Spediteure und Taxiunternehmen sind von den hohen Kosten an der Zapfsäule besonders betroffen - und geben sie an ihre Kunden weiter.
Stade/Harburg/Lüneburg. Sie steigen und steigen und steigen. Schon seit Tagen treiben die hohen Spritpreise den Autofahrern in ganz Deutschland die Sorgenfalten auf die Stirn. Unter 1,60 Euro für den Liter Super scheint nichts mehr zu gehen - eine Fahrt mit der Familienkutsche wird so schnell zum Luxus, der wohlüberlegt sein will.
Während manche den Wagen einfach stehen lassen können, um lieber Zug zu fahren, gibt es einige Berufsgruppen, die auf ihr Gefährt angewiesen sind. Zu ihnen gehören beispielsweise Spediteure oder Taxiunternehmen. Sie müssen immer hinaus auf die Straße, egal wie hoch die Preise sind. Das Abendblatt hat sich bei einigen Firmen aus den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade umgehört, was die aktuelle Situation für sie bedeutet.
"Die Lage ist so kritisch wie zuletzt im Jahr 2008", sagt Wolfgang Hiller, Geschäftsführer der Hiller Spedition und Logistik GmbH in Lüneburg. Preissteigerungen für die Kunden sieht er als nahezu einzige Möglichkeit, auf die hohen Spritpreise zu reagieren - auch wenn das mitunter bedeuten könne, dass der Auftrag verloren gehe. Vor allem kostengünstige Speditionen aus Osteuropa seien eine große Konkurrenz.
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Etwa ein Drittel von dem, was sein Unternehmen einnehme, gehe für Kraft- und Schmierstoffe drauf, schätzt er. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Ausgaben um elf Prozent gestiegen. "Im Grunde steigen die Kosten laufend, da kommt man schon gar nicht mehr mit." Vor einigen Jahren hätte sein Unternehmen sogar auf Biodiesel umgestellt, um Kosten zu senken. Doch das hätten sie wieder aufgegeben, als der Kraftstoff besteuert wurde und viele Marken wieder verschwanden.
Die Ohnmacht der Spediteure angesichts der Preissteigerungen ist auch bei Olliver Grotkaß spürbar. Der Leiter des Distributionszentrums von Havi Logistics in Neu Wulmstorf, das für das Unternehmen für den Norddeutschen Raum zuständig ist, weiß, dass sie nur wenig eigene Möglichkeiten haben. So werden bei ihnen die Fahrer grundsätzlich in einer spritsparenden Fahrweise ausgebildet und müssten stets sichergehen, dass der Luftdruck der Reifen stimme, sagt er. "Darauf wird bei erhöhten Preisen nun noch stärker geachtet." Leerfahrten würden vermieden werden und Routen so gelegt, dass es möglichst wenig Umwege gebe. Auch wenn die betriebseigene Tankstelle etwas billiger sei als die öffentlichen Tankstellen für Privatverbraucher, stiegen die Preise dort mit derselben Geschwindigkeit und Höhe, sagt er.
"Wenn sich ein Fahrzeug nicht mehr rechnet, müssen wir letztlich sehen, ob wir all unsere Lkw behalten können", sagt Johann Rieper, Geschäftsführer der Peter-Rieper-Spedition in Jork, die derzeit 20 Lkw besitzt. Mehr Touren zu fahren oder die Fahrer länger am Steuer sitzen zu lassen, um Kosten zu senken, ginge nicht. "Die Arbeitszeitordnung gibt uns das schließlich alles vor." Die aktuelle Situation erfülle ihn mit großer Sorge, denn er befürchtet, dass die Spritpreise noch weiter steigen werden.
Eine andere Möglichkeit bringt Jan-Wilhelm Ernst, Geschäftsführer der Ernst-Logistik in Altenwerder, ins Spiel. Man könnte Veränderungen der Dieselpreise von vornherein im Vertrag berücksichtigen. Solche "Dieselgleitklauseln" würden eine Angleichung der Tarife für die Kunden in Höhe der Preisentwicklungen beim Treibstoff beinhalten. Demnach werde der Preis für den Kunden dann teurer oder auch billiger. Oft würden aber auch normale Verträge abgeschlossen, und es müssten dann Zuschüsse mit den Kunden ausgehandelt werden.
Von diesem Diesel-Zuschlag macht auch die Spedition Petersen und Bileck aus Buchholz seit vergangenem Herbst Gebrauch, wie Gerhild Bileck, zuständig für die Disposition, berichtet. Er liege zwischen fünf bis sieben Prozent, je nachdem, wie sich der Preis entwickle. Die Buchholzer haben so wie fast alle großen Speditionen eine firmeneigene Tankstelle, die etwa wöchentlich mit 10 000 Liter beliefert wird. Vor zwei Wochen habe der Nettopreis für Diesel bei 1,19 Euro pro Liter gelegen, sagt sie.
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Auch Taxigesellschaften sind von der Sprit-Problematik betroffen, zumal sie keine betriebseigenen Tankstellen haben und zu den gleichen Tankstellen fahren müssen wie private Verbraucher. Allenfalls könnten sie kleinere Rabatte von bis zu zwei Cent pro Liter mit den Konzernen aushandeln, berichtet Wilfried Boy vom gleichnamigen Taxiunternehmen in Harburg.
Diese Rabatte können aber die Preiserhöhungen nicht unbedingt ausgleichen. "Außerdem müssen die Taxifahrer im Winter zusätzlich die Standheizung benutzen." Und die verbrauche auch dann Benzin, wenn das Auto nicht fahre. Eine mögliche Tariferhöhung bei den Taxengesellschaften müsste allerdings erst viele Stationen durchlaufen, von den Zentralen über den Verband bis zu einem Antrag im Betriebssenat, erklärt Boy.