Hamburg. Ein neues Buch zeigt Geschichte und Geheimnisse der Leuchtfeuer, die Feriengäste schon immer magisch angezogen haben.
Es gibt sie überall auf der Welt. Sie sind erstaunlich individuell gestaltet – und oft wunderschön. Leuchttürme haben die Menschen schon immer beeindruckt und oft auch fasziniert. Doch die auch als Feuertürme bezeichneten „Hüter der Meere“ sind in die Jahre gekommen. 16.000 Leuchttürme sind schätzungsweise weltweit erhalten, etliche aber nur noch als funktionslose Ruinen. Schon seit längerem gibt es eine ganz neue Art von Türmen mit gewaltigen Höhen und Positionslichtern, darunter im saudi-arabischen Dschidda (133 Meter) und in Travemünde (114,7 Meter).
Doch diese Bauwerke, die laufend neue Höhenrekorde brechen, sind keine klassischen Leuchttürme im eigentlichen Sinne mehr, sondern Kontrollstationen für die jeweiligen Häfen. Ihre Leuchtfeuer wurden an den höchsten Punkten oft nur noch als Zusatzeffekt oder als Statussymbol angebracht.
Urlaub am Meer: Aus Leuchttürmen werden Ferienziele
Nachzulesen ist das alles in dem „Großen Leuchtturm-Lesebuch“, das jetzt im Husum Verlag erschienen ist. Es hat wohl noch nie ein Buch gegeben, dessen Autoren sich mit dem Thema Leuchttürme so umfangreich beschäftigen. Auf 440 Seiten beleuchten sie es im wahrsten Sinne des Wortes unter allen erdenklichen Aspekten und liefern Wissenswertes, Kurioses und Spannendes.
Durch die modernen Navigationssysteme werden viele Leuchttürme mit ihren traditionellen Aufgaben heute nicht mehr gebraucht und auf der ganzen Welt abgebrochen oder aufgegeben und umgewidmet. Manche sind Museen oder Cafés, andere werden von neuen Eigentümern als Wohnort genutzt, wieder andere warten auf Käufer, die sie zu neuem Leben erwecken. Wer immer schon mal wissen wollte, wie sich das Leben in einem klassischen Leuchtturm anfühlt, hat dazu inzwischen häufig Gelegenheit.
Urlaub im Leuchtturm ist in – zum Beispiel vor Bremerhaven
Denn überall in Europa und Übersee wurden und werden ehemalige Leuchttürme zu Ferienunterkünften um- und ausgebaut. Manche sind Luxusherbergen an den schönsten Stellen der Küsten, andere haben sich eine gewisse Urigkeit bewahrt. Mitunter sind die Leuchttürme auch noch aktiv und es können nur, aber immerhin, die alten Wärterhäuschen nebenan gemietet werden. Urlaub im Leuchtturm ist in – und die Gründe liegen auf der Hand.
Da ist zunächst der völlig unverstellte 360-Grad-Blick über Wasser und Land. Hinzu kommen die unvergleichliche Einsamkeit und das Gefühl, sich in der sturm- und oftmals auch wasserumtosten Behausung sicher und geborgen zu fühlen. In Deutschland kann man an mehreren Orten Turmurlaub machen, jede Menge Infos dazu gibt es im Internet und bei den Reiseanbietern. Ein echtes Erlebnis bietet zum Beispiel ein Kurzurlaub im Leuchtturm Roter Sand. Der Turm ist das älteste Offshore-Denkmal der Welt. Das 1885 eingeweihte Seezeichen in schmuckem Rot-Weiß liegt 30 Seemeilen vor Bremerhaven und ist nur per Transfer zu erreichen.
"Das große Leuchtturm-Lesebuch" verrät die Geheimnisse der Kolosse
Faszinierend: Der auf einer Sandbank errichtete Koloss ragt bei Niedrigwasser rund 30 Meter über dem Meeresspiegel auf. Angelegt werden kann nur bei ruhigem Seegang – und das ist reine Glückssache. Übernachtet wird in Stockbett-Kojen, wer Hunger hat, muss sich in der Mini-Kombüse selbst etwas brutzeln. Andere Leuchttürme versprechen eine deutlich komfortableren Aufenthalt – zum Beispiel das Mini-Hotel Leuchtturm von Dagebüll, der Leuchtturm in Hollerwettern (Wewelsfleth) – oder die Insel-Pension im Leuchtturm Neuwerk. Angebote gibt es auch für Usedom und Rügen, aber auch beispielsweise für England, Frankreich oder Holland.
Und wer dann im Leuchtturm am späten Nachmittag einen Tee genießt, den Augen den Blick in die Ferne gönnt und außer kreischenden Möwen nicht viel hört, kann das Leuchtturm-Lesebuch zur Hand nehmen. Denn darin findet er eine unendliche Fülle an Informationen rund um sein Feriendomizil – von hoch dramatischen Baugeschichten und diversen Tragödien vor Ort über die Darstellung in Kunst und Lyrik bis zu Statistischem. Überall bemühen sich Fördervereine, die Leuchttürme für die Öffentlichkeit zu erhalten, sie über Besichtigungen, Ausstellungen oder eben Ferienangebote stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken.
Die Zeit drängt. „Viele der zum Teil architektonischen Meisterwerke laufen Gefahr zu verfallen und endgültig zu verschwinden, obwohl sie Beispiele maritimer Baukunst sind und dem Denkmalschutz unterliegen sollten“, warnen die Herausgeber. „Ein bedeutendes Kapitel der Seefahrt-, ja vielleicht sogar Menschheitsgeschichte, scheint zu Ende zu gehen.“
„Das große Leuchtturm-Lesebuch“, herausgegeben von Manfred Benhof, Walter Heyse und Jürgen Tronicke, ist im Husum Verlag erschienen.