Sylt. In der Kirche St. Severin in Keitum haben schon einige Prominente geheiratet. Pastorin Susanne Zingel arbeitete früher in Hamburg.

In der Kirche St. Severin in Keitum auf Sylt wurde schon immer gern geheiratet. An manchen Tagen fänden bis zu fünf Hochzeiten statt, sagt Pastorin Susanne Zingel, die seit 2005 auf der Insel lebt. Davor war sie Pastorin in Hamburg, in der Christianskirche im Stadtteil Ottensen und in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen.

In der ältesten Kirche Nordfrieslands, die von Bauarchäologen auf das Jahr 1194 datiert ist, wurden fast alle Hochzeiten zur Sylter Walfängerzeit am 1. Advent gefeiert. Die Männer kamen erst im Spätherbst von See zurück, da war nicht viel Zeit für die Brautschau. Da sei geguckt worden, wer überlebt hatte, dann wurde sofort geheiratet. Die Frauen nahmen sozusagen notgedrungen jene Männer, die übrig geblieben waren.

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Im Jahre 1744 sind mit einem Schiff 84 Männer auf See geblieben, da war die Auswahl gering, und die Entscheidungen fielen schneller als heute üblich. Es ist seither das Wesen der starken Sylter Frauen, „hier alles selbst zu regeln“, sagt Pastorin Zingel, die am 9. Juli Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und die Journalistin Franca Lehfeldt trauen wird. Sie hat sich zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber Trauungen gehören für sie zum Alltag.

Wer nachfragt, wird an eine Sprecherin des Ministers verwiesen. Diese teilt auf Anfrage nur knapp mit: „Ich bitte um Verständnis, dass dieser Tag ein sehr privater Tag für das Brautpaar ist, weshalb ich Ihnen auch keine Informationen geben kann.“

Die Kirche St. Severin in Sylt-Keitum ist auf 1194 datiert.
Die Kirche St. Severin in Sylt-Keitum ist auf 1194 datiert. © FMG | Elisabeth Jessen

Lindner wird unter Kreis mit Engeln getraut

Von Rahmenbedingungen wie zur Zeit der Walfänger völlig unberührt kann das prominente Brautpaar am kommenden Wochenende den Bund der Ehe schließen. Es wird vor dem Altar sitzen – direkt unter dem Kreis mit Engelfiguren, in der Mitte ein Mandala. Unter dieser Deckenmalerei stehen stets die Stühle der Brautpaare, bei einer Beerdigung steht dort auch der Sarg.

Dass der Bräutigam schon mit 18 Jahren aus der (katholischen) Kirche ausgetreten ist, ist laut Kirchenrecht kein Hindernis, um eine kirchliche Hochzeit zu feiern: „Unter bestimmten Bedingungen ist eine Eheschließung zwischen Protestanten und Andersgläubigen auch in der evangelischen Kirche möglich. Sollte einer der Ehegatten einer anderen Religion angehören oder aus der Kirche ausgetreten sein, dürfen beide Brautleute dennoch in der evangelischen Kirche heiraten.“

In der protestantischen Kirche wird auch von Ermessensspielräumen gesprochen, wenn Paare kirchlich heiraten, die keine Kirchenmitglieder sind.

Viele Prominente haben schon in St. Severin in Keitum Hochzeit gefeiert, etwa die bekannte Schauspielerin Margarita Broich, die ihren Lebensgefährten Dirk Schmalenbach heiratete, oder der Shopping-Queen-Moderator und Designer Guido Maria Kretschmer, der seinen langjährigen Lebensgefährten Frank Mutters ehelichte.

Geprobt wird auf Holzstühlen

Genau eine Woche vor dem prominenten Brautpaar standen Sarah und Jan Höhnel aus Krefeld vor dem Traualtar in St. Severin. Der junge Mann hatte viele Ferien seit der Kindheit auf Sylt verbracht, daher wollte das Paar gerne in St. Severin heiraten. Wegen der Pandemie mussten sie die Hochzeit mehrmals verschieben, bis es am 2. Juli bei strahlendem Sonnenschein und der typischen Sylter Brise endlich klappte.

Den Weg zum Altar schmückten weiße Rosenblätter auf dem Steinboden und Gebinde mit weißen Rosen und weißen Hortensien an den Kirchenbänken. Als sie am Dienstag davor mit der Pastorin noch einmal den Ablauf besprochen hatten, saßen sie auf schlichten Holzstühlen, bei der Trauung dann auf weißen Satinhussen mit einer Schleife.

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Wenn die Braut zu spät kommt …

Und die üblichen Dinge, die trotz bester Hochzeitsplanung schiefgehen können, etwa dass sich ein Blumenkind vor Aufregung noch vor dem Gottesdienst übergibt oder dass die Braut eine halbe Stunde auf sich warten lässt, passieren auch manchmal. „Die längste Wartezeit auf eine Braut waren mal 45 Minuten, da wurde die schöne Hochzeit dann etwas kürzer“, sagt Zingel.

Ein Rat, den die Pastorin der Hochzeitsgesellschaft von Sarah und Jan gab, gelte auch für alle anderen, sagte sie: „Wenn der Bräutigam in die Kirche kommt, bleiben alle es ganz ruhig. sitzen, „aber wenn die Braut kommt, stehen alle auf“ und ein ehrfürchtiges Raunen sei angebracht.

Und noch etwas sagt die Pastorin, die mit ihrer Fröhlichkeit die Hochzeitsgäste begeistert: „Ihr könnt alle falsch singen, die Orgel wird alles ausgleichen.“ Und nach außen dringt durch die dicken Wände ohnehin nichts.