Buxtehude. Im Buxtehuder Hafen eröffnet der SUP Club Hamburg eine neue Station und bietet auf der Este ungewöhnliche Touren an.
Eine Paddeltour auf dem gezeitenabhängigen Unterlauf der Este dürfte eine der schönsten Möglichkeiten sein, um das Alte Land und die kleine Hansestadt Buxtehude vom Wasser aus zu erleben. Wiesen, Fachwerkhäuser und schließlich die Altstadt prägen das Ufer, Ebbe und Flut ergeben immer wieder ein neues Bild und auch Herausforderungen bei der Planung.
Bisher war das aber eher etwas für Paddler, die selbst ein Boot besitzen. Der professionelle Kanu-Verleih ist vor allem auf den Oberlauf des Flusses konzentriert. Ab Juli nun erweitern sich die Möglichkeiten zu einer solchen Wasserwanderung auf der Tide-Este, dann eröffnet der SUP Club Hamburg eine Dependance im Buxtehuder Hafen.
Touren mit Leihgeräten für den Trendsport Stand-Up-Paddling
Geführte Touren mit Leihgeräten für den Trendsport Stand-Up-Paddling (SUP) oder auch mit stabilen Kajaks werden dort künftig angeboten, man kann Boards und Boote aber auch individuell leihen. Oder Basis-Kurse zum Stand-Up-Paddling im Hafen und in der Altstadt buchen. „Da paddelt man dann an den Cafés vorbei, das ist ein wenig so wie in Venedig“, sagt Philipp Heindl. Der 55-jährige Harburger ist so etwas wie der Kopf hinter diesem neuen Wassersport-Angebot in Buxtehude, zu dem einige Zufälle und ein paar Umwege geführt haben. Denn eigentlich hatte der gebürtige Wiener Heindl wenig mit Wassersport zu tun. Wintersport war eher sein Thema, lange arbeitete er als Snowboardlehrer.
SUP-Welle schwappte zäh nach Europa
Nach Deutschland kam Heindl, um dort Mode- und Textiltechnik an der Fachhochschule Niederrhein zu studieren, später auch Betriebswirtschaftslehre. Sein erster Job führte ihn zur Hamburger Männermodemarke Tom Tailor, später zum Strumpfhersteller Falke, der sich auf spezielle Sportsocken spezialisiert hatte. Da hatte Heindl als Produktmanager wieder seine Verbindung zum Sport. Doch irgendwann reichte das offensichtlich nicht und er gründete seine eigene Agentur für Snowboardreisen. „Wir haben die Hamburger in die Berge begleitet“, sagt er. Über diese Reisen kam dann der Kontakt zu einem der führenden Hamburger Snowboard-Geschäfte am Dammtor, wo Heindl schließlich als Mitgesellschafter und Geschäftsführer mit einstieg. Im Sommer bietet das Fachgeschäft auch Zubehör und Geräte für Kitesurfen und Stand-Up-Paddling an, beides wie Snowboarding eher junge, trendige Sportarten. Nur eben auf dem Wasser und nicht in den Bergen.
Sport, der aus dem Wellensurfen
Die Stand-Up-Paddling-Welle schwappte zu dieser Zeit gerade nach Europa. Ein Sport, der aus dem Wellensurfen entstanden war, weil Surflehrer so im Stehen und mit Hilfe eines Paddels besser zu ihren Schülern manövrieren konnten, erklärt Heindl. „Anfangs aber war das Geschäft mit den SUPs zäh“ erinnertet sich an die ersten SUP-Jahre um 2010. „Wir haben schließlich überlegt, den Markt selbst zu kreieren“, sagt er. Ergebnis dieser Idee war schließlich der SUP Club Hamburg am Isekanal in Eppendorf. Man kann dort die Boards leihen, Kurse zum Erlernen belegen und es einfach mal ausprobieren. Auch sehr spezielle Angebote gibt es hier: SUP-Yoga etwa, oder auch Kurse, um Hunde ans Mitfahren auf diesen flachen Paddelbrettern zu gewöhnen. Um 2013, 2014, so Heindl, explodierte die Nachfrage nach SUPs dann plötzlich. Zu etwa derselben Zeit suchte Stade den Kontakt zu Heindl und seinem Eppendorfer SUP Club.
Die Kreisstadt hatte gerade ihren alten Burggraben vom Wildwuchs freigelegt und wollte Freizeit, Wassersport und Tourismus dort fördern. Die Idee: Der SUP Club Hamburg bietet Kurse und Boards für eine kurze Zeit, Stade bezahlt und die Bürger können das neue Angebot kostenlos ausprobieren. „Da haben wir einen so großen Zuspruch bekommen, dass wir überlegt haben, dort eine feste Station einzurichten“, sagt Heindl. Mittlerweile gibt es den SUP Club Stade nun schon acht Jahre, die Verleihstation wurde um einen Beachclub erweitert, neben SUPs werden auch Kajaks und Tretboote vermietet.
Mit viel Schwung durch den Flutstrom nach Buxtehude
Auf dem Weg von seinem Wohnort in Harburg-Neuland nach Stade überquerte er in dieser Zeit oft bei Cranz die Este. Irgendwann reizte ihn dabei die Vorstellung, mit einem SUP-Board auch diesen Fluss zu erleben. Zusammen mit einigen Mitarbeitern setzte er die Idee schließlich um, bei Cranz ging es auf die Bretter und dann mit viel Schwung durch den Flutstrom nach Buxtehude. „Das war wunderschön“, sagt Heindl, der schließlich geführte Este-Touren vereinzelt und zunächst selten mit in das Angebot seiner SUP Clubs aufnahm. Und so wurde schließlich der Buxtehuder Wassersportverein auf ihn aufmerksam, der sein Hafengelände in Buxtehude mit neuen Wassersport-Angeboten beleben will, wie Heindl sagt. Entstanden ist daraus nun eine Kooperation. Das Hafengelände des Vereins und auch die vereinseigene Steganlage in Jork/Leeswig nahe der Mündung sind nun so etwas wie eine Station des SUP Club Buxtehude.
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Die Touren führen jeweils in der Zeit um Hochwasser acht Kilometer von Leeswig nach Buxtehude oder eben von Buxtehude nach Leeswig, immer bestimmt von der jeweiligen Strömung, die an Engstellen wie in Estebrügge auch schon mal recht flott sein kann. Rettungswesten und auch Rettungsbojen gehören daher zur Ausrüstung. Wer will, kann sich auch einen Neoprenanzug leihen, wenn es mal nicht so warm ist.
Touren und Kurse werden zunächst an den Wochenenden angeboten, für Gruppen nach Absprache auch in der Woche. Alles aber immer in der Abhängigkeit von Ebbe und Flut. Weil sich aber die Hochwasserzeiten von Tag zu Tag immer etwas verschieben, gibt es noch keine festen Öffnungszeiten. Noch befindet sich der SUP Club Buxtehude eben am Anfang, noch sucht Heindl für eine Weiterentwicklung auch Personal. Eine Konkurrenz zu den SUP Clubs Stade oder Hamburg sieht er in Buxtehude im Übrigen nicht. Eben wegen der Besonderheit von Gezeiten und Landschaft sei dieser neue Standort einfach eine „sinnvolle Ergänzung“, hofft er.
Infos zu Preisen, Kursen und Touren unter www.supclubs.de/buxtehude