Heiligenhafen. 20 Flüchtlinge sind schon in den Apartments untergekommen. Auch bei Behördengängen sollen die Ukrainer unterstützt werden.

Die Menschen, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland flüchten, sicher unterzubringen, ist gerade eine der zentralen Herausforderungen. Als die Betreiber der Beach Motels hörten, dass ein Geschäftsfreund dabei hilft, Ukrainer von der Grenze in Polen mit nach Hamburg zu bringen, war ihnen darum sofort klar: Hier können wir helfen.

Kurzerhand wurden Apartments des Hotelstandorts in Heiligenhafen hergerichtet, um Geflüchtete aufzunehmen. 20 Schutzsuchende sind dort zunächst untergekommen. Und es sollen noch mehr Unterkünfte bereitgestellt werden. „Uns ist es sehr wichtig, auch einen Beitrag zu leisten“, sagt Christian Sroka, Sprecher der Heimathafen Hotels, zu denen neben dem Beach Motel und der Bretterbude in Heiligenhafen auch das Beach Motel in St. Peter-Ording und das Lighthouse in Büsum gehören. „Und so können wir ganz unmittelbar etwas tun.“

Ostsee: Beach Motel Heiligenhafen liegt direkt am Strand

Die Geflüchteten haben in den sechs bereitgestellten Apartments, die direkt am Strand liegen, jeweils einen Wohn- und Essbereich mit einer voll ausgestatteten Küchenzeile, um sich selbst versorgen zu können. Lebensmittel werden vom Hotel gestellt. Die Mitarbeiter sind dabei, Sachspenden wie Kleidung zu sammeln. Auch organisatorisch, etwa bei Behördengängen, sollen die Ukrainer unterstützt werden. „Ein Bekannter, der ukrainisch spricht, hilft bei der Kommunikation“, sagt Sroka. Die Gäste, die derzeit im Hotel sind, wurden über die Hilfsaktion informiert und zu Spenden aufgerufen.

Unter den Ukrainern, die jetzt in Heiligenhafen Schutz finden, ist beispielsweise eine Mutter mit ihrer 17 Jahre alten, schwangeren Tochter. Drei Tage waren sie von Kiew aus bis über die Grenze nach Polen unterwegs. Die Menschen seien erschöpft gewesen und natürlich sehr mitgenommen. In Plastiktüten hatten sie nur das Nötigste, was sie vor ihrer Flucht zusammenpacken konnten, dabei. Mitarbeiter holten sie am Dienstag mit Fahrzeugen aus Hamburg ab. „Die Freude, als die Menschen hier ankamen, war sehr groß“, sagt Sroka.

Am Ankunftsabend wurde ein gemeinsames Abendessen im Restaurant der Bretterbude organisiert. Am gestrigen Mittwoch habe eine Mitarbeiterin des Hotels, die etwas Russisch spricht, drei der angekommenen Familien bereits durch den Ort geführt, damit die Menschen sich in der neuen Umgebung orientieren können. Zudem kümmere man sich darum, dass die Ukrainer sich offiziell in Schleswig-Holstein registrieren können.

Ostsee: Apartments mehrere Monate lang geblockt

Die Apartments des Beach Motels und der benachbarten Bretterbude sind zunächst für drei bis vier Monate für die Flüchtlinge geblockt, danach werde man sehen, wie die Situation in ihrem Heimatland ist, so Sroka. Parallel sei man dabei, zu gucken, ob auch an einem weiteren Standort des Unternehmens, in den Lighthouse-Apartmens in Büsum, Schutzsuchende untergebracht werden können.

„Zudem checken wir gerade, welche Mitarbeiterwohnungen frei sind und eventuell ebenfalls als Unterbringung in Frage kommen“, sagt Sroka. Hier kommen auch Wohnungen in St. Peter-Ording infrage, wo es ebenfalls ein Beach Motel gibt. An dem Standort gibt es jedoch keine Apartments, und den Betreibern ist es wichtig, dass die Flüchtlinge möglichst unabhängig vom Hotelbetrieb wohnen können.

Von der Hilfsaktion hat das Abendblatt zufällig erfahren, die Initiatoren hatten eigentlich gar nicht vorgehabt, diese öffentlich zu machen. „Menschlichkeit und soziale Verantwortung gehören zu Werten, die unserem Unternehmen wichtig sind“, sagt Sroka. „Darum ist das für uns selbstverständlich.“

Schleswig-Holsteiner bieten Unterkünfte für Ukrainer an

Auch in Schleswig-Holstein steigt die Zahl der Kriegsflüchtlinge weiter. Offiziell wurden in den Landesunterkünften bisher etwa 1200 Personen erfasst, wie das Innenministerium am Mittwoch mitteilte. Derzeit hielten sich dort etwa 700 Menschen aus der Ukraine auf, rund 500 seien bereits auf Kommunen verteilt beziehungsweise privat untergekommen, wie ein Ministeriumssprecher sagte.

In Schleswig-Holstein stehen derzeit 2500 Plätze für eine vorläufige Unterbringung ukrainischer Geflüchteter in vier Landesunterkünften in Boostedt, Neumünster, Rendsburg und Bad Bramstedt, wo sich auch die zentrale Registrierungsstelle befindet, zur Verfügung. In den Unterkünften werden die Ankommenden auch medizinisch untersucht und bei Bedarf gegen das Coronavirus geimpft. Nach dem Willen der Landesregierung sollen die Menschen möglichst schnell auf die Kommunen verteilt werden. „Es melden sich in den Kommunen schon jetzt viele Privatpersonen, die anbieten, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen“, so der Sprecher. „Jede passende Unterkunft ist willkommen.“