St. Peter-Ording. Die bei Urlaubern beliebte Institution soll einem Hotel weichen. Was einen Hotelier an der Petition gegen den Abriss besonders ärgert.
Es sind vor allem Auswärtige, die sich gegen den Abriss einer Institution in St. Peter-Ording wehren und eine Online-Petition gestartet haben: Das Café Köm am Strandweg wird zwei Neubauten weichen müssen. Dort, wo seit mehr als 30 Jahren das Restaurant ist, soll ein Aparthotel entstehen. Doch die Hotelgegner fürchten mit dem Abriss eine „Versyltisierung“ des Nordseeortes.
Seitdem er zwei Jahre alt ist, fährt Paul Paetzhold aus Berlin nach St. Peter-Ording, früher mit seinen Eltern, heute mit Freunden. Der 22-Jährige liebt die raue Nordsee, die Weite und die Idylle und den Charme, das Herzliche und Familiäre dort. Und er mag das Café Köm. Die Kneipe wirbt auf der Homepage mit „herzhaften Burgern, saftigen Schnitzeln, zarten Steaks, knackigen Salaten und erfrischenden Getränken sowie coolen Cocktails“, mit denen sie „Lebensfreude auf deinen Teller und in dein Glas zaubern“.
St. Peter-Ording: Café Köm steht kurz vor dem Abriss
Aber: Die Kneipe kommt weg. Auf dem Areal und dem Nachbargrundstück soll ein Aparthotel mit 46 Einheiten ohne angegliederte Gastronomie entstehen. Der Bauantrag wurde im März genehmigt, eine Baugenehmigung liegt vor, sodass das Hotel gebaut werden kann. Die Pacht für das Café Köm endet zum Jahresende.
Paul Paetzhold und seine 330 Unterstützer im Netz fürchten, dass altes Schönes zerstört wird, und für ihn ist der geplante Abriss des Cafés Köm sinnbildlich für diese Entwicklung. „Einfach immer höher, weiter, schneller, ohne Rücksicht auf das, was die Ortschaft zu dem macht, was sie seit Jahren so besonders macht“, klagt Paetzhold. Für ihn entwickelt sich St. Peter-Ording in Richtung Sylt, und er meint damit, dass alles teurer werde, luxuriöser und bald nicht mehr bezahlbar sei.
Café Köm: ein Opfer der „Syltifizierung“?
Die „Syltifizierung“ sei in vollem Gange. „Alles Schöne, Gemütliche, Idyllische, Familiäre muss dem Bau,- Profit,- und Tourismusboom weichen. Ganze Felder und Landstriche sind verschwunden, wo jetzt neue teure Ferienhäuser oder -wohnungen stehen – oder tolle neue, sauteure Hotels. Einfach erst mal bauen und Geld verdienen, der Rest ist egal, auch wenn dafür Kultur und Herz SPOs verschwinden muss.“ Auch das Café Köm sei Opfer dieser Entwicklung und der Profitgier.
- „Klassenfahrt zu den Reichen“ – Demo auf Sylt am 16. Juli
- Goldgelb Sylt schließt: Ex-Sternekoch zu den Gründen
- Hubertus Meyer-Burckhardt warnt Sylt vor Ausverkauf
Jennifer Gülde aus Recklinghausen, die die Petition im Netz unterstützt, schreibt: „Wir sind seit 2012 immer Gäste im Café Köm. Der Urlaub beginnt und endet immer mit einem Essen im Café Köm seit unserer Hochzeit. Es ist für uns zur Tradition geworden. Außerdem soll St. Peter-Ording nicht zum zweiten Sylt werden. SPO hat seinen eigenen Charme. Ich finde es wichtig, diesen zu behalten.“ Auch Christina Schröder aus Hamburg setzt sich für den Erhalt des Cafés Köm ein: „Weil ich im Café Köm meine Jugend verbracht habe und dieser einzigartige Ort einfach zu SPO gehört wie die Pfahlbauten. Und wo sonst kann man abends noch was trinken gehen? Überall anders werden um 20 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Im Köm darf man auch mal länger sitzen und bekommt Cocktails.“
St. Peter-Ording: "Ich hätte gern noch zehn Jahre weitergemacht"
Pächter Thorsten Malorny betreibt das Café Köm seit zehn Jahren. „Mein Vertrag läuft regulär Ende Dezember aus, das ist alles vertragskonform. Aber ich hätte gern noch weitere zehn Jahre weitergemacht.“ Für den Ort, sagt er, sei das Aus des Cafés Köm ein Verlust. „Das ist einfach schade, unabhängig von meiner Person. Es gibt hier nicht viele Restaurants und Bars, die nach 1 Uhr noch geöffnet haben.“
Genau das machte das Restaurant und die Bar aber aus. „Wir sind unkompliziert und flexibel, bei uns bekommt man auch um 1 Uhr noch einen Drink.“ So etwas fehle St. Peter-Ording in Zukunft. Der 56-Jährige arbeitet, seitdem er 15 Jahre alt ist, in der Gastronomie und kommt aus St. Peter-Ording. Seine Stationen waren unter anderem das Gerresheim und der Schuppen 52 in Hamburg, er hat den Alsterpavillon Anfang 2000 wiedereröffnet.
Einen Hotelier aus St. Peter-Ording ärgert es, dass es vor allem Auswärtige seien, die die Petition unterzeichnet hätten. „Unter Einheimischen ist der Bau des Aparthotels gar nicht umstritten“, sagt er. Lediglich 42 der Unterzeichner sind mit Stand gestern aus St. Peter-Ording. Thorsten Malorny möchte weiter Gastronomie in „Sankt Peter“ betreiben und hat bereits Pläne, auch um seine zwölf Angestellten behalten zu können. Spruchreif ist noch nichts, aber im Sommer wird sich entscheiden, wie es für ihn weitergeht.