Scharbeutz. Die Einheimischen sehen zwar die Vorteile des Tourismus für die Wirtschaft. Aber es gibt vieles, was sie an den Gästen stört.

Obwohl die Mehrheit um die Bedeutung des Tourismus für ihre Gemeinde weiß, ist fast die Hälfte der befragten Scharbeutzer gleichzeitig genervt von den Gästen. Welche Faktoren sie am meisten stören, hat eine Umfrage der Gemeinde zur Akzeptanz des Tourismus in dem beliebten Küstenort in der Lübecker Bucht ermittelt.

Immerhin: Die Scharbeutzer fühlen sich grundsätzlich wohl in dem Ort an der Ostsee. Die Umfrage unter 1.314 Einwohnern ergab, dass 96 Prozent der Scharbeutzer gerne in der Gemeinde leben. 82 Prozent der Befragten schätzen die Bedeutung des Tourismus‘ für den Ort auch als hoch ein, und die eindeutige Mehrheit der Befragten (74 Prozent) sieht für Scharbeutz auch eher positive Effekte, eher negative Auswirkungen des Tourismus sehen lediglich 16 Prozent.

Scharbeutz: Fast die Hälfte der Befragten fühlen sich mit Tourismus unwohl

Jeder zweite Haushalt – das 4000 – erhielten einen Fragebogen. 1314 Einwohner nahmen an der Umfrage zur Tourismusakzeptanz im Auftrag der Gemeinde teil und gaben vollständig ausgefüllte Fragebogen zurück. Die Daten wurden nach Alter, Wohnort und Art des Wohnsitzes (Haupt- und Nebenwohnsitz) gewichtet und sind repräsentativ für die Einwohner der Gemeinde Scharbeutz.

Auch wenn der Tourismus für die Gemeinde eine gute Sache sein mag, persönlich hält fast die Hälfte der Befragten nichts davon: 48 Prozent der Befragten empfinden den Tourismus in seinen Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation als negativ. Die Mehrheit der Befragten (64 Prozent) finden, dass es viel zu viele Touristen in Scharbeutz gibt. Vor allem die Menge an Tagestouristen empfinden 73 Prozent der Befragten dann auch als zu hoch. Das sieht bei den Übernachtungstouristen anders aus: Lediglich 35 Prozent stören sich an der Menge.

Warum der Tourismus der Gemeinde gut tut und wie die Menschen vor Ort davon profitieren? Für die meisten der Befragten (85 Prozent) stärkt der Tourismus die lokale Wirtschaft und sorgt für ein vielfältigeres Angebot an Gastronomie (76 Prozent) und eine gute Nahversorgung/Einkaufsmöglichkeiten (73 Prozent). 70 Prozent der Befragten glauben, dass der Tourismus das Image des Ortes fördert, und 62 Prozent gehen davon aus, dass der Tourismus attraktive Arbeitsplätze schafft.

Die schlechte Seite der Touristen: Verkehrsprobleme

Was fast alle Befragten (98 Prozent) an den vielen Gästen aber stört, ist der viele Autoverkehr. Und fast genauso viele sind der Meinung, dass es im Ort durch die Touristen (zeitweise) zu voll und zu überlaufen ist. Etwas mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten fühlen sich durch die Touristen in ihrem Alltag gestört. Bei dem weit überwiegenden Teil wird diese Beeinträchtigung aber nur zeitweise/in der Saison wahrgenommen (55 Prozent), ganzjährig von den Touristen gestört fühlen sich 14 Prozent der Befragten.

Fast alle der Einwohner (91 Prozent) denken, dass durch den Tourismus manche Dinge teurer werden. 71 Prozent der Befragten fühlen sich weniger gut oder schlecht über die touristischen Pläne in Scharbeutz informiert und wünschen sich künftig mehr Information beispielsweise durch Presse, Newsletter und Dialog-/Diskussionsveranstaltungen. Die Information über soziale Medien ist für 40 Prozent der unter 49-Jährigen relevant, aber nur für zehn Prozent der über 64-Jährigen.

Einheimische wünschen sich mehr Märkte, Konzerte, Theater

Im Rahmen der Studie, die von der Gemeindeverwaltung Scharbeutz beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT, Kiel) in Auftrag gegeben worden war, wurde auch die Meinung zu Veranstaltungen in der Gemeinde abgefragt. Dabei kam heraus, dass gut ein Viertel der Befragten sich inhaltlich von den Veranstaltungen angesprochen fühlt. Die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) finden, dass die Veranstaltungen eher etwas für Touristen sind.

Bei der Frage, welche Veranstaltungen in Scharbeutz zukünftig häufiger stattfinden sollten, wurden Konzerte, Märkte und Theater/Kinoangebote besonders häufig genannt.

Ein wichtiges Anliegen dabei waren (Veranstaltungs-) Angebote für Einheimische und Angebote für Familien/Kinder. Jeweils etwa jeder Fünfte äußerte Verbesserungsvorschläge in den Bereichen Strand und Verkehr. Für den Strand wurden vor allem Wünsche für mögliche Veranstaltungen genannt, im Verkehrsbereich ging es hingegen eher um allgemeine Aspekte wie kostenloser Parkraum für Einwohner. Was den Scharbeutzern am wichtigsten ist, ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Einheimische und Saisonkräfte.

Gemeinde und Tourismuszentrale wollen weiter mit Bürgern sprechen

Die Gemeindeverwaltung möchte in Zukunft gemeinsam mit der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (TALB) die Scharbeutzer weiter mit einbeziehen und mit ihnen im Austausch bleiben. Ein Online-Dialog soll dazu beitragen, dass sich möglichst viele Einwohner mit ihren Ideen und mit ihrer Kritik beteiligen.

Wer am Scharbeutzer Online-Dialog teilnehmen möchte, kann sich über folgenden Link erst näher informieren und dann registrieren: https://www.luebecker-bucht-partner.de/scharbeutzer-dialog

Die Registrierungsmöglichkeit endet am 14. Dezember.