Hittfeld. Gemeinde nimmt 15 Prozent weniger Steuern ein. Bürgermeisterin Martina Oertzen blickt dennoch optimistisch ins neue Jahr

Der Bau neuer Wohnungen, Entwicklungen im Gewerbebereich und an den Bahnhöfen, die Decaturbrücke sowie neue Räume für Schulen und Kitas bestimmen das neue Jahr in der Gemeinde Seevetal – ebenso wie das das vergangene Jahr, in dem – wie überall – das gesamte öffentliche Leben heruntergefahren worden war. „Trotz der alles überschattenden Pandemiesituation ist es uns in Seevetal in vielen Bereichen gelungen, die Infrastruktur weiter auszubauen und damit die Lebensqualität in unserer schönen Gemeinde weiter zu steigern“, sagt Bürgermeisterin Martina Oertzen und zieht damit eine positive Jahresbilanz, den sie mit einem optimistischen Ausblick verbindet.

In Emmelndorf wurde die Erweiterung der Grundschule in den Sommerferien abgeschlossen. Die als Übergangslösung gedachten Pavillons werden weiter genutzt: Sie dienen den Kindern aus der Emmelndorfer Kita als neues Quartier. Ein Wasserschaden und ein anschließender Asbestfund hatte die Kitaräume im Frühjahr unbrauchbar gemacht. Die Kinder waren zunächst in einer Kita in Hittfeld sowie im Fleester Hoff untergebracht.

„Wichtig ist jetzt, dass die Kinder wieder im Dorf betreut werden“, sagt Oertzen. „Jetzt gilt es, eine zukunftsweisende Entscheidung zu treffen, an welchem Standort die Kita neu erbaut werden soll.“

Veränderungen im Kita-Bereich

Im Kitabereich gab es weitere Veränderungen. In Maschen ist die Kita Regenbogenkinderland an den Moorweidendamm gezogen und hat sich dort vergrößert. In das bisherige Gebäude nahe der Grundschule ist das Jugendzentrum Village eingezogen. An dessen bisherigen Standort nahe der Kirche betreibt künftig die Kirche eine Kita mit vier Gruppen. In Meckelfeld entsteht an der Straße Große Wiesen ein Kita-Neubau.

In Hittfeld wurde das alte Verwaltungsgebäude am Meyermannsweg abgerissen, auch dort entsteht eine Kita mit fünf Gruppen. Die Grundschule Horst, deren Mensa im Sommer fertig gestellt wurde, ist nun die fünfte offene Ganztagsschule im Gemeindegebiet.

Eine positive Entwicklung erwartet die Bürgermeisterin für die Decaturbrücke. Die grundsätzliche Möglichkeit, die Brücke zu sanieren, wurde mittlerweile bescheinigt. Für die Sanierung, an der sich auch das Land Niedersachsen beteiligen würde, hat die Gemeinde erstmalig Gelder in den Haushalt eingestellt. „Ich bin froh, dass das Land in diesem Jahr bereits wie zugesichert begonnen hat, sich auch fachlich und organisatorisch in das Verfahren einzubringen“, sagt Oertzen. Für das „Sorgenkind“ der Gemeinde werde 2021 daher sicherlich ein spannendes Jahr.

Barrierefrei: Umbaus des Bahnhofs Meckelfeld startet

Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs Meckelfeld ist auf den Weg gebracht, auch wenn es zunächst Unstimmigkeiten gab. „Die Planung der Bahn sah zwar eine formelle Barrierefreiheit vor, jedoch mit zwei Aufzügen, von denen einer irgendwo im nirgendwo platziert wurde. Diese weltfremde Planung konnte dank des Engagements aus örtlicher Politik und vom Präventionsrat korrigiert werden“, sagt die Bürgermeisterin. Nun soll ein feste Querung direkt zur Bushaltestelle führen. Am Bahnhof Hittfeld wurde der neue Park-and-Ride-Platz in Betrieb genommen. „Der Parkdruck in den angrenzenden Wohngebiet ist damit deutlich zurückgegangen.“

Ein schwieriges Thema bleibt die Suche nach freien Gewerbeflächen. Im vergangenen Jahr eröffnete die Familie Matthies ihr erweitertes Gartencenter am neuen Standort in Emmelndorf und die Firma Kuhn und Witte ihren Audi-Standort in Fleestedt. „Der darauf folgende Ausbruch der Pandemie hat auch diese Betriebe mächtig durchgeschüttelt“, sagt die Bürgermeisterin. „Ich drücke allen Unternehmen die Daumen, dass die coronabedingten Einschränkungen bald der Vergangenheit angehören.“

In mehreren Gemeindeteilen wurden im vergangenen Jahr neue Wohnungen gebaut oder weiter geplant. „Ich freue mich, dass am Fleester Höpen auf dem ehemaligen Sportplatzgelände der Grundstein für einen zweiten Bauabschnitt gelegt werden konnte“, sagt Oertzen. „Schade finde ich es, dass in Maschen entlang der Schulstraße noch nichts passiert ist, obwohl die Gemeinde hier schon vor über einem Jahr die Planungsgrundlagen geschaffen hat. Die Ortsmitte hätte eine positive Entwicklung verdient.“

Erweiterung des Edeka-Marktes Hittfeld

Mit dem Abriss des ehemaligen Spritzenhauses in Hittfeld wurde die Erweiterung des Edeka-Marktes und die Verlagerung des Aldi-Marktes vorbereitet. Auch bei dem Bebauungsplan für das ehemalige Polizeigelände geht es voran. „Für 2021 bin ich auch optimistisch, dass wir den Planungsprozess für die Entwicklung der Fläche ‘Nördlich Göhlenbach’ intensivieren können. Hier sprechen mich regelmäßig Menschen an, insbesondere Senioren, die hoffen, dass dort endlich etwas passiert.“ Zudem wurde in diesem Jahr die Seniorenwohnanlage „Alter Zirkusplatz“ in Meckelfeld eröffnet. Dieser Standort soll noch erweitert werden.

In Fleestedt wird zudem eine Senioreneinrichtung der Lindhorst-Gruppe gebaut.

Das kulturelle Leben leide natürlich massiv unter der Pandemie, sagt die Bürgermeisterin. „Ich freue mich auf den Moment, wenn sich in unserer Burg wieder der Vorhang hebt und wir unbeschwert Konzerten und Theateraufführungen folgen können. So praktisch auch Streaming- und andere Online-Angebote sein können – nichts geht doch über die direkte Nähe zu den Künstlerinnen und Künstlern und dem Publikum.“ In der Burg Seevetal gab es 2020 anstelle von kulturellen Veranstaltungen zahlreiche Sitzungen, Firmen- und Vereinsveranstaltungen. Auch die Karoxbosteler Mühle konnte sich nicht wie gewohnt präsentieren. Dennoch erhielt sie die Auszeichnung mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege.

Auf die Freiwillige Feuerwehr sei auch im vergangenen Jahr Verlass gewesen, so die Bürgermeisterin. „Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, unsere Infrastruktur für die Brandschützer weiter auszubauen.“ In Fleestedt