Kiel. Die Corona-Zahlen im Norden explodieren, Schleswig-Holstein verschärft die Regeln. Betroffen sind Kontakte und Veranstaltungen.

Zur Eindämmung des Coronavirus sind in Schleswig-Holstein seit Dienstag einige verschärfte Schutzmaßnahmen in Kraft. Dabei geht es besonders um Beschränkungen für Kontakte und Veranstaltungen. Die Landesregierung reagiert damit auf die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante, die inzwischen im Norden dominiert.

Bei Veranstaltungen wird nunmehr die Teilnehmerzahl auf maximal 50 in Innenbereichen beziehungsweise 100 im Freien begrenzt: Bisher galten bei halber Kapazität maximal 1000 als Limit. Die Kontaktbeschränkung für Geimpfte oder Genesene auf maximal zehn Personen gilt nicht mehr nur in der Wohnung, sondern auch im öffentlichen Raum.

Schleswig-Holstein verschärft Corona-Regeln: Tanzen nur mit PCR-Test

Tanzveranstaltungen müssen jetzt grundsätzlich den Behörden angezeigt werden. Zur Einhaltung der 2G-plus-Regel in Diskotheken und Bars gilt künftig nur noch ein PCR-Test, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. In Einrichtungen der Pflege und der Eingliederungshilfe müssen Besucherinnen und Besucher FFP2-Masken tragen.

Nach Weihnachtspartys in schleswig-holsteinischen Diskotheken mit zahlreichen Corona-Infektionen waren mehrere Tausend Besucher in Quarantäne geschickt worden. Schleswig-Holstein liegt bei der Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mittlerweile über dem Bundesdurchschnitt – nachdem es lange Zeit die niedrigsten Inzidenzen hatte. Dithmarschen übertraf am Sonntag die Marke 600 und rückte damit auf Platz drei der Landkreise in Deutschland vor.

Die Kreise Segeberg (Inzidenz: 226,3) und Stormarn (Inzidenz 340,4) stoßen bei der Kontaktverfolgung von Corona-Infektionen an seine Grenzen. Das Gesundheitsamt in Segeberg werde bereits seit einer Woche von Bundeswehrangehörigen unterstützt. Dennoch sei es aktuell nicht mehr möglich, verlässliche Fallzahlen zu nennen.

Ausbrüche in Diskotheken treiben die Zahlen nach oben

Grund der Überlastung ist auch hier der Corona-Ausbruch am 24. und 25. Dezember unter Besuchern der Diskothek „Fun Parc“ in Trittau. Bis Montag hätten sich mehrere hundert Partygäste beim Gesundheitsamt des Kreises gemeldet, sagte der Sprecher. Bei neun Gästen sei die Infektion mit der Omikron-Variante nachgewiesen, weitere Ergebnisse stünden noch aus. „Wir kommen mit der Kontaktverfolgung nicht mehr hinterher.“

Wegen der steigenden Zahl von Corona-Patienten und -patientinnen mit der Omikron-Variante und Personalausfällen durch Quarantäneauflagen hat die Rendsburger Imland Klinik bereits alle verschiebbaren Behandlungen und Operationen gestoppt. Notfälle und Tumoroperationen sind davon nicht betroffen, teilte die Klinik am Montag mit.

„Wir versuchen das normale Behandlungsprogramm so weit als möglich aufrecht zu erhalten, müssen uns aber auf die pandemische Situation einstellen und Maßnahmen ergreifen, die den Betrieb auch unter starken Einschränkungen möglich machen“, sagte Geschäftsführer Markus Funk. Dazu gehörten auch standortübergreifende Maßnahmen zwischen Rendsburg und Eckernförde - etwa die Konzentration von Personal an dem einen oder das Verlegen von Patientinnen und Patienten an den jeweils anderen Standort.

Corona-Zahlen im Norden explodieren: Ausbruch in Kieler Club

Viele Gemeinden sagen wegen der Coronalage ihre Neujahrsempfänge ab. Das Wintervergnügen in St. Peter-Ording endet vorzeitig. „Aufgrund der aktuellen Entwicklung“ werden die Eisbahn und der Wintermarkt auf der sogenannten Erlebnis-Promenade am Dienstag geschlossen, teilte die Tourismus-Zentrale des Nordseebades am Montag mit.

Nach der Ermittlung mindestens eines mit der Corona-Variante Omikron infizierten Teilnehmers einer Weihnachtsparty im Kieler Club „Max“ haben sich mehr als 400 Menschen beim Gesundheitsamt als Kontaktpersonen registriert. Die Stadt rechnet mit weiteren Nachmeldungen. Aktuell könnten dem Ausbruch während der Veranstaltung zwölf direkt Infizierte und eine indirekt infizierte Person zugeordnet werden. Die Inzidenz stieg in Kiel auf 397,8.

Die Landesregierung rechnet vorerst nicht mit einem Ende des Anstiegs der Omikron-Fälle. „Wir gehen aktuell davon aus, dass sich in den nächsten Tagen ein weiter erheblicher Anstieg des Infektionsgeschehens vollziehen wird – so wie dies in anderen Ländern, bei denen die Omikron-Variante dominiert, bereits der Fall gewesen ist“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Dienstag.

Trotz Omikron-Welle: Schulen im Norden starten regulär

Die Schulen starten nach den Ferien kommende Woche gleichwohl regulär. Vor der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Corona-Lage an den Schulen hat die Kieler Bildungsministerin und neue Vorsitzende der KMK, Karin Prien (CDU), vor weiteren Schulschließungen gewarnt: „Wir müssen uns klarmachen: Für Kinder und Jugendliche bedeuten Schulschließungen eine massive Einschränkung ihrer Entwicklungsmöglichkeiten, ihrer Lernchancen, der Chancengerechtigkeit. Das dürfen wir so nicht weitermachen, und das spiegelt ja auch das Infektionsschutzgesetz in seiner jetzigen Fassung wider“, sagte Prien.

Es gebe keinen Hinweis, dass die Omikron-Variante für Schulkinder gefährlicher sei, als es die Delta-Variante war. „Insofern, glaube ich, müssen wir jetzt verantwortlich, unter strengen Hygienemaßnahmen, aber trotzdem im Regelbetrieb die Schulen wieder öffnen.“ Die Schulöffnungen nach den Weihnachtsferien seien dank eines strengeren Testregimes, konsequenter Hygienebedingungen wie dem Tragen von Masken über alle Schularten und Klassenstufen hinweg sowie einem klaren Lüftungskonzept vertretbar. Deshalb sei „ der Schulbetrieb verantwortbar und richtig“, so die Kultusministerin.