Hörnum. Zum neunten Mal seit 2003 sucht man nach einem neuen Betriebsleiter. Dem letzten erteilte der CDU-Chef Hausverbot in seinem Edeka.

Aus und vorbei: Nach nur zwei Jahren als Tourismuschef der Sylter Gemeinde Hörnum verlässt Peter Ulf Geisler die Insel wieder. Anfang 2021 hatte der Niedersachse die Stelle als Betriebsleiter des Tourismus Service Hörnum angetreten, wollte "frischen Wind" in die Gemeinde bringen, wie die "Sylter Rundschau" damals titelte. Ist das Ziel gescheitert?

Sylt: Kurioser Kleinkrieg um Posten des Tourismuschefs

Fest steht: Geisler ist kein Einzelfall. Die Fluktuation in den vergangenen Jahren war hoch. Der Hildesheimer ist der achte Betriebschef seit 2003. Ist schlechte Stimmung der Grund für den erneuten Wechsel? Ein Facebook-Post der CDU Hörnum deutet darauf hin. Darin heißt es: „Eine Verlängerung des Arbeitsvertrages mit dem derzeitigen Betriebsleiter Peter Ulf Geisler kam für die Gemeindevertretung nicht infrage.“

Der Post lässt anklingen, dass es aus CDU-Sicht an Geislers Kompetenz gemangelt habe: „Nun ist zu hoffen, dass die Gemeindevertretung diesmal ein glücklicheres Händchen hat als beim letzten mal, denn Hörnum braucht auf der Position endlich Ruhe, sowie touristische und betriebswirtschaftliche Kompetenz.“ Geisler selbst nennt indes familiäre Gründe für seinen Weggang – und kündigte an, juristisch gegen den seiner Einschätzung nach rufschädigenden Post vorgehen zu wollen.

CDU kritisiert den Tourismuschef für Fehler und Versäumnisse

Ingo Dehn, Vorsitzender der CDU Hörnum, sagte auf Abendblatt-Anfrage: „Wir haben Herrn Geisler positiv als neuen Betriebsleiter zu Beginn begleitet. Doch nach einer Zeit waren wir enttäuscht und eher auch verärgert über die Leistung von Herrn Geisler.“ Ein mögliches juristisches Vorgehen gegen den Facebook-Beitrag sieht Dehn gelassen: „Ich sehe da nirgends einen berechtigten Ansatzpunkt seinerseits gegen die CDU-Hörnum.“

Was die CDU konkret kritisiert? Es sei nicht akzeptabel, „wenn es immer wieder zu verspäteten oder gar nicht erstellten Vorlagen, Nichtumsetzung von Beschlüssen oder der Missachtung der Vergabeordnung der Gemeinde Hörnum seitens der hauptamtlichen Betriebsleitung kommt.“ Auch sei, so Dehn weiter, wiederholt ein fehlerhafter Wirtschaftsplan vorgelegt worden. Dies lasse sich in den öffentlichen Protokollen des Tourismusausschusses nachlesen.

Die Stimmung zwischen den Parteien soll angespannt sein

Diese machen klar: Die Stimmung dürfte alles andere als gut sein. „Es ist ein schwieriges politisches Umfeld“, sagt auch Peter Ulf Geisler. Das sei allerdings nicht der Hauptgrund für seine Entscheidung, den Posten niederzulegen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und seinem fünf Jahre alten Sohn lebt Geisler in Isernhagen bei Hannover, war für seinen Job auf die Insel gependelt. Um mehr Zeit für seine Familie zu haben, habe Geisler entschieden, Hörnum zu verlassen.

„Anfang August habe ich dem Bürgermeister Rolf Speth und der stellvertretenden Bürgermeisterin Inken Kessenich-Neubauer meine Entscheidung mitgeteilt“, sagt Geisler. Die CDU ist indes der Meinung, Geisler sei nicht freiwillig gegangen, sondern die Gemeindevertretung habe sich mit einem Beschluss gegen ihn entschieden. Bürgermeister Rolf Speth äußerte sich auf Nachfrage nicht zu dem Fall.

Sylt: CDU-Vorsitzender erteilt Tourismuschef Hausverbot im Edeka

Nun drängt sich nach zwei Jahren wieder die Frage auf: Woran hat es gelegen? Geisler: „Die Lage zwischen der AWGH und der CDU ist sehr angespannt. Für die Aufgabe ist das eine Belastung.“ Er selbst habe nie wirklich konstruktiv mit Ingo Dehn gesprochen. Der CDU-Vorsitzende habe nie das persönliche Gespräch gesucht – ihm stattdessen Hausverbot in seiner Edeka-Filiale erteilt.

Wie es beruflich für Geisler weitergeht? „Ich werde als Geschäftsführer im Stadtmarketing tätig sein“, so Geisler, der vor seiner Tätigkeit in Hörnum Pressesprecher eines internationalen Kreuzfahrtunternehmens war. Der jetzige Vertrag für die Stelle als Hörnumer Tourismuschef läuft noch bis Ende Januar 2023. Aber, so Geisler: „Vielleicht wird ein Wechsel schon früher stattfinden.“

So oder so: In Unmut gehe Geisler trotz allem nicht. Es habe viele Menschen gegeben, die ihn als Tourismuschef geschätzt haben. „Ich bekomme viele Nachrichten von den Leuten vor Ort, die bedauern, dass ich gehe“, so Geisler. Er habe diesen Ort richtig lieb gewonnen. Deshalb hofft der Noch-Betriebsleiter auch, dass Hörnum künftig in guten Händen ist. Zumindest in dieser Frage scheinen sich die Beteiligten einig zu sein.