Kiel/Schwerin/Hamburg. Deutscher Ferienhausverband hat erstmals Zahlen zum Markt erhoben, der viel größer ist als bisher angenommen. Die Ergebnisse.

Die meisten Ferienhäuser und -wohnungen Deutschlands stehen im Norden – an den Küsten der Ostsee und Nordsee. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die der Deutsche Ferienhausverband bei dem Hamburger Unternehmen Statista in Auftrag gegeben hat. Am Mittwoch wurden nun die Ergebnisse der Analyse vorgestellt.

Spitzenreiter beim Ferienhausangebot ist die Küste Mecklenburg-Vorpommerns mit 87.000 Unterkünften. Die restliche Ostseeküste folgt mit einem gewissen Abstand und 45.000 Angeboten. Auf Platz drei liegt die niedersächsische Küste mit 44.000 Ferienhäusern und -wohnungen.

Ferienhaus und Ferienwohnung – beliebte Regionen in Deutschland:

  1. Küste Mecklenburg-Vorpommerns: 87.000 Ferienunterkünfte (privat und gewerblich)
  2. Ostsee: 45.000
  3. Küste Niedersachsens: 44.000
  4. Nordsee: 38.000
  5. Schwarzwald: 27.000
  6. Bayerische Alpen: 23.000
  7. Allgäu: 20.000
  8. Bayerischer Wald: 13.000
  9. Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte: 10.000
  10. Bodensee: 9000

Ferienhaus an Ostsee, Nordsee & Co.: Markt ist größer als bisher angenommen

Mit dem großen Angebot korrespondieren auch die Erträge, die in den einzelnen Bundesländern erwirtschaftet werden. So nehmen Anbieter in Mecklenburg-Vorpommern rund 4,82 Milliarden Euro im Jahr ein, in Bayern sind es 4,81 Milliarden Euro Umsatz, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 4,1 Milliarden Euro Umsatz.

Die Studie erfasst erstmals den gesamten Ferienhausmarkt. Und sie zeigt, dass dieser viel größer ist als bisher angenommen. Jährlich finden rund 307 Millionen Übernachtungen in Ferienhäusern und Ferienwohnungen statt – das sind fast fünfeinhalbmal so viele, wie durch das Statistische Bundesamt erfasst werden.

Ferienunterkünfte in Deutschland – Umsatz bei 28,6 Milliarden Euro pro Jahr

Der Grund für diese Lücke: Das Statistische Bundesamt erfasst nur Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben und Ferienunterkünften mit mehr als zehn Betten. Damit wird der Ferienhausmarkt außen vor gelassen. Und so gibt es rund 250 Millionen Übernachtungen in privaten Ferienunterkünften, die in keiner offiziellen Statistik auftauchen.

Der hier generierte Umsatz liegt bei rund 28,6 Milliarden Euro pro Jahr. Insgesamt gibt es in Deutschland 555.111 Ferienhäuser und -wohnungen mit 2,6 Millionen Betten. Davon sind 454.793 Ferienunterkünfte und 2,1 Millionen Betten privat organisiert.

Urlaub im Ferienhaus – der Markt wurde jahrelang unterschätzt

„Mit der vorliegenden Studie haben wir das volle Spektrum der touristischen Leistungen privater Ferienunterkünfte quantifiziert“, sagt Bodo Thielmann, Vorstandsmitglied des Deutschen Ferienhausverbands und Initiator der Studie. „Wenn wir zukünftig über den Ferienhausmarkt sprechen, dann auch über seine Rolle als relevanter Wirtschaftsfaktor für Deutschland.“

Dem Ferienhausmarkt sei jahrelang viel zu wenig Bedeutung beigemessen worden, heißt es vonseiten des Deutschen Ferienhausverbands. „Den positiven ökonomischen Effekten des deutschen Ferienhausmarkts auf die Tourismuswirtschaft und die Regionen wird aufgrund mangelnder Transparenz immer noch zu wenig Bedeutung beigemessen“, sagt Göran Holst, Vorsitzender des Deutschen Ferienhausverbands.

Fast jede zweite Übernachtung im Ferienhaus oder in Ferienwohnung

„Da die offiziellen Statistiken lediglich die Ergebnisse gewerblicher Betriebe ausweisen, bleiben 80 Prozent der erwirtschafteten Einnahmen – die der privaten Gastgeber –, und damit Umsätze und Steuereffekte in zweistelliger Milliardenhöhe, unberücksichtigt“, so Holst.

Die Studie zeigt damit auch, dass Übernachtungen in privaten und gewerblichen Ferienunterkünften einen Marktanteil von 44 Prozent an allen touristischen Übernachtungen im gesamten Bundesgebiet haben. So fällt fast jede zweite Übernachtung auf ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung.

Größe, Preis und Individualität machen Ferienhäuser so beliebt

Aber was macht die Ferienhäuser so beliebt? Zum einen ist es laut Holst die Möglichkeit, sich bequem selbst zu versorgen. Außerdem bieten die Unterkünfte mehr Platz als Hotelzimmer. Zudem steigt bereits seit Jahren das Interesse an Individualtourismus – „da passen Ferienhäuser perfekt rein“, so Holst.

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Der Deutsche Ferienhausverband rechnet zudem vor, dass auch andere Branchen massiv von diesem Wirtschaftszweig profitieren. Die Ausgaben der Übernachtungsgäste belaufen sich laut der Studie durchschnittlich auf 92,95 Euro pro Person/Tag und verteilen sich auf die Bereiche Unterkunftsmiete, Restaurantbesuche, Einkäufe und sonstige Aktivitäten am Urlaubsort.

Ferienhausmarkt: Auch andere Branchen profitieren davon

So werden insgesamt 28,6 Milliarden im Jahr erwirtschaftet – allerdings fallen davon lediglich 25 Prozent auf die Unterkunft selbst. Die restlichen 75 Prozent fließen direkt in die lokale Wirtschaft, wobei der Einzelhandel mit 6,3 Milliarden Euro Umsatz (22 Prozent) und die Gastronomie mit sechs Milliarden Euro Umsatz (22 Prozent) am meisten profitieren.

Die Prognosen sagen zudem voraus, so der Deutsche Ferienhausverband, dass der Markt in den kommenden Jahren um fünf bis acht Prozent wachsen soll. „Wir erwarten ein konstantes und verlässliches Wachstum in den kommenden Jahren“, so Thielmann. Die Studie ist für Interessierte unter www.deutscher-ferienhausverband.de abrufbar.