Norderoog. Am vergangenen Wochenende stieg das Wasser auf 70 Zentimeter über Normalnull - für die Bruten von Küstenvögeln eine Katastrophe.

Naturschützer schlagen Alarm: Am vergangenen Wochenende gab es an der Nordseeküste eine Sommersturmflut. Während sie für Touristen und Einheimische mit einer Höhe von 70 Zentimetern über Normalnull ungefährlich war, brachte sie vielen Bruten von Küstenvögeln auf ungeschützten Inseln und Halligen den Tod. Das berichtet der Verein Jordsand, der mehrere Schutzgebiete an der Nordsee naturschutzfachlich betreut.

Wenn sich solche „Kükenfluten“ häufen, sei der Bestand der heimischen Seevogelarten bedroht, sagen die Naturschützer. Hinweise darauf liefern Daten der Universität Hamburg, wonach solche Sommerhochwässer in den vergangenen Jahren häufiger auftreten.

Nordsee: Halligen Norderoog und Südfall von "Kükenflut" stark betroffen

Am vergangenen Wochenende bangte Jannis Dimmlich, der Vogelwart des Naturschutzvereins auf der nordfriesischen Hallig Norderoog, um die Bruten der einzigen schleswig-holsteinischen Kolonie der Brandseeschwalben. Doch zum Glück stoppte das Hochwasser nur wenige Zentimeter vor den Nestern. Bei anderen Arten wie zum Beispiel den Lachmöwen und rotfüßigen Seeschwalben hingegen spülte die Flut Tausende Küken und Eier in den Tod.

Ebenfalls schwer betroffen war die Hallig Südfall. Dort wurden ebenfalls tausende Nester, Eier und Küken aller dortigen Seevögel wie Austernfischer, Möwen und Seeschwalben ins Meer gespült. Weniger betroffen waren die Halligen Habel und Gröde sowie der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.

Mit einem ökologischen Monitorung soll das Wattenmeer überwacht werden

Der Verein Jordsand untersucht diese durch den Klimawandel beschleunigten Sommersturmfluten in einer Studie. „Wir sollten beim Anstieg des Meeresspiegels nicht nur über weit entfernte ozeanische Inseln wie die Malediven diskutieren, wir haben das gleiche Problem bei uns in Norddeutschland. Auch unsere Halligen liegen nur 1-2 Meter über dem heutigen Meeresspiegel“ sagt Projektmanager Lucas Schmitz.

Zwar könne man diese Sommerhochwässer und ihre Auswirkungen auf die Vogelwelt bereits heute vorhersagen, aber die Vögel nicht davor schützen. Ziel der Studie ist es, ein ökologisches Monitoring zu den Folgen des Klimawandels im Wattenmeer zu etablieren, um so Politik und Gesellschaft zu mehr Klimaschutz zu bewegen.