Föhr. Santos Paredes betreibt seit März das Restaurant des Golfclubs. Was der Umzug von Eimsbüttel auf die Insel für die Familie bedeutet.

Den Lebensmittelpunkt von einer Großstadt auf eine Nordseeinsel zu verlegen – das macht man nicht mal einfach so. Schon gar nicht, wenn man vier Kinder zwischen sieben und 14 Jahren hat und den Umzug in einer Zeit organisieren muss, in der diese tagsüber intensiv im Homeschooling betreut werden müssen, jedes in einem anderen Zimmer der Eimsbüttler Wohnung.

Der Hamburger Koch und Gastronom Santos Paredes (49) und seine Frau Melanie Schulz (38) haben die notwendige Zuversicht und das erforderliche Durchhaltevermögen aufgebracht. Im Herbst 2020 entschlossen sie sich nach einem Besuch auf der Insel spontan, die Gastronomie des Golf Clubs Föhr zu übernehmen.

Neues Zuhause in der Nordsee: Familie zieht nach Föhr

Im Februar zogen sie um, in ein Haus am Rande von Wyk. Im März, noch im Lockdown, begann Paredes mit dem Außer-Haus-Verkauf – während seine Frau die Kinder in den Schulen vorstellte: die kleine Gioia (7) in der Rüm-Hard-Grundschule, die Brüder Juno (10) und Amauri (12) sowie ihre Schwester Isania (14) auf dem Insel-Gymnasium.

Wobei: Richtig vorstellen musste sich die Familie eigentlich nirgends. „Schon vor unserer Ankunft hatte sich herumgesprochen, dass eine etwas exotische Familie auf die Insel zieht. Wir wurden also überall gleich als die Neuen begrüßt“, sagt Melanie Schulz und lacht herzlich.

Von null auf 100: Im Handumdrehen ausgebucht

Als Ende April die Terrasse geöffnet werden durfte, übernahm die gelernte Arzthelferin in der Clubgastronomie den Service. Seitdem haben sie und ihr Mann jeden Tag gearbeitet – ohne Unterbrechung von morgens bis abends. Und das auf einer Ferieninsel, die ab Ende des Lockdowns komplett ausgebucht war. „Zum Saisonstart ging es gleich von null auf 100, und so ist es die ganze Zeit geblieben“, sagt das Paar. „Trotzdem haben wir unseren Schritt noch keine Sekunde bereut.“

Dass man für den Job Fleiß und Kraft braucht, wissen die beiden aus Erfahrung. Santos Paredes, der als 17-Jähriger aus der Dominikanischen Republik nach Hamburg kam und nach einem Deutschintensivkurs im CCH eine Kochausbildung absolvierte, arbeitete danach viele Jahre in der gehobenen Hamburger Gastronomie: unter anderem im Le Canard, im Landhaus Scherrer, bei Michael Wollenberger und – nach zwei Jahren im Ritzi auf Mallorca – im Cox, im Gallo Nero und in seinen eigenen Läden Café Hirsch (Winterhude) und Santos (Ottensen).

„Die Leidtragenden waren vor allem die Kinder“

2014 übernahm er die Gastronomie im Großflottbeker Tennis-, Hockey- und Golf-Club, später dann noch die im Golf-Club an der Pinnau. Melanie Schulz, die früher im Pflegedienst gearbeitet hat, stieg über ihren Mann in die Gastronomie ein: Bis zur Geburt von Isania arbeitete sie im Santos, später jobbte sie – teilweise auch mit Babybauch – unter anderem bei Mutterland und Harrys im Kaufrausch.

Aber den ganzen Tag Höchstleistung zu erbringen, während zu Hause die Kinder warten, mit denen dann abends die Hausaufgaben durchgegangen werden müssen – das ist für beide eine neue Erfahrung. „Die letzten Monate waren wahnsinnig anstrengend, und die Leidtragenden waren natürlich vor allem die Kinder“, sagt die Mutter. Aber alle vier hätten das problemlos gemeistert, fügt sie stolz hinzu. Und anfängliche Schwierigkeiten, die die Große durch den „Kulturschock“ und Juno durch den Zustand der Insel-Fußballfelder hatte, hätten sich bereits wieder gelegt.

Hier werden Schläger und Kochlöffel geschwungen

Der Golf Club Föhr hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Die Mitglieder dort hätten sie sehr nett aufgenommen, sagt Melanie Schulz. „Die Kinder könnten jederzeit ins Clubhaus kommen.“ Außerdem haben sich nach Amauri, der schon in Hamburg gegolft hat, jetzt auch Isania und Juno zu leidenschaftlichen Golfspielern entwickelt.

Darin eifern die drei Kinder ihrem Vater nach, der den Sport seit sieben Jahren ausübt und mit einem Handicap von 6,3 den Schläger fast so gut schwingt wie den Kochlöffel. „Die Kinder lieben es, mit ihrem Papa eine Runde zu drehen, wenn Santos Feierabend hat“, sagt Melanie Schulz. Alle drei spielen schon bei Turnieren mit und hätten so auch außerhalb der Schule Kontakte knüpfen können.

Schwere Saison: Auf ganz Föhr kaum Personal zu finden

Auch Santos Paredes fühlt sich auf Föhr wohl. „Wir haben zwar wegen der vielen Arbeit noch nicht so viel von der Insel gehabt, aber wir werden sie erkunden, wenn im Winter weniger zu tun ist.“ Die Gastronomie habe zwar weiterhin geöffnet, und er wolle auch ein Weihnachts- und ein Silvestermenü anbieten und wieder einen Cateringservice aufbauen wie den, mit dem er so erfolgreich im Hamburger Westen war. Doch mehr Ruhe und Zeit für die Familie würden Herbst und Winter auf jeden Fall bieten.

Und im kommenden Jahr, so hofft er, wird es auch wieder einfacher, Personal zu finden. Das sei in dieser Saison auf der ganzen Insel knapp gewesen. Ohne die Betreiber der Fähren, die ihm Servicemitarbeiter zur Verfügung stellten, als sie sie an Bord nicht brauchten, und seinen Cousin, der in der Küche hilft, wären sie nicht über die Runden gekommen.