Stade. Umweltverbände bezeichnen Planung als rechtswidrig. Pro-initiative plant dagegen Demo für das 20-Millionen-Projekt
Eine Atmosphäre wie an einem Ozean-Strand versprechen die Investoren für den geplanten Surfpark bei Stade. Die Freizeitanlage mit künstlichen Wellen, Restaurant, Shop und Surf-Schule könnte als „Surfgarten Stade“ 2024 eröffnet werden. Die Stadt Stade unterstützt das 20-Millionen-Euro-Projekt und hat dazu einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Es gibt viel Zustimmung von Bürgern, aber auch viel Protest. Jetzt haben sich auch die Umwelt- und Naturschutzverbände in die öffentliche Diskussion eingeschaltet.
Umweltverbände sehen Verstoß gegen überregionale Vorgaben
Ihre teils massive Kritik richtet sich in erster Linie gegen die Bauleit-Planung der Stadt. „Die wird so vor Gericht keinen Bestand haben“, sagte Udo Paschedag vom Naturschutzverband Niedersachsen während einer gemeinsamen Pressekonferenz der Verbände. Paschedag, früher Verwaltungsrichter und grüner Staatssekretär, forderte daher eine völlige Überarbeitung des Bebauungsplanentwurfs. Vieles darin sei unausgewogen, nicht bedacht oder basiere auf nicht belegbaren Erwartungen, wie etwa die Feststellung, durch den Surfpark würden Flugreisen vermieden. „Das ist doch hanebüchen“, so Paschedag.
Planung für „kleine privilegierte Gruppe“
Tatsächlich haben die Umweltverbände wohl einige Punkte ausgegraben, die noch im weiteren Genehmigungsverfahren erklärungsbedürftig werden könnten. Jurist Paschedag verwies beispielsweise auf die überörtliche Regionalplanung: Die sehe für den Standort ein Vorranggebiet für große industrielle Anlagen und keine Freizeitnutzung vor. Solche Angebote würden eher an der Elbe geplant. „Von diesen Zielen darf die Stadt nicht einfach so abweichen“, sagte er. Zudem bemängelte Paschedag auf den aus seiner Sicht großen Verbrauch an Fläche und Wasser für eine „kleine, privilegierte Gruppe“.
Auswirkungen auf Naturschutzgebiet nicht bedacht?
Dass die Planer des Surfparks vorhaben, als Ausgleich ein Regenrückhaltebecken zu bauen und erneuerbare Energieerzeugung einzusetzen, sei in diesem Zusammenhang nicht der zentrale Punkt. Solche Dinge müsste die Stadt in ihrem Bebauungsplanentwurf auch konkret festsetzen, forderte er. In eine ähnliche Kerbe schlug während der Veranstaltung in Deinste bei Stade der Landesvorsitzende des BUND, Heiner Baumgarten: Unter anderem kritisierte er, dass eine mögliche Gefährdung eines nahen Naturschutzgebietes nicht ausreichend geprüft worden sei. Auch der genaue CO2-Fußabdruck des Vorhabens werde in der Planung nicht hinreichend dargestellt. Baumgarten: „Viele Fragen konnten bisher durch Gutachten nicht ausgeräumt werden.“ Der Landschaftsplaner und frühere Geschäftsführer der Internationalen Gartenschau (igs) in Wilhelmsburg störte sich zudem am Gesamtkonzept. Jeder Planer versuche, ein Stadtgebiet „kompakt“ zu halten und solche Projekte nicht wie hier geschehen an die äußerste Grenze zu legen.
Bernd Unglaub von der Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz sprach dem Surfpark hingegen angesichts des Flächenverbrauchs komplett die Notwendigkeit ab: „Und was nicht wirklich notwendig ist, muss verhindert werden“
Im Frühsommer könnte das Baurecht vorliegen
Wie berichtet, prüft die Stadt Stade derzeit gerade im Rahmen des Planverfahrens solche Stellungnahmen wie von den Umweltverbänden. Sollte es am Ende zu keinen neuen Erkenntnissen und damit Planänderungen kommen, könnte im März der Stadtrat den Bebauungsplan verabschieden, ab Frühsommer würde dann Baurecht vorliegen. Vorausgesetzt aber, dass es zu keinem Gerichtsverfahren dagegen kommt, was nun aber durchaus möglich werden kann, nachdem sich die Umweltverbände so eindeutig positioniert haben.
„Viele Menschen der Region fiebern dem Projekt entgegen“
Allerdings gibt es in der Bevölkerung auch breite Unterstützung für den geplanten Surfpark. So hatten sich bei den Stellungnahmen zum Bebauungsplan auch Bürger zu Wort gemeldet. Mehr als 80 Prozent davon begrüßten das Vorhaben. Und es hat sich in Stade mittlerweile nicht nur eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben, sondern jetzt auch eine dafür gebildet. Sie nennt sich „Pro Surfpark Stade“ und wolle die Vorteile der Anlage in die Öffentlichkeit tragen und „unsere Begeisterung für dieses Projekt teilen“, wie es in einer Mitteilung der Initiative heißt, die bisher im Internet auf Instagram und Facebook vertreten ist. Es gebe eben viele Menschen in Stade und Umgebung, die der Realisierung „entgegenfiebern“. Für kommenden Sonntag, 30. Januar, plant die Initiative daher auf dem geplanten Standort an der Kreisstraße 30 ab 14 Uhr eine Demonstration. Geplant ist, dass für ein Foto möglichst viele Teilnehmer Surfboards in die Luft halten. „Wir wollen der Kritik eine positive Welle der Zustimmung entgegensetzen“, heißt es dazu.