Fehmarn. Johannes Vieten und Jens Köhler haben den legendären „Campingplatz Fehmarnbelt“ auf Fehmarn übernommen.
Manchmal passt alles. Dass er einmal den Campingplatz in Altenteil auf Fehmarn übernehmen wird, das hätte Johannes Vieten auch nicht gedacht. Als leidenschaftlicher Windsurfer war er privat schon häufig auf dem Campingplatz im Nordwesten der Insel. Nun hat der Geschäftsführer von Ahoi-Bullis mit Jens Köhler und zwei weiteren Partnern den Platz übernommen, viel Geld investiert, und gemeinsam haben sie alles neu gemacht in Altenteil.
Seitdem er 1998 den Führerschein gemacht hat, ist Johannes Vieten am Wochenende in seinen VW-Bus gestiegen und mit dem Bulli zum Campingplatz in Altenteil gefahren, sein Windsurfequipment im Gepäck. Bei Nordwestwind ist es dort oben herrlich, dann zeigt sich die Ostsee auch einmal wellig. Mit dem VW-Camper ans Meer fahren, ganz spontan bei gutem Wetter? Das ist schon lange nicht mehr so leicht möglich – gerade in den Sommermonaten sind die Stellplätze schnell ausgebucht. Camping ist eben Trend.
Das Problem kannten auch Jens Köhler und Johannes Vieten und hatten schon vor Corona die Idee, einen eigenen Campingplatz haben zu wollen. „Damit wir immer einen Stellplatz haben“, sagt Johannes Vieten und lacht. Tatsächlich haben sie sich für ihre Geschäftsidee einige Plätze im Norden angeschaut.
Mit dem ehemaligen „Campingplatz Fehmarnbelt“ direkt an der Ostsee haben sie nun ein besonders schönes Fleckchen übernommen. Aus Camping Fehmarnbelt wird nun „Ahoi Camping“. Der Platz liegt abseits jeglichen Trubels, und man kommt nur über einen Schotterweg dorthin. Das bleibt auch so. „Dieser staubige Schotterweg macht den Charme aus“, so Johannes Vieten.
Links Deich, rechts Ostsee – so erleben die Camper seit Jahrzehnten die Anfahrt. Entschleunigen ist das Motto. Weil der alte Platz in die Jahre gekommen war und seit zehn Jahren von einem Insolvenzverwalter ja eben lediglich verwaltet und nicht weiter nach vorn gebracht wurde, haben die neuen Pächter viel Zeit, Geld und gute Ideen investiert, um den Platz moderner und attraktiver zu gestalten.
Campingplatz auf Fehmarn mit dem „Strand Tropez“
Am auffälligsten wird die Veränderung gleich am Eingang in der neuen Rezeption mit angegliedertem Café, das abends zur Bar wird. Freunde des Wortspiels können sich über den neuen Namen „Strand Tropez“ freuen. Modern mit viel Holz kommt das „Strand Tropez“ mit der riesigen Terrasse zur Ostsee daher. Johannes Vieten: „Hier können die Gäste ihren Kaffee trinken und abends einen Sundowner.“
Es gehört nicht viel Vorstellungskraft dazu, sich in diese Szenerie hineinzudenken. Wer den alten Campingplatz in Altenteil kennt, schätzt dort vor allem die Lage. „Es ist eine großartige Möglichkeit, die schöne und natürliche Seite dieses Ortes zu bewahren und ihn gleichzeitig zeitgemäß zu gestalten“, sagen die Macher.
Zur Neugestaltung gehören auch ein Saunawagen, ein Spielplatz mit Holzschiff und kleinen Spielhäusern für regnerische Tage. Die Waschhäuser wurden und werden immer noch modernisiert, mit neuen sanitären Einrichtungen und Holzdesign. Ganz leicht war es für die Hamburger zunächst nicht, die Herzen der Fehmaraner zu gewinnen. Argwöhnisch meinten wohl einige Einheimische und auch die Dauercamper, dass dort großspurige Hamburger kommen und sich dementsprechend aufführen.
Das sind Jens Köhler und Johannes Vieten keineswegs. „Wir haben gleich das Gespräch gesucht, auch mit den dortigen Dauercampern, die natürlich Sorge hatten, vertrieben zu werden.“ Stattdessen mussten die 130 Dauercamper auf dem Platz umziehen und dürfen bleiben. Auch die Mitarbeiter des alten Campingplatzes wurden übernommen, einige Hamburger Ahoi-Bulli-Kollegen verstärken das Team. 15 Leute kümmern sich um die Gäste. Wohnraum zu finden war in diesem Fall leicht: Alle leben in modernen Wohnwagen auf dem Platz.
