Sylt. Zwei weitere Mitarbeiter mit Corona infiziert. Es gibt einen Verdacht, wie das Virus in die Sansibar kam. Die Pläne des Chefs.
Das Kultlokal Sansibar auf Sylt bleibt nach einem größeren Corona-Ausbruch bei der Belegschaft vorerst weiter geschlossen. Mehr als ein Drittel des Personals hat sich mit dem Virus infiziert; durch einen Reihentest am Donnerstag sind zwei weitere Infektionen entdeckt worden, damit steigt die Gesamtzahl der infizierten Mitarbeiter auf nunmehr 42, wie Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, der "Sylter Rundschau" sagte: "Von den nunmehr insgesamt 42 positiven Fällen der Sansibar-Mitarbeiter sind fünf Personen ungeimpft und eine noch nicht komplett durchgeimpft."
Seit Freitag gibt es einen ersten Verdacht, wie das Virus in die Sansibar gelangen konnte – und Inhaber Herbert Seckler plant trotz der Rückschläge schon die Wiedereröffnung. Bei einem zweiten Reihentest am Donnerstag waren insgesamt 86 Personen getestet worden. Darunter auch einige, die beim ersten Test nicht dabei waren. Die bereits positiv Getesteten mussten sich kein zweites Mal testen lassen.
Sylt: "Zwei hat es erwischt", sagt Sansibar-Wirt Herbert Seckler
Am Donnerstag hatte Seckler noch gehofft, "dass wir dieses Mal keinen weiteren positiven Fall dabei haben“, war aber "realistischerweise" davon ausgegangen, dass es noch weitere Corona-Fälle geben könnte. Am Freitag dann die Gewissheit: „Zwei hat es erwischt“, sagte der Kultwirt dem Abendblatt am Telefon.
„Ich gehe weiterhin jeden Tag zur Arbeit“, sagte Seckler dem Abendblatt bereits am Donnerstag. „Aber ich bin natürlich schon nervös in einer solchen Situation.“ Bis auf Weiteres bleibe die Sansibar geschlossen. Der Inhaber betonte allerdings noch einmal, dass die Schließung absolut freiwillig sei. „Mir fehlen einfach zu viele Mitarbeiter, um das Restaurant vernünftig betreiben zu können.“
Dass trotz der schon seit Tagen verhängten Maßnahmen weiterhin neue Fälle dazu kommen, damit ist Seckler nicht glücklich – verhindern kann er es aber auch nicht, wie er der "Sylter Rundschau" erklärt: "Ich kann die Leute, die nicht in Quarantäne sind, ja nicht alle einsperren." Dass sein verbliebenes Personal sich abends in den Personalunterkünften trifft, darauf habe er keinen Einfluss.
Sylt: Wirt der Sansibar erleichtert – den meisten Infizierten geht es gut
Eine Tatsache stimmt Seckler allerdings froh: „Keiner meiner Mitarbeiter ist wirklich schwer erkrankt. Darüber bin ich sehr dankbar.“ Nur eine Kollegin habe etwas mehr Symptome gezeigt.
Der erfahrene Gastronom berichtet außerdem, dass er in diesen Tagen aus ganz Deutschland von Kollegen Anrufe erhalte. „Überall gibt es in der Gastronomie jetzt derartige Vorkommnisse.“ Er habe schon von einigen weiteren Lokalen berichtet bekommen, die auch geschlossen werden mussten.
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Sansibar-Köche versorgen Mitarbeiter in Quarantäne
Seckler erklärte der "Sylter Rundschau", dass er im Augenblick für die Verpflegung seiner Mitarbeiter in Quarantäne sorge: Zwei verbliebene Köche der Sansibar bereiten das Essen für die Kollegen in Isolation zu.
Das Essen werde den Mitarbeitern vor die Tür gestellt – dass gegen die Isolationsregeln verstoßen wird, glaubt Seckler nicht: Alle hätten ihren eigenen Eingang und eigene Waschgelegenheiten in den Personalunterkünften.
