Rantum. Sylt Distillers ist ein Anlaufpunkt für Whisky-Fans. Neben Ware aus aller Welt reift nun ein Eigenprodukt heran. Dabei ist Geduld gefragt.
Dass die Hafenstraße 14 in Rantum eine gute Adresse für Whisky-Freunde ist, hat sich längst herumgesprochen. Seit 2014 verkauft dort die Sylter-Trading GmbH (heute Sylt Distillers) Whisky-Spezialitäten aus Schottland und aller Herren Länder, inklusive eines feinen Sortiments japanischer Whiskys. Seit gut einer Woche wird in Rantum auch Whisky destilliert. Nach mindestens dreijähriger Lagerung im Eichenfass wird es den ersten Insel-Whisky im Januar 2026 geben.
Gerade läuft im hinteren Bereich des Spirituosenkontors Whisky durch die Destille. "Wir kaufen Rohbrand und destillieren ihn ein zweites Mal", sagt Rouven Heylmann, der Fachmann fürs Brennen. "Dabei trennen wir den Vor- und Nachlauf ab, denn sie enthalten ungenießbare Fuselöle. Damit veredeln wir den Whisky." Das Destillat hat, wenn es aus dem Hahn läuft, einen Alkoholgehalt von 70 bis 75 Prozent. Und wird dann mit Wasser auf 43 Prozent verdünnt. Anschließend geht's zur Reifung in 100- bis 190-Liter-Fässer aus Eichenholz.
Sylter Whisky wird frühestens in drei Jahren erhältlich sein
An Brenntagen reist Heylmann vom Festland an. Er betreibt "Die Schnaps Companie" in Niebüll. Dort kreiert er eigene Produkte, indem er Hochprozentiges miteinander verschneidet. Zu seiner Produktpalette gehört der "Fiese Friese", der "meistgetrunkene Kurze in Nordfriesland", so Heylmann. Und er brennt auch selbst. Deshalb kam er 2021 erst nachträglich mit ins Boot der Rantumer Whisky-Händler.
Denn die gibt es schon seit 2014. Zu den Gründern gehört John-Meinert Petersen, der hauptberuflich die Insel mit Eiern versorgt (Eier Petersen). "Ich hatte mich damals in Hamburg mit zwei Partnern getroffen", sagt Petersen. "Bei der Tresenschnackerei fiel der Entschluss, in Rantum ausgewählte Spirituosen mit Schwerpunkt Whisky anzubieten." Die Sylter-Trading GmbH wurde gegründet.
Auch die anderen beiden Gesellschafter haben eigene Jobs, und das fernab der Insel: Klaus-Oliver Welsow ist Unternehmensberater in Paderborn, Thorsten Meyer leitet eine Werbeagentur in Hagen. Das Spirituosengeschäft läuft gut, es hat inzwischen drei Angestellte. Neben zahlreichen Touristen kommen auch Whisky-Clubs und -Vereine über das Wochenende nach Sylt, um am Rantumer Hafen an einer Whisky-Verkostung teilzunehmen. Und dort neben guten Geschmäckern viel Fachwissen rund um die Herstellung des Getränks serviert zu bekommen.
Sylt: Das Kontor in Rantum veranstaltet regelmäßig Whisky-Verkostungen
Seit November 2021 wird die maritim-urige Atmosphäre des Kontors durch die Destille mit ihren kupfernen Brennkessel und Kühlkolonnen bereichert. "Vor zwei Jahren dachten wir uns, es wäre doch schön, eine eigene Destille zu haben", sagt Petersen. Es fiel der Entschluss, eine Anlage bauen zu lassen. Und Fachmann Rouven Heylmann wurde engagiert. "Da fast nur in Süddeutschland gebrannt wird, sitzt dort auch unser Destillenbauer", sagt Heylmann. Die Sylter Ausführung kostete 90.000 Euro.
Vor einem Jahr wurde die Destille in Betrieb genommen und mit ihr der Name gewechselt: Aus Sylter-Trading GmbH wurde die Sylt Distillers GmbH. Als erstes wurde Gin destilliert. Das eigene Produkt enthält 90 Kräuter, darunter Nordsee-Spezialitäten wie Queller und Strandhafer. Wie üblich bilden Wacholderbeeren die Basis. Es schmecke frisch und habe eine kleine Salznote, sagt Petersen.
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Als nächstes Produkt folgte Aquavit aus eigener Herstellung. Den brennt Heylmann in mehreren Varianten auch in Niebüll. Beide Schnäpse ähneln sich in der Herstellung, nur dass der Aquavit auf Kümmel basiert. Das (verdünnte) Destillat kann sofort verkauft werden und wird in Halbliter-Flaschen abgefüllt.
Rund zehn Stunden brauchen die Männer für einen Brand, inklusive Ansetzen und Endreinigung. Etwa 700 Flaschen Gin oder Aquavit entstehen bei einem Durchgang. Es wird destilliert, wenn die Ware knapp wird, 2022 sechs- oder siebenmal.
Rum und Whisky wurden früher an Sylter Stränden angespült
Das Kontor ziert ein Wandgemälde mit Leuchtturm, zwei großen Segelschiffen und einem in den Wellen treibenden Fass. Es deutet auf eine lange Sylter Verbindung zu Hochprozentigem hin. Vor gut 400 Jahren führte die Seefahrtsroute nach Dänisch Westindien durch die viel befahrene Nordroute. Bei starken Winden, schwerer See und geringer Wassertiefe verunglückten vor Sylt immer wieder Schiffe.
Es gilt als sicher, dass seit dem 17. Jahrhundert rund 200 Segelschiffe gestrandet sind. Sie hatten oftmals Wein, Rum, Speck, Whisky und Kaffee an Bord. Gerade die Fässer mit Rum oder Whisky, angespült am langen Sandstrand, waren ein willkommenes Treibgut. Gelagert wurden sie, meist eingegraben und vor Regen geschützt, im Dünensand.