Sylt. Zu Beginn des Monats ist es stürmisch auf der Nordseeinsel. Was das für die Tiere bedeutet und wie das Wetter sich entwickelt.

Der Februar hat auf Sylt stürmisch begonnen. Am Mittwoch sorgten heftige Böen dafür, dass ein Hausdach in der Friedrichsstraße in Westerland leicht beschädigt wurde. Nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag die stärkste gemessene Böe in List auf Sylt bei 95 km/h. Die am späten Abend registrierte Böe betrug Windstärke 10, was offiziell als „schwerer Sturm“ gilt. Spitzenreiter unter den Nordfriesischen Inseln in Sachen Sturm war die Hallig Hooge. Dort herrschte mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 105 km/h sogar „orkanartiger Sturm“.

Laut dem Wetterexperten Frank Böttcher ist der Höhepunkt der Sturmsaison mit Beginn des neuen Monats aber überschritten. An der Nordseeküste gelte der Januar als windigster Monat des Jahres. Von 1961 bis 1990 sei dies sogar der Dezember gewesen. „Die Zahl der Sturmtage in List auf Sylt ist in den letzten 30 Jahren um 19 Prozent zurückgegangen. Daran kann man auch sehen, dass die Zahl der Sturmtage kein Problem des Klimawandels ist“, sagt der Meteorologe dem Abendblatt.

Wetter Sylt: Das bedeutet Sturm für Seehunde und Robben

Die Sturmböen können gerade für junge Seehunde und Kegelrobben vor Sylt eine Bedrohung darstellen. „Normalerweise suchen sie sich jeden Tag Sandbänke, auf denen sie sich ausruhen können. Doch bei Stürmen werden diese meist überspült. Dann bleibt für sie nur die Küste“, sagt Anne Schacht, Nationalpark-Rangerin auf Sylt. Inselstrände würden die Jungtiere wegen der vielen Menschen normalerweise meiden.

„Wenn Touristen ein Robben- oder Seehundbaby finden, wollen manche sofort helfen“, sagt Schacht. Das sei jedoch nicht immer der richtige Impuls. „Ganz wichtig ist es, unbedingt Abstand zu halten und das Baby nicht anzufassen.“ Denn die Tiere seien schnell und würden oft zubeißen. Der Biss kann höchst infektiös sein. Stattdessen sei es sinnvoll, sich an die örtliche Touristeninformation oder die Polizei zu wenden. Diese würden dann einen Seehundjäger informieren, der den Gesundheitszustand des Tieres beurteilt. Auch in den kommenden Tagen könnten laut Anne Schacht noch Seehunde oder Robben an die Sylter Strände kommen.

Immer mehr Kegelrobben in der Nordsee

8948 Kegelrobben wurden im April 2022 in der Region Wattenmeer gezählt. Knapp 700 Kegelrobben kamen diesen Winter vor Helgoland zur Welt. „Das ist der Höchststand seit dem Mittelalter“, sagt Anne Schacht freudig. Lange Zeit waren die Robben wegen ihres Fells und ihrer Haut gejagt worden. Seehunde hingegen gibt es in der Region deutlich mehr: Der Nationalpark Wattenmeer meldete 2021 etwa 41.700 Tiere im Wattenmeer und vor Helgoland.

Was die restliche Sturmsaison betrifft, kann Frank Böttcher zumindest leichte Entwarnung geben: „Wir bekommen Anfang der kommenden Woche das nächste Sturmtief. Danach sollte das Gröbste aber vorbei sein. Statistisch betrachtet haben die Sylter schon das Schlimmste hinter sich!“ - und auch die Seehunde und Kegelrobben dürften froh darüber sein.