Schleswig-Holstein. Schaurige Geschichten, mystische Führungen und abenteuerliche Aktionen sind am Wochenende von Halloween zu erleben. Einige Tipps.
Halloween naht – und das heißt: Es wird schaurig. Wer Mythen, Legenden und Sagen hautnah erleben möchte, kann dies im Norden an vielen Orten tun.
Auf Sylt, wo sich einst Seeräuber versteckten, gibt es mehr als einen sagenumwobenen Ort. Am Budersandberg, Hörnums höchster Düne, sind die Hexen der Sage nach früher bei Mondschein gelandet, um die Seeräuber zum Tanzen aufzufordern. Die bekannteste Sylter Sage dreht sich jedoch um den Freiheitskämpfer Pidder Lüng.
Eines Abends bekam er beim Essen Besuch von einem dänischen Steuereintreiber, der nicht nur sein Geld wollte, sondern auch die Familie demütigte. Als er es dann wagte, in einen Topf mit frischem Grünkohl zu spucken, drückte Pidder Lüng kurzerhand das Gesicht des Steuereintreibers in den dampfenden Topf – bis dieser sich nicht mehr rührte. „Wer in den Kohl spuckt, der soll ihn auch fressen!“, soll er dabei gesagt haben. Daraufhin musste Pidder Lüng fliehen, wurde zum Seeräuber und letztendlich auf dem Galgenhügel bei Munkmarsch hingerichtet.
Halloween: Nordsee-Legende in St. Peter-Ording
Eine andere Nordsee-Legende verbirgt sich auch hinter der Aussichtsplattform „Maleens Knoll“ auf der höchsten Düne in St. Peter-Ording. Benannt ist der Ort nach einem jungen Mädchen, das einst von dort aus jeden Tag auf das Meer geblickt haben soll, um nach seinem Verlobten Ausschau zu halten. Der fuhr zur See und versprach seiner Zukünftigen, nur noch ein einziges Mal hinauszufahren, um sein Glück zu versuchen. Maleen wartete auf ihn und zündete jeden Abend eine Laterne an der Küste an, damit ihr Verlobter das Licht sehen und sie in den Dünen finden konnte.
Über die Jahre gewöhnten sich die Bewohner von Ording und St. Peter an das Licht – bis es eines Tages dunkel blieb. Maleen wurde tot auf der Düne gefunden, und der Legende nach wurde Wochen später am Strand ein lebloser Mann angespült. Er trug den gleichen Ring wie Maleen. Der Geliebte war zurück – aber für beide war es zu spät. Sie wurden von den Bewohnern gemeinsam zu Grabe gelegt und seitdem, so die Sage, heißt der Ort Maleens Knoll. Die Schutzstation Wattenmeer in St. Peter-Ording bietet Touren in kleinen Gruppen an, die auch abseits der üblichen Wege zu dieser Düne führen.
Gruselführung im Schloss von Husum
Weitere mystische Führungen gibt es zum Beispiel im Schloss von Husum. Der Museumsverband Nordfriesland veranstaltet dort am 28. und 29. Oktober eine Gruselführung ab 16 Jahren. Aber die Besucher sind nicht allein: Ein notorischer Verbrecher ist auch im Schloss, dem die Gäste auf die Schliche kommen sollen. Die Karten sind erhältlich im Museumsshop des Nordfriesland Museums. Gruselig, und sagenumwoben geht es auch in anderen Husumer Stadt- und Themenführungen zu, bald startet ein neues Angebot: die Husumer Friedhofsführung.
Wer Spukgeschichten lauschen möchte, ist auch auf Amrum gut aufgehoben. Um die kleinen Unterirdischen, die nachts am Strand ihr Unwesen treiben, geht es zum Beispiel in den Erzählrunden der Schutzstation Wattenmeer. Das Amrumer Naturschutzzentrum in Norddorf erzählt beim literarischen Abendspaziergang etwas über Amrum als „Insel der Toten“, über Wikingergräber und namenlose Seemänner.
