Eutin. Vor allem Hamburger schätzen die Stadt in Ostseenähe. Neues Boutiquehotel soll Entschleunigung bringen. Investor hat weitere Pläne.

Hotelier und Investor Marco Nussbaum plant das nächste Projekt an der Ostsee in Schleswig-Holstein: Nachdem sein Hotel in Hohwacht fertiggestellt ist, haben in Eutin in Ostholstein die Arbeiten zum Um- und Erweiterungsbau des kleinen Boutiquehotels De Roos begonnen. Ende 2023 soll Eröffnung sein. Und es ist nicht das einzige Projekt, das den Ort für Touristen attraktiver machen soll.

Mit gleich zwei neuen Hotels, dem Inklusionshotel SeeLoge, das im Juli 2022 eröffnet, und dem Boutiquehotel De Roos, dessen Eröffnung 2023 geplant ist, bietet Eutin Besuchern in absehbarer Zeit gleich zwei neue besondere Übernachtungsmöglichkeiten. „Bisher waren die Gästebettenzahlen rückläufig. Mit zwei neuen Hotelvorhaben verbessert sich die touristische Infrastruktur der Stadt Eutin, und diese bietet ihren Gästen moderne und stilvolle Übernachtungsmöglichkeiten“, sagt Michael Keller, Geschäftsführer der Eutin Tourismus GmbH. „Boutiquehotels strahlen einen individuellen und wertigen, aufgrund ihrer Größe aber auch gemütlichen Charme aus, der ideal auf unsere Stadt und die neue Stadtmarke einzahlt.“

Tourismus: Entschleunigung in Ostseenähe

Das Boutiquehotel De Roos soll den Gästen die Chance bieten, loszulassen und den Alltag zu vergessen. „Wer zu uns kommt, will Entschleunigung genießen. Genau das bieten wir, ein Boutiquehotel auf Vier-Sterne Niveau und das dazugehörige Café am Rosengarten, direkt am Eutiner See“, sagt Marco Nussbaum. Der leidenschaftliche Hotelier ist davon überzeugt, dass das Reisen weiterhin anders sein wird als vor der Pandemie. „Es wird zukünftig weniger darum gehen, wohin und wann man reist, sondern mehr, warum, mit wem und was man am Zielort zusammen unternehmen kann“, so Nussbaum. Er geht davon aus, dass der Massentourismus ausgedient hat.

So soll das Hotel De Roos aussehen, wenn es fertig ist.
So soll das Hotel De Roos aussehen, wenn es fertig ist. © Andreas Heller Architekten | Andreas Heller Architekten

Und dementsprechend ist sein kleines feines Hotel an der Straße Am Rosengarten 18 konzipiert: Die Gäste erwarten zehn liebevoll eingerichtete und hochwertig ausgestattete Zimmer, heißt es auf der Homepage. Die Zimmer sind zwischen 29 und 38 Quadratmeter groß. Das derzeitige Gebäude, ein griechisches Restaurant, wird ab September zu dem Vier-Sterne-Hotel umgebaut und zum Großen Eutiner See hin erweitert werden.

Hotelier setzt auf Homeoffice und Kurztrips

Unterstützt wird Nussbaum von dem Hamburger Architekten Andreas Heller und dem Eutiner Oliver Franke. Dem Investor und Hotelier Nussbaum ist es wichtig, zu zeigen, dass sich innovative Hotelprojekte und behutsamer Tourismus nicht ausschließen. Das Boutiquehotel wird als Hotel garni betrieben. Dafür investiert er einen Betrag im unteren einstelligen Millionenbereich.

