Buxtehude. Grundstücke der Stadt werden nur noch mit engen Auflagen verkauft. Trotzdem ist die Nachfrage groß. Der erste Investor steht fest.
Die Mieten sollen möglichst niedrig sein, der architektonische Anspruch hingegen hoch; nachhaltig und klimaschonend soll zudem gebaut werden: In ihrem in absehbarer Zeit wohl letzten großen Neubaugebiet an der Giselbertstraße knüpft die Stadt Buxtehude enge Forderungen an den Erwerb von Baugrundstücken auf städtischem Grund.
Nach einem neuen Punktesystem werden die Investoren dabei ausgewählt, ähnlich wie es in der Hamburger Hafencity bei den sogenannten Konzeptvergaben auch schon seit einigen Jahren geschieht.
Für den ersten Verkauf ist nun der Zuschlag erfolgt
Zweidrittel der in der Giselbertstraße geplanten gut 400 Wohnungen werden auf städtischen Grundstücken gebaut, die daher jetzt abschnittsweise nach diesem Prinzip vergeben werden. Für das erste Projekt dabei ist nun der Zuschlag erteilt worden, ein Bauantrag ist bereits gestellt, im Juli soll mit dem Komplex aus 74 Wohnungen begonnen werden. Zweidrittel davon werden „preisgedämpft“ und damit deutlich günstiger sein als am freien Markt. Aber auch die anderen Wohnungen werden eher moderate Mietpreise aufweisen, heißt es bei der Stadt.
Trotz der Vorgaben ist die Nachfrage groß
Trotz der Vorgaben sei die Nachfrage nach den Grundstücken groß, sagte Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt, bei der öffentlichen Vorstellung dieses ersten Vorhabens nach neuer Marschrichtung. Man sei daher zuversichtlich, weiter diesen neuen Weg zu gehen. „Wir können so unsere wohnungspolitischen Ziele umsetzen, was viele vorher nicht geglaubt hatten“, sagte sie.
Bauherr ist ehemaliger Hamburger SPD-Sprecher
Bauherr ist der Buxtehuder Heiko Tornow, der mit seiner Familie schon mehrfach in Mietwohnungsbau investiert hat. „Ich bezeichne mich aber als Bauherr, nicht Investor“, sagte Tornow, der früher einmal Chefredakteur des Buxtehuder Tageblatts war, dann beim Stern arbeitete und um 2007 als Sprecher der Hamburger SPD agierte. „Ich mache das hier auch als Lokalpatriot“, so Tornow. Rendite sei bei einem solchen Projekt kaum zu erwarten.
Projekt bringe keine Rendite
Rund 340 Euro musste er für den Quadratmeter an die Stadt zahlen. Das galt als Mindestpreis, üblich ist in solchen Lagen im Geschosswohnungsbau nach Information der Stadtverwaltung gut das Dreifache. Doch Tornow bot für die preisgedämpften Wohnungen eine Belegungsbindung von 30 und nicht nur eine der geforderten 20 Jahre an -¬ was tatsächlich nicht gerade renditeförderlich sein dürfte, sein Konzept dann in der Punktebewertung aber nach oben rutschen ließ. Und es war auch das architektonische Konzept des Buxtehuder Architekten Christoph Frenzel, das bei der Stadt offensichtlich gute Punkte brachte: Der Komplex umfasst vier Gebäudeteile, die zu zwei Paaren zusammengefasst sind und so einen Innenhof bilden, in dem Obstbäume wachsen sollen. Projektname lautet daher auch „Appelhoff“.
Anspruchsvolle Architektur mit Innenhof
Eingänge gibt es nicht nur nach außen, sondern auch in diesen Hof. „Im Appelhof wollen wir mit unserem Entwurf eines modernen Atriums den Versuch wagen, ein wenig aus dem Herkömmlichen auszubrechen“, sagte Architekt Frenzel. Das Vorhaben erfüllt aber auch ökologische Vorgaben der Stadt: Die Dächer werden begrünt sein, oben liefert eine starke Photovoltaik-Anlage Strom für die Bewohner, es gibt die obligatorischen Ladesäulen und auch ein Lastenradverleih wird nicht fehlen.
Bauherr und Stadt loben sich gegenseitig
Die Abstimmung zwischen Architekten, Bauherr und Stadt lief bei der Umsetzung dieser ganzen Aspekte zudem offensichtlich unproblematischer, als zunächst befürchtet. Stadtbaurat Michel Nyveld und seine Stadtplanerin Anette Mojik-Schneede sprachen jedenfalls von einer „tollen Zusammenarbeit“. Wobei durchaus Erleichterung zu spüren war, dass dieser erste Grundstücksverkauf so glatt über die Bühne gegangen ist. „Ich bin froh, dass wir gleich bei dem ersten Projekt einen so guten Partner gefunden haben“, so die Planerin.
Schlechte Erfahrung mit Hamburger Behörden
Aber auch Bauherr Tornow lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt Buxtehude als „reibungslos“. Für den abschließenden Vertrag seien gerade mal drei Mails ausgetauscht worden, dann war er unterschriftsreif. Wobei Tornow durchaus Vergleiche ziehen kann. Gemeinsam mit seinem Sohn Tim hatte er auch schon ein ähnliches Vorhaben im Fischbeker Heidbrook auf dem Gelände der früheren Röttiger Kaserne realisiert. Für die Vergabe nach Konzeptausschreibung für das riesige Neubaugebiet mit mehr als 1000 Wohneinheiten an der Landesgrenze zu Niedersachsen dort ist die städtische Hamburger Entwicklungsgesellschaft IBA zuständig. Auf die Frage wie er als Bauherr die Unterschiede in beiden Hansestädten bei der Zusammenarbeit mit Behörden und Planern bewerten würde, gab Tornow eine knappe Antwort: „Buxtehude: Eins minus, Hamburg Sechs minus.“