Sylt. Der erfolgreicher Musiker und Familienvater ist mehrfach im Jahr auf Sylt – und bald live beim Festival Kampen Jazz zu sehen.

Ein regnerischer Nachmittag in Berlin. Till Brönner ist trotzdem bestens gelaunt. Deutschlands bekanntester Jazztrompeter hat gerade ein paar Tage Urlaub mit seiner Familie in Spanien gemacht und Sonne getankt.

Das Abendblatt trifft Brönner zum exklusiven Gespräch im Hotel Luc am Gendarmenmarkt. Und gleich zum Start des Interviews geht es gedanklich nach Sylt. Der Nordsee-Hotspot hat sich für Brönner zu einem „absoluten Wohlfühlort“ entwickelt.

Sylt: Für Till Brönner ist die Insel ein „absoluter Wohlfühlort“

„Diese Insel hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Und ich habe einfach das Bedürfnis, hier mehrmals im Jahr zu sein.“ Neben Kampen, Zentrum des von Brönner kurierten Festivals „Kampen Jazz“, mag der Künstler auch die Ruhe in Keitum.

Till Brönner schwärmt von den Spaziergängen am Watt nach Morsum. „Ich habe ja eigentlich immer Musik auf den Ohren. Aber wenn ich dort in dieser herrlichen Landschaft unterwegs bin, dann lasse ich mir einfach nur den Wind um die Ohren wehen und genieße die Natur.“ Selbst die siebenstündige Anreise von Potsdam, wo Brönner lebt, stört ihn wenig. Die Überfahrt mit dem Autoreisezug über den Hindenburgdamm hat sich für ihn zu einem Ritual entwickelt.

Sylt: Die Whiskeymeile verwandelt sich in eine Jazz-Bühne

Das der gebürtige Viersener zu einem Sylt-Fan geworden ist, hat er Dariush Mizani zu verdanken. Der Veranstalter hatte 2016 die Idee eines gemeinsamen Musikevents an Brönner herangetragen. Mit Erfolg: Vor sieben Jahren feierte das Open-Air-Musikfestival Kampen Jazz by Till Brönner Premiere auf dem legendären Strönwai.

Nach drei Jahren coronabedingter Abstinenz wird Kampen Jazz by Till Brönner am 30. Juni und 1. Juli die Whiskeymeile – unter diesem Namen ist die Straße mit den vielen Lokalen und Boutiquen weit über die Grenzen der Insel hinaus bekannt – in eine große Musikbühne verwandeln. „Wir werden dort wieder internationale hochkarätige Künstler präsentieren. Das wird eine große Party für Jazzfans“, verspricht Brönner.

Kampen Jazz by Till Brönner wird die Whiskeymeile am 30. Juni und 1. Juli wieder in eine große Musikbühne verwandeln (Archivbild).
Kampen Jazz by Till Brönner wird die Whiskeymeile am 30. Juni und 1. Juli wieder in eine große Musikbühne verwandeln (Archivbild). © Marco Michalke/KampenJazz | Marco Michalke/KampenJazz

Am finalen Line-up wird noch gearbeitet. Besonders stolz ist Brönner darauf, dass die Big Band der Bundeswehr an beiden Tagen dabei sein wird. Unterstützt wird die Veranstaltung von lokalen Sponsoren und der Gemeinde Kampen. Dank der vielen Förderer ist der Eintritt für die Besucher zum Kampen Jazz by Till Brönner kostenlos.

Till Brönner: Der Jazztrompeter stammt aus einer musikalischen Familie

Der Künstler ist viel auf Reisen. Anfang Mai geht es nach Usbekistan. „Ich bin dort zu Gast bei einem international besetzten Jazzfestival in Taschkent. Usbekistan ist ein spannendes Land, das sich in den vergangenen Jahren Europa gegenüber geöffnet hat.“

Till Brönner kommt aus einer musikalischen Familie. Seine Großväter seien Volksschullehrer, Chorleiter und Organisten gewesen. „Ich kam früh mit Kirchenmusik in Berührung, und dabei spielte auch immer die Trompete eine große Rolle.“ Mit 13 Jahren habe er bereits gewusst, dass er hauptberuflich Trompeter werden wollte. Sein Abitur machte Brönner 1990 auf der Jesuitenschule Aloisiuskolleg im Bonner Stadtteil Bad Godesberg und studierte Jazztrompete an der Hochschule für Musik in Köln.