„Da die Arbeit im Homeoffice auch in der Zeit nach der Pandemie erhalten bleiben wird, werden die Menschen häufiger Kurztrips an langen Wochenenden einlegen. Indem mehr von zu Hause gearbeitet wird, erhöht sich auch die Flexibilität, wo und wann die Menschen reisen“, davon ist er überzeugt. Eutin ist für ihn deshalb ein attraktiver Standort, weil man das Binnenland Schleswig-Holsteins entdecken kann. „Die Gäste können ihren Aufenthalt in der wunderschönen Rosenstadt mit einem gewissen Komfort genießen. Denn es ist nun einmal so, wir alle haben einen realen Bedarf an Langsamkeit. Wir sind zunehmend städtisch und brauchen besondere, naturnahe und schlichte Erlebnisse, wollen aber unseren Komfort dabei nicht missen. Wer zu uns kommt will Entschleunigung genießen.“

Hotel in Eutin: Eröffnung voraussichtlich Winter 2023

Das Café am Rosengarten bietet ein Frühstück, daran anschließend Kaffeespezialitäten und Kuchen sowie kleine Snacks an. „Ich gehe davon aus, dass wir spätestens im Advent 2023 eröffnen werden.“ Das gesamte Personal, inklusive Housekeeping, wird er selbst einstellen und zunächst mit zehn Mitarbeitern starten. Im Tourismus sei in Eutin in den vergangenen Jahren einiges verschlafen worden, sagt Marco Nussbaum.

Tatsächlich sind die Zahlen des Statistikamtes Nord für 2020 ernüchternd: Dabei ist Eutin mit lediglich sieben Beherbergungsstätten aktuell verzeichnet. Sowohl bei den Ankünften (minus 35,3 Prozent zum Vorjahr auf 6809) als auch bei den Übernachtungen (minus 22,9 Prozent zum Vorjahr auf 19.460) gibt es größere Verluste. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug im Jahr 2020 noch 2,9 Tage.

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  • Doch so allmählich tut sich was, und Eutin ist touristisch im Aufbruch. Der Werbespruch „Historisch. Lebendig“ werde bereits in die Tat umgesetzt: „Neue Veranstaltungsformate, eine Gesundheitswanderung um den See, ein E-Bike-Verleih, eine barrierefreie touristische Beschilderung sowie eine Stand-up-Paddling-Sta­tion machen Eutin neben seinen historischen Reizen zu einer kulturell lebendigen Kleinstadt“, so Michael Keller. Der Zugewinn an Hotels runde die gute Entwicklung des Ortes hinsichtlich der benötigten touristischen Infrastruktur ab.

    Gerade für Tagestouristen sei Eutin ein beliebtes Ziel: Von der Ostseeküste aus ist man mit dem Auto in ungefähr 20 Minuten in der Residenzstadt. Wer ein Gegenprogramm zum Strandtag benötigt, der wird in Eutin in Form von Kultur, Historie und Entschleunigung fündig. Immer häufiger ziehe es Großstädter hinaus aus der Stadt, raus aufs Land, so Michael Keller. Für die kleine Auszeit zwischendurch entscheiden sich vor allem gern Hamburger für die nur knapp 90 Minuten entfernte Holsteinische Schweiz.

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    „Eutin ist dabei das Beste aus Stadt und Land: Hier gibt es fußläufig Wasser und Wälder, aber gleichzeitig eine hübsche Altstadt mit barockem Schloss sowie ein hochkarätiges, kulturelles Angebot“, so Keller. Zudem laden Läden, Galerien, Co-Working-Spaces, kleine Manufakturen sowie Cafés sowie viel Grün und Wasser zum Stadtbummel ein.

    Investor Nussbaum hat noch weitere Pläne für Eutin: Am Alten Bauhof möchte er ebenfalls ein Hotel entwickeln. Angedacht ist dort entweder ein Neubau oder eine etwas kleinere Variante, bei der ein ehemaliger Kuhstall erhalten und in das Bauprojekt integriert werden könnte. Die Verhandlungen mit der Gemeinde laufen noch, Nussbaum: „Ich glaube fest an das Binnenland in Schleswig-Holstein. Ich habe mich in den kleinen Ort verguckt.“