Etliche Exponate stammen vom Zweimaster “Gottfried“, der 1822 in der Elbmündung nahe Balje zu Grunde ging.

Balje. Es ist die Nacht des 12. März 1822. Ein Orkan tobt auf der Elbe. Der Zweimaster "Gottfried" schlägt sich mit seiner kostbaren Fracht - 97 Kisten gefüllt mit historischen Schätzen aus der Zeit der Pharaonen - durch die hohen Wellen. Ziel: Hamburg. Die antiken Kunstgegenstände an Bord der "Gottfried" hat der Generalleutnant Heinrich Menu von Minutoli im Auftrag des preußischen Königs während einer Expedition von 1820 bis 1821 in Ägypten erworben. Doch Friedrich Wilhelm der Dritte wird seine Schätze nicht mehr sehen. Denn das Schiff erreicht die Hansestadt nicht, versinkt samt Fracht und sieben Besatzungsmitgliedern in den Fluten der Elbe an der Ostemündung. Teile der Ladung, darunter sieben Mumien, werden an der Küste angespült.

Wenig später wurden sie in Hamburg versteigert. Bis auf wenige Stücke gelten die Objekte seitdem als verschwunden. Andere Güter, etwa ein Granitsarkophag und Stelen, liegen bis heute an bisher unbekannter Stelle auf dem Grund des Flusses. Lediglich 20 Kisten von Minutoli erreichen über dem Landweg Berlin. Sie bilden mittlerweile den Grundstock des dortigen "Neuen Museum".

Das Baljer Naturkundemuseum erinnert in seiner neuen Ausstellung nun an den Untergang der "Gottfried" vor 188 Jahren in der Elbe. Am Sonntag wird "Versunken in der Elbe - Schätze vom Nil" im Natureum eröffnet. Zu sehen gibt es rund 100 Exponate, darunter Mumien, Alltagsgegenstände sowie religiöse Artefakte aus dem alten Ägypten. Einige der Ausstellungsstücke stammen von der "Gottfried". Ebenfalls gezeigt werden (lebendige!) Tiere aus dem nordafrikanischen Land, darunter Gottesanbeterinnen, Sandboas, Chamäleons und niltypische Fische.

"Tiere hatten einen hohen Stellenwert bei den Pharaonen, und auch die 'Gottfried' hatte mumifizierte Tiere an Bord", sagt Reinhard Kölmel vom Natureum. So passe eine Ausstellung über das alte Ägypten sehr gut in das Naturkundemuseum. Zudem sei die "Gottfried" in unmittelbarer Nähe untergegangen und die angeschwemmten Gegenstände auf dem Gelände des heutigen Natureum zwischengelagert worden. So kämen die "Mumien symbolisch an ihren Fundort zurück".

In der Ausstellung sind Leihgaben des "Neuen Museum" in Berlin, dem "Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe" und der Hobby-Archäologischen Gemeinschaft Bremervörde zu sehen. Doch nicht zuletzt waren es Rainer Leive, ehrenamtlicher Vorstand des Natureum, und der Ägyptologe Joachim Karig, die die Ausstellung möglich gemacht haben. Seit rund 20 Jahren bewegen sich Leive und Karig auf den Spuren der "Gottfried". Archive und Bibliotheken in ganz Europa hat Leive durchforstet. Leive: " Mein Ziel ist es, die Untergangsstelle des Zweimasters zu finden, damit die Öffentlichkeit die versunkenen, zeitgeschichtlichen Objekte sehen kann". Er konnte auch dank seines freiberuflichen Engagements beim "Neuen Museum" Beziehungen spielen lassen und es damit möglich machen, dass die Leihgaben nach Balje kommen. Bis Sonntag wird er zusammen mit Mitarbeitern des Natureums letzte Hand an die Arrangements der Ausstellung anlegen.

Am Sonntag, 28. Februar, um 15 Uhr wird "Versunken in der Elbe - Schätze vom Nil" eröffnet. Olivia Zorn, stellvertretende Direktorin der Ägyptischen Sammlung in Berlin, wird zu diesem Anlass einen Vortrag über altägyptische Tiergottheiten halten. Die Ausstellung bleibt bis Ende Juni im Natureum.

Das Natureum (Neuenhof 8) ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet vier Euro für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren zahlen ermäßigt drei Euro.