Campingplatz auf Fehmarn: 1500 Euro für festen Stellplatz
350 Stellplätze bietet das acht Hektar große Areal mit neuem Konzept: In der ersten Strandreihe stehen nun noch mehr Plätze zur Verfügung mit direktem Ostseeblick. „Die Stellplätze können bequem von zu Hause online gebucht und bezahlt werden, sodass man direkt auf seinen Platz fahren kann“, so Johannes Vieten. Als Vater von zwei kleinen Kindern, zwei und vier Jahre alt, weiß er: „Wenn man ankommt, kann man gleich auf die Toilette und Nudeln für die Kinder kochen“, sagt er und lacht.
Neu ist der Flex-Pass anstelle neuer Dauerplätze: Für 1500 Euro steht dem Gast ein fester, wenn auch wechselnder Stellplatz zur Verfügung. Dann ist ein spontaner Ausflug an die Ostsee jederzeit möglich. Bei den Preisen haben sich die neuen Campingplatzbesitzer an den anderen Plätzen auf der Insel orientiert. Am günstigsten ist ein Stellplatz auf der Bulliwiese ab 15 Euro pro Nacht für eine Person. Einen Platz mit Meeresblick gibt es ab 47 Euro. Camping wird eben auch teurer. Infos: www.ahoi-camp-fehmarn.de
- Wie ein Hamburger Pärchen Campern mit einer App helfen will
- Neue Campingsaison im Herzogtum Lauenburg startet
- Ferienfreizeiten, die nur 49 Euro in der Woche kosten
Aber den Campern wird auch viel geboten: „Es gibt ein late check-out. Das heißt, man kann den ganzen Tag auf dem Platz stehen bleiben und erst abends fahren“, so Vieten. Gute Nachrichten auch für die Wassersportler: In Kooperation mit Windsurfing Fehmarn wird es eine kleine Surfstation auf dem Platz geben mit Leihmaterial für Stand-up-Paddeling sowie Wingfoiling. Saltwater wird dort ebenfalls eine Filiale mit Surfklamotten eröffnen. Zudem wird ab der kommenden Saison wieder die Parkplatzfläche vor dem Haupteingang geöffnet sein. Dort können Surfer tagsüber parken.
Wie wichtig Camping für Fehmarn ist
„Uns schwebt ein moderner und lebensfroher Platz vor, auf dem sich Spontanbesucher genauso wohlfühlen wie Stammgäste, junge Familien und Paare“, sagen die beiden Geschäftsführer. Sie sind mit ihren Geschäftspartnern Rainer Wenning und Markus Wolff übrigens auf den Geschmack gekommen und wollen weitere „Ahoi Camps“ in Deutschland eröffnen. Nicht nur am Meer. Für Fehmarn, dort gibt es 17 Campingplätze, ist dieser touristische Bereich wichtig.
„Der Campingtourismus hat für die Sonneninsel Fehmarn eine sehr wichtige Bedeutung. In den Pandemiezeiträumen hat diese Beherbergungsform deutlich hinzugewonnen. Der Campingtourismus generiert mittlerweile nahezu 40 Prozent aller Ankünfte und Übernachtungen auf der Insel. Viele Plätze wurden auf Fehmarn schon mit Auszeichnungen prämiert. Diese Auszeichnungen unterstreichen die besondere Qualität vieler Plätze“, sagt Lina Rotte vom Tourismus Service Fehmarn. Sie schätzt, dass es wieder eine sehr starke Nachfrage im Bereich Camping geben wird.
„Ob sich die Auslastungen auf unseren 17 Campingplätzen auch dieses Jahr erneut steigern, müssen wir abwarten. Für die Sommermonate können wir bereits zahlreiche Buchungen verzeichnen, gerade in den Wochen, in denen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Ferien haben. Diese Wochen sind schon jetzt sehr gut ausgelastet. Bis einschließlich Juni konnten wir in den letzten Jahren beobachten, dass viele Gäste auch sehr spontan buchen und sich nicht langfristig im Vorfeld festlegen.“ Weitere Campingplätze sind auf der Insel nicht geplant. Lina Rotte: „Aufgrund des enormen Zuwachses bei den Reisemobilen sind jedoch weitere Reisemobilstellplätze auf der Insel vorgesehen.“