Buxtehude. Interview mit Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt zum Bauboom in der Metropolregion.

Wohnungen in Hamburg sind knapp, der Bauboom schwappt daher längst weiter. Von einer „Nachfrageverschiebung zugunsten des Umlands“, spricht der Immobilienvermittler Grossmann&Berger denn auch in seiner jüngsten Studie. Hohe Preise und ein geringes Angebot in der City würden potenzielle Käufer und Mieter verstärkt nach außen drängen. Gerade Buxtehude und Buchholz seien hier neue „Rising Stars“, also Orte, in denen aus Maklersicht die Preisdynamik noch vielversprechend ist.

Und tatsächlich wird beispielsweise in Buxtehude vielerorts gebaut, die 40.000-Einwohner-Stadt hat mehrere größere Projekte in der Startphase. Doch Wachstum um jeden Preis soll es nicht geben, sagt Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos). Zudem sind die Flächen zum Bauen endlich, das letzte große Neubaugebiet sieht die Verwaltungschefin aber als Leuchtturmprojekt und beispielhaft für weitere, kleinere Baugebiete.

Im benachbarten Neu Wulmstorf beklagt sich die Verwaltung bereits darüber, dass mit immer mehr Neubürgern die Infrastruktur nicht mehr Schritt hält. Wie stark kann Buxtehude noch wachsen?

Katja Oldenburg-Schmidt: Wir streben ein moderates Wachstum an, von derzeit ca. 40.000 auf 42.000 Einwohner. Damit stellen wir sicher, dass mit dem Wachstum auch die Infrastruktur folgen kann.

Dennoch bringt ein stetes Wachstum doch auch Folgekosten mit sich, etwa beim Ausbau von Kindergartenplätzen?

Das stimmt. Gerade die Infrastruktur im Bildungsbereich wie Schulen und Kitas werden in Zukunft neben der verkehrlichen Infrastruktur die größten Herausforderungen stellen. Hier haben wir für die nächsten Jahren annähernd 80 Millionen Euro an Investitionen geplant. Wie ich finde, gut investiertes Geld.

Kindergärten brauchen aber auch Erzieherinnen, die dort arbeiten. Doch davon gibt es offensichtlich nicht genug, überall stöhnen Kommunen im Umland und planen dennoch weitere Einrichtungen.

Der Rechtsanspruch der Eltern auf Kinderbetreuung zwingt natürlich jede Gemeinde dazu, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Dazu gehört auch, ausreichend Fachpersonal vorzuhalten. Die Situation auf dem Stellenmarkt ist für alle Kommunen ein Problem. Hier sehe ich das Land in der Pflicht, entsprechende Reformen in der Ausbildung und Finanzierung der Erzieher und Erzieherinnen voranzubringen, um den Beruf insgesamt attraktiver zu gestalten Dies ist offenbar inzwischen bei den Verantwortlichen angekommen. Bislang konnten wir offene Stellen immer noch besetzen, weil es für viele attraktiv ist, in Buxtehude zu arbeiten und zu leben.

Buxtehude geht in diesem Bereich der Betreuung aber auch eigene, neue Wege?

Das stimmt. Mit der Einführung der Offenen Ganztagsschule haben wir die Horte aufgelöst und das Fachpersonal in die Schule integriert. So wird Schule ganztägig zum Lern- und Lebensort für die Kinder, ein System unter einem Dach. Ein einmaliges Konzept, das allerdings allein durch die Hansestadt mit jährlich über 1,7 Millionen Euro finanziert wird.

Wie reagiert die Stadt auf die Nachfrage, gibt es überhaupt noch genügend Bauland in der Stadt?

Flächen für Wohnungsbau sind auch in Buxtehude endlich. Eine gute strategische Planung für die Entwicklung der Stadt steht an vorderster Stelle. Das Ausbalancieren von Angebot und Nachfrage ist eine große Herausforderung. Langfristig sollte meiner Meinung nach Qualität vor Quantität gehen. Nur so kann Buxtehude auch in Zukunft attraktiv bleiben.

Was bedeutet für Sie Qualität in diesem Zusammenhang?

Das heißt, eben nicht die Sünden der 60er und 70er Jahre wiederholen. Dort wurden bekanntlich unter dem Druck der Wohnungsnachfrage Hochhaussiedlungen entwickelt, deren Probleme selbst heute noch nachwirken. Wir brauchen deshalb Vielfalt in den Wohnquartieren; Vielfalt an Wohnformen, an unterschiedlichen Zielgruppen, an Infrastruktur und keine Monostrukturen. Das aktuell geplante Neubaugebiet an der Giselbertstraße wird mit seinen etwa 450 Wohneinheiten diese Grundsätze widerspiegeln. Für mich kann es ein Leuchtturmprojekt für zukünftige Planungen sein.

Gibt es noch weitere größere Neubaugebiete in Buxtehude?

Das nächste größere Gebiet liegt direkt an der Bahn und wird durch einen privaten Investor betrieben. Hier ist Geschosswohnungsbau im Umfang von rund 200 Wohneinheiten geplant. Daneben liegt unser Fokus auf einer attraktiven Innenstadtverdichtung. Ein Konzept dazu liegt vor und wurde politisch so beschlossen. Aktuell entwickeln wir eine innerstädtische Fläche im Bereich Schützenhofweg mit 30 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau. Im Rahmen unserer Flächennutzungsplanentwicklung werden wir sicherlich weitere Flächen diskutieren, immer vor dem Hintergrund einer moderaten Entwicklung.

Thema preisgünstiger Wohnraum - ist das auch ein Problem in Buxtehude so wie nahezu überall im Raum Hamburg?

Ja, auch wir haben eine große Nachfrage nach günstigem Wohnraum. Aufgrund unseres Wohnraumversorgungskonzeptes haben wir den Bedarf ermittelt und streben deshalb bei Ausweisung neuer Baugebiete eine Quote von 20 bis 30 Prozent an preisgünstigem Wohnraum an.

Wie wollen Sie das erreichen, braucht Buxtehude dazu nicht eine eigene städtische Wohnbaugesellschaft, die das Bauen jetzt übernimmt?

Nach meiner persönlichen Einschätzung haben wir nicht die Größe für eine wirtschaftlich agierende eigene Wohnungsbaugesellschaft. Wir können uns allerdings gut Kooperationen mit anderen vorstellen. In jedem Fall bleibt die Steuerung der Stadt zum Bau günstigen Wohnraums über das Planrecht ein wirksames Mittel.

Giselbertstraße

Neubaugebiet Seit gut 20 Jahren gelten die Wiesen entlang der Bahnlinie am westlichen Ortsausgang von Buxtehude Bauerwartungsland: In diesem Jahr nun wird es dort konkret. Erste Erschließungen sowie die Anlage einer Baustraße haben bereits begonnen. In diesem Frühjahr soll mit dem eigentlichen Hochbau gestartet werden.

Geplant ist ein Mix aus Einfamilien- Doppel- und auch größeren Mietshäusern, um verschiedene Angebote abdecken zu können. Rund 400 Wohneinheiten sollen auf dem Gelände entstehen – das Wohngebiet Giselbertstraße gilt damit als letztes größeres Neubaugebiet der Stadt. In der Mitte des neuen Quartiers, das zwar am Ortsrand, aber doch nur wenige hundert Meter entfernt vom Bahnhof liegt, soll zudem ein großer Grünzug entstehen.