Sylt: Für dieses Datum plant Seckler die Wiedereröffnung der Sansibar
Seckler selbst habe sich am Mittwoch seine Booster-Impfung abgeholt. „Jetzt tut mir der Arm ein wenig weh, aber das kann ich verschmerzen“, sagte der Gastronom am Donnerstag. Am Freitag stand dann auch der – hoffentlich endgültige – Plan zur Wiedereröffnung. Die plant Seckler für den 20. November. „Rund um dieses Datum herum sind hoffentlich alle betroffenen Mitarbeiter wieder gesund.“
Garantieren könne er derzeit allerdings noch nichts. So lange müssten sich alle seine Gäste leider erst einmal gedulden. Ein Umstand, der dem Wirt selbst in diesen Tagen ziemlich schwer fällt.
Brachten Gourmets das Virus in die Sansibar? 50 Fälle bei "Bruderschaft der Spießbräter"
Der Ursprung des Ausbruchs unter der Belegschaft ist bislang weiter unklar, aber nun gibt es einen Verdacht: Hat eine Feinschmecker-Bruderschaft das Virus auf die Insel eingeschleppt? Die Tageszeitung „Die Welt“ zitiert jedenfalls einen Mitarbeiter des nordfriesischen Gesundheitssamtes, es sei „nicht auszuschließen“, dass der Eintrag des Virus in die „Sansibar“ durch die Feinschmecker-Gruppe erfolgt sei. Die Behörde gehe jedenfalls nicht davon aus, dass die Reisegruppe sich bei einem Mitarbeiter des Lokals angesteckt habe.
Wie die „Welt“ berichtet, handelt es sich um die „Bruderschaft der Spießbräter“ („Chaine des Rotisseurs“), deren Ursprünge im Frankreich des 13. Jahrhunderts liegen. An vier Tagen im Oktober – Sylt war damals zunächst coronafrei - feierten die 118 Mitglieder die offizielle Gründung einer Sylter Ortsgruppe dieser Gourmetvereinigung. Sie nutzten den Aufenthalt, um zünftig zu speisen und mehrere Restaurants kennenzulernen. Insgesamt seien elf Lokale besucht worden, darunter auch die „Sansibar“.
Von den 118 Mitgliedern hätten sich inzwischen bis zu 50 Feinschmecker mit dem Virus infiziert. Alle Betroffenen seien wohlauf und hätten nur leichte Symptome, so die „Welt“. Sie befänden sich in Quarantäne.
Lanserhof auf Sylt: 12 Mitarbeiter haben Corona
Auch ein weiterer Corona-Ausbruch auf der Nordseeinsel beschäftigt derzeit die Behörden: Auf der Baustelle des neuen Luxusresorts Lanserhof sind zwölf Handwerker der Hotelbaustelle positiv auf das Virus getestet worden. Die infizierten Bauarbeiter sowie einige Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne.
Das luxuriöse Resort mit eigenem Medizinkonzept zählt aktuell zu den spektakulärsten Bauprojekten auf Sylt. Es soll nach einigen Verzögerungen im kommenden Jahr eröffnet werden und eine wohlhabende internationale Klientel anziehen.
Corona auf Sylt: Zahlen steigen weiter an
Durch die neuen Corona-Fälle in der Sansibar und auf der Lanserhof-Baustelle hat sich die Infektionslage auf Sylt insgesamt weiter verschärft: Mit Stand Donnerstag gibt es 94 infizierte Personen auf der Insel (Vortag: 87). 212 Menschen befinden sich in Quarantäne (Vortag: 185). Im gesamten Kreis Nordfriesland gibt es aktuell 245 Erkrankte (Vortag: 245).
Insgesamt gibt der Kreis die Zahl der Impfdurchbrüche (Infizierte mit vollständigem Impfschutz) 103 an.