Arbeitsagentur fördert mit 300 Euro monatlich. Rund 450 Arbeitslose aus dem Landkreis Stade gründeten 2008 eine Firma. Einige mit Erfolg.
Stade/Buxtehude. Job weg - was nun? Immer mehr Menschen wählen als Alternative zur Arbeitslosigkeit den Start in die Selbstständigkeit. Im Bereich der Arbeitsagentur Stade, zu der neben dem Landkreis Stade auch die Stadt Cuxhaven und die Altkreise Hadeln und Bremervörde gehören, nahmen 2008 455 Arbeitslose einen Gründungszuschuss in Anspruch. In diesem Jahr sind es bis jetzt schon 414, die sich mit Hilfe der Agentur selbständig machen wollen.
Zahlen über Erfolge oder Misserfolge liegen bei der Arbeitsagentur Stade nicht vor. In jedem Fall ist der Weg in die Freiberuflichkeit nicht einfach. Zunächst sind eine gute Geschäftsidee und viel Beratung erforderlich, so Pressesprecher Torsten Deecke. 300 Euro beträgt der Gründungszuschuss, den die Agentur zusätzlich zum Arbeitslosengeld ausbezahlt. Das Geld kann neun Monate lang bezogen werden, sofern der angehende Gründer ein durchdachtes Geschäftskonzept vorlegt. Notwendig ist darüber hinaus eine positive Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, einer berufsständischen Kammer, eines Fachverbandes oder eines Kreditinstituts.
Als Hans Sumfleth (54) und sein Sohn Thorsten (32) aus Jork-Königreich wegen der Insolvenz ihres damaligen Arbeitgebers in Fleestedt arbeitslos wurden, folgte noch eine zeitlich befristete Tätigkeit bei einer Firma in Jork. Aber schon nach elf Monaten "konnten wir wieder gehen", erinnert sich Hans Sumfleth. Daraufhin entschlossen sich die beiden gelernten Maurer, einen eigenen Betrieb zu eröffnen - mit Erfolg. Heute, zwei Jahre nach der Gründung, sind beide gut ausgelastet. Von den Einnahmen können zwei Familien leben. Den Schritt in die Selbstständigkeit, sagen beide, haben sie "bis jetzt nicht bereut".
Vater und Sohn Sumfleth führen Altbau- und Betonsanierung und Reparaturarbeiten aus, Kunden kommen per Mundpropaganda. "Es spricht sich herum, wenn man gute Arbeit abliefert", sagt Hans Sumfleth. Die größte Umstellung lag für die beiden im umfangreichen "Papierkram", der mit einer Selbstständigkeit verbunden ist - außerdem absolvierte Thorsten Sumfleth bei der Handwerkskammer in Stade Kurse über Management und Kundenkontakt.
Schon fast sieben Jahre selbstständig sind Marita Bölecke (59) und Martina Templin (45). "Am Ostfleth" in Buxtehude betreiben sie unter einem Dach eine Reinigungsannahme und eine Änderungsschneiderei. Positiv für Marita Bölecke war, dass sie schon zuvor in einer Reinigungsannahme beschäftigt war. Doch ihr früherer Arbeitgeber musste schließen, "weil in Buxtehude die Mieten zu hoch sind". Mit ihrem jetzigen Geschäft habe sie "viel Glück gehabt". Die früheren Kunden kamen gern wieder zu ihr: "Das hat von Anfang an gut funktioniert", sagt Marita Bölecke.
Unter dem Motto "Wir helfen Stade" bietet Arne Birkl (44) aus Ritschermoor in Kehdingen Dienste rund um Haus und Garten an. Der gelernte Energieanlagen-Elektroniker gründete seine Firma im Oktober 2005 zunächst als Nebenerwerb neben der Arbeitslosigkeit. Heute hat Birkl in seinem Betrieb vier Mitarbeiter. Auch Firmen aus dem Raum Stade zählen zu den Kunden, besonders Entrümpelungs- und Gartenarbeiten seien von Anfang an gut angenommen worden.
Bei Handwerksleistungen im Privatbereich beklagt Birkl aber die häufig schlechte Zahlungsmoral der Auftraggeber. Birkl bmängelt zudem die Unterstützung von Seiten der Banken. So sei es für einen Existenzgründer schwer, Kredite zu bekommen. "Da tun sich die Banken schwer. Dabei brauchen Gründer nach der Wirtschaftskrise zunächst mal Geld", sagt Alfred Huber. Der 73-Jährige unterstützt Arne Birkl im Rahmen des Stader Vereins "Unternehmer helfen Unternehmern". Er sagt: "Die Selbstständigkeit ist kein Honigschlecken, sondern harte Arbeit".
Infos zum Gründerzuschuss bei der Agentur für Arbeit Stade, Am Schwingedeich 2, Mo. - Fr. 8 bis 13 Uhr, Do. 8 bis 18 Uhr.Telefon: 04141 / 92 60.