Räuber nahmen den Kirchturm ein
Eine Insel weiter, auf Pellworm, soll im 15. Jahrhundert ein Mann namens Cord Widderich sein Unwesen getrieben haben. Nachdem sein Hof von Herzog Gerhard von Holstein geplündert worden war, wollte Widderich Vergeltung. Er reiste nach Büsum und unternahm mit weiteren Männern seeräuberische Fahrten gegen Nordfriesland. Auf Pellworm nahmen die Räuber den Kirchturm ein. Eines Tages soll ein schweres Unwetter das Quartier bedroht haben und Widderich floh samt Beute zurück nach Büsum.
Über seine heile Ankunft war er so dankbar, dass er der Büsumer Kirche unter anderem das Taufbecken von Pellworm schenkte. Das ist noch heute in der St. Clemens Kirche in Büsum zu sehen – ob der Seeräuber Widderich es wirklich herbrachte, bleibt ein Mysterium. Dass das Taufbecken von Pellworm kommt, ist aber sicher.
Tour mit dem „Nachtwächter“ in Rendsburg
Aus der Zeit des Mittelalters sind so einige Mythen überliefert. So auch in Rendsburg. Bei einer Tour mit dem „Nachtwächter“ nimmt Patrick Goeser Besuchende einmal im Monat mit auf eine Entdeckungsreise ins 17. Jahrhundert. Dazu gehören etwa die Rendsburger Wirtshausschlägereien, die zu der Zeit an der Tagesordnung waren oder Erzählungen über die 30 Bürger, die der Hexerei bezichtigt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurden. Nach dem Rundgang gibt es in Rendsburgs ältestem Bierkeller, dem „Charleston“, noch den urigen Nachtwächterschmaus.
An der Ostseeküste erwarten Besucher ebenfalls Angebote, um in Grusel-Stimmung zu kommen. Die Tourismus Agentur Flensburg Förde bietet zum Beispiel Führungen zu Kuriositäten und Mysterien der Stadt an. Zwei Stunden lang, ausgestattet mit Taschenlampe und begleitet von Gästeführer Knut Franck, kann man dabei die Gebäude und Denkmäler auf dem Alte Friedhof und im Christiansenpark in neuem Licht erkunden.
Besten Kostüme werden prämiert
In Lübeck können sich Besucher und Besucherinnen auf die Spuren Nosferatus begeben. Ein Teil des deutschen Spielfilms von 1922 wurde damals in der Lübecker Altstadt gedreht, die im Film zur Stadt „Wisborg“ wird. Er erzählt die Geschichte des Grafen Orlok (Nosferatu), ein Vampir, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und ihre Heimatstadt Wisborg in Angst und Schrecken versetzt.
Auf Fehmarn startet vom 30. auf den 31. Oktober ein schaurig-schöner Marsch zum Meer. Zwischen elf und mehr als 77 Kilometer lange Strecken können kleine und große Wanderfans je nach Belieben auf der Ostseeinsel zurücklegen – sehr gern in gruseliger Verkleidung. Die fünf besten und kreativsten Kostüme werden prämiert. Anmeldung unter www.marsch-zum-Meer.de.
Halloween: Tierpark veranstaltet Spuknacht
Gruselspaß gibt es auch in der Arche Warder bei Nortorf. Der Tierpark Arche Warder veranstaltet am Sonnabend, 29. Oktober, von 16 bis 21 Uhr eine tierisch gruselige Spuknacht für die ganze Familie. Die Kulisse dafür ist perfekt. Denn den Tierpark in der Dämmerung zu erleben, das hat schon etwas Mystisches.
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Unheimliche Geräusche, leuchtende Augen im Dunkeln – und dann treiben noch Geister und Gespenster ihr Unwesen. Der Hofladen verwandelt sich in ein Hexenhaus mit Spinnen, Zauberbuch und Hexenbesen. Im Stall haben Kobolde, Vampire, Zombies und Skelette das Sagen. Mit dem Spukexpress, einem Planwagen, geht es im Dunkeln durch das Parkgelände.