh unterbunden und die Dortmunderinnen zu Würfen aus ungünstigen Positionen gezwungen. Dank dieser Spielweise lagen die BSV-Frauen meistens knapp in Führung – bis zum 8:8 durch die frühere Buxtehuderin Lisa Antl. Danach wechselte die Führung ständig bis zum 15:14-Halbzeitstand für die Gäste. Auch nach dem Wechsel blieb die Partie eng.

Isabelle Dölle, hier beim Siebenmeter, war mit zehn Toren die Spielerin des Tages. Im Hintergrund ihre letztjährige Vereinskameradin Lisa Antl (jetzt Dortmund).
Isabelle Dölle, hier beim Siebenmeter, war mit zehn Toren die Spielerin des Tages. Im Hintergrund ihre letztjährige Vereinskameradin Lisa Antl (jetzt Dortmund). © Lobeca.de | Patrick Suephke

Allerdings kam der BVB durch Zoë Sprengers zur ersten zwei Tore-Führung. Bis zur 40. Minute kam der BSV immer wieder bis auf ein Tor heran, konnte aber nicht ausgleichen. Dann traf bei ihrem dritten Wurfversuch auch die neue BSV-Linksaußen Cara Reiche und glich zum 18:18 aus.

Cara Reiche von den Handball-Luchsen ist die Neue auf Linksaußen

Weil sich beim Buxtehuder SV im Auswärtsspiel bei Union Halle-Neustadt nacheinander beide Linksaußen Teresa von Prittwitz und Lucia Kollmer verletzt hatten, helfen die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten dem BSV zunächst bis zum Jahresende aus. Sie statteten Cara Reiche mit einem Doppelspielrecht für den Buxtehuder SV aus. Die 21 Jahre alte Studentin war zu Saisonbeginn von der HSG Blomberg-Lippe zum Zweitligisten nach Buchholz gewechselt. Teresa von Prittwitz fällt mit einem doppelten Bänderriss schätzungsweise acht Wochen aus, für Lucia Kollmer ist die Saison nach einem Kreuzbandriss wohl gelaufen.

Nach Reiches Ausgleich ging es Schlag auf Schlag weiter. Immer wieder ging Dortmund mit einem Tor in Führung und der BSV glich aus. Auslöser für den starken Buxtehuder Schlussspurt war der Treffer von Cara Hartstock vom Kreis zum 27:26 (53.), der das Publikum in der Halle Nord von den Sitzen riss. Jetzt war der Sieg gegen Dortmund greifbar nahe.

Dirk Leun lobt sein Team für hervorragenden und leidenschaftlichen Handball

Mit dem doppelten Punktgewinn gegen Dortmund schob sich der BSV an der HSG Blomberg-Lippe vorbei auf Tabellenplatz vier (7:3 Punkte). BSV-Trainer Dirk Leun hatte am Sonnabendnachmittag gleich mehrere Gründe, zufrieden zu sein, und zollte seiner Mannschaft Respekt: „Die Mädels haben heute zurückgezahlt bekommen, dass sie hervorragend und leidenschaftlich Handball gespielt haben. Wir haben die personellen Probleme gut weggesteckt. Heute ist ein glücklicher Tag für den BSV.“

Leun freute sich auch über die vielen Zuschauer in der Halle Nord: „Das hat heute wieder richtig Spaß gemacht.“ Die Handball-Bundesliga der Frauen verabschiedet sich nun in eine fünfwöchige EM-Pause. Die nächste Partie des Buxtehuder SV ist ein Auswärtsspiel bei der HSG Bensheim/Auerbach am Sonntag, 27. November.