Vor sieben Jahren feierte das Open-Air-Musikfestival Kampen Jazz by Till Brönner Premiere auf Sylt (Archivbild).
Vor sieben Jahren feierte das Open-Air-Musikfestival Kampen Jazz by Till Brönner Premiere auf Sylt (Archivbild). © Marco Michalke/KampenJazz | Marco Michalke/KampenJazz

Seine wichtigsten Lehrer waren Malte Burba und der amerikanische Jazztrompeter Bobby Shew. Vor 30 Jahren erschien sein ersten Album „Generations of Jazz“. Seine Karriere nahm Fahrt auf. Till Brönner spielte mit internationalen Jazzgrößen wie Tony Bennett, Monty Alexander und Joe Sample. Er ist vielseitig, komponierte auch das Album „17 Millimeter“ für die legendäre Hildegard Knef und wurde sechsmal mit dem Echo – einem der wichtigsten deutschen Musikpreise – ausgezeichnet.

Till Brönner mag das Hamburger Publikum

Aktuell schreibt Brönner eine Ballettmusik für ein von dem niederländischen Regisseur Johan Simons inszeniertes Tanzstück, welches im März 2024 am Schauspielhaus Bochum Premiere feiert. Till Brönner arbeitet auch an einem neuen Album, das im Frühjahr 2024 auf den Markt kommen soll.

Zudem laufen bereits die Planungen für die Weihnachtstournee. Mit seiner Band wird Brönner auch wieder zu Gast in Hamburg sein. Der Künstler schätzt hier besonders die Laeiszhalle, ist dort auch im Dezember vergangenen Jahres aufgetreten. „Die Laeiszhalle hat eine tolle Atmosphäre, und ich komme als Musiker ganz besonders gerne nach Hamburg. Denn das Publikum ist sehr höflich. Schon vor dem Konzert bekommt man dort einen herzlichen Applaus“, sagt der Künstler im Abendblatt-Gespräch.

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Nicht nur als Musiker, sondern auch als Fotograf hat Brönner seine Berufung gefunden. Mit seiner Leica porträtiert er Menschen, begeistert sich aber auch für Landschaftsbilder. Ende des Jahres wird er im Schlesischen Museum im polnischen Kattowitz seine Werke im Rahmen einer Ausstellung präsentieren. „Zwischen Schlesien und dem Ruhrgebiet gibt es eine Bergbauparallele, deshalb freue ich mich auf diese Ausstellung.“

Till Brönner: Seine Freizeit widmet der Trompeter seiner Familie

Zudem werden im März 2024 auf einer Europaausstellung im Ludwig Museum in Budapest Brönners Fotografien ausgestellt. Aus seiner Sicht gebe es zwischen der Musik und der Fotografie einige Gemeinsamkeiten, „zum Beispiel die Kommunikation und die Spontanität.“

Abzuschalten sei für ihn eine Kunst, „weil ich immer viele Ideen im Kopf habe“. Ein wichtiger Ausgleich zum Beruf, ist für Brönner seine Familie. In der Freizeit gehört seine ganze Aufmerksamkeit seiner zweieinhalbjährigen Tochter, die er gemeinsam mit seiner Partnerin Nadia Dassouki großzieht. Brönners großer Sohn ist bereits volljährig.

Und zum Schluss kehren wir noch mal in Gedanken auf die Insel zurück. Till Brönner lächelt und verrät: „Manchmal habe ich einen Tagtraum, dass ich als Pferd auf Sylt lebe. Die haben es wirklich extrem gut da.“