Schwerin. Das einst beliebte Pilgerziel feiert in diesem Jahr sein 850-jähriges Bestehen. Die Stadt plant eine Festwoche im Herbst.
Manchmal reicht schon ein Tropfen Blut, um Tausende Menschen anzulocken. So jedenfalls war es in Schwerins größter Kirche im Mittelalter. Heinrich der Löwe, 1195 in Braunschweig gestorben, hatte den romanischen Vorgängerbau gestiftet. Der aber musste wegen des regen Besucheransturms erweitert werden, denn alle wollten dort die Blut-Reliquie des gekreuzigten Jesu von Nazareth sehen.
In diesem Jahr feiert der Schweriner Dom mit dem 117 Meter hohen Turm sein 850-jähriges Bestehen. So Gott will und Corona es erlaubt, soll der Geburtstag im Herbst mit einer Festwoche gefeiert werden. Längst ist der im Jahr 1270 gotisch erweiterte Dom eine der größten und ältesten Backsteinkirchen im Norden und nicht mehr katholisch, sondern Sitz der Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Norddeutschland.
Blut-Reliquie von Schweriner Dom auf Kreuzzug erbeutet
Es war Graf Heinrich I. von Schwerin, den sie den „Schwarzen“ nannten, der bei einem Kreuzzug im Heiligen Land die Blut-Reliquie erbeutet hatte. Während andere Kreuzfahrer einen Teil der Windel Jesu, ein Stück Holz vom Kreuz oder sogar die Muttermilch Marias entdeckt haben wollten, fand Heinrich einen in Jaspis eingeschlossenen Blutstropfen. Und brachte den wertvollen Fund mit. Ende des 15. Jahrhunderts war der Schweriner Dom einer der bedeutendsten Pilgerorte im Norden des Reiches.
Doch schnell erwies sich die romanische Kirche aus der Zeit Heinrich des Löwen als zu klein. Es wurde deshalb neu gebaut. Mit dem Schweriner Dom entstand vor 850 Jahren eines der größten Backsteingebäude Norddeutschlands: 105 Meter lang, 40 Meter breit und mit einem imposanten Gewölbe ausgestattet. Vom Vorgängerbau blieb kaum etwas erhalten. Einzig die Paradiespforte, das westliche Südportal im Turm, stammt noch aus jener Zeit. Der markante neogotische Turm ist allerdings ein Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert.
Umfangreiches Festprogramm für Jubiläum geplant
Die Domgemeinde, die heute gut 2000 Mitglieder zählt, hat mit Partnern aus der Stadt und dem Land ein umfangreiches Festprogramm geplant, das bis Oktober Einwohner und Gäste einlädt. Für die Veranstaltungen wurden coronabedingt Hygienekonzepte und auch die geltenden Abstandsregeln bedacht.
Die Veranstalter hoffen, „dass trotz der Pandemie möglichst vieles stattfinden kann“, sagt Christian Meyer, Sprecher des Kirchenkreises Mecklenburg. Gottesdienste, Andachten und Orgelkonzerte widmen sich dem Jubiläum. Dazu zählen die „Nacht der Chöre“ am 4. Juli und die „Orgelnacht zur Orgelweihe vor 150 Jahren“ am 3. September mit ehemaligen Schülern der Domkantoren.
Blut-Reliquie seit 16. Jahrhundert verschwunden
Am 12. September ist ein Festgottesdienst mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt geplant. Zugleich findet der diesjährige Stadtkirchentag statt. „Der Dom ist ein Wahrzeichen Schwerins“, sagte Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Zugleich sei er „Heimat der Domgemeinde und Sitz der Nordkirche, worauf wir als Land sehr stolz sind“.
Für die Umgestaltung des Dom-Umfeldes hatte die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kürzlich einen Zuwendungsbescheid des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Höhe von 260.000 Euro übergeben. Für das Geld sollen Bürgersteige, Zugänge und Grünflächen rund um die Domkirche erneuert werden. Von der Blut-Reliquie fehlt allerdings seit der Reformationszeit im 16. Jahrhundert jede Spur. Die Abscheu der Evangelischen zielte auch auf diese Form der Heiligenverehrung, und deshalb dürfte die Reliquie wohl vernichtet worden sein.
Grundstein von Ratzeburger Dom 1154 gelegt
Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Norddeutschland verfügt neben dem Schweriner Dom über ein breites Erbe an wertvollen Bauten. So zählt der Ratzeburger Dom auf der Altstadtinsel zu den ältesten Gebäuden Schleswig-Holsteins.
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Am 11. August 1154 wurde der Grundstein gelegt, 1160 begannen die Bauarbeiten am Chor. Um 1220 wurde der Bau vollendet. Gestiftet wurde der Dom ebenfalls von Herzog Heinrich dem Löwen. Daher ist er einer der vier „Löwendome“, zu denen auch der Schweriner, der Lübecker und der Braunschweiger Dom gehören.
Hamburger Hauptkirche St. Petri älteste Pfarrkirche der Stadt
Zu den ältesten Kirchen im Norden gehört zudem die Hamburger Hauptkirche St. Petri. Sie gilt als älteste Pfarrkirche der Stadt und wurde 1195 erstmals erwähnt. Zu den Schätzen der Kirche zählt Hamburgs ältestes Kunstwerk, ein um 1342 entstandener Türzieher mit Löwenkopf am linken Türflügel des Hauptportals. Außerdem schmückt ein Ölgemälde des Malers Jacob Jacobs das Gotteshaus.
Es stammt aus dem Jahr 1603 und zeigt den Reformator Martin Luther mit einem Schwan. In altehrwürdiger Gesellschaft zum Schweriner Dom befindet sich auch die Kirche von Keitum auf Sylt. Gesichert ist ihre erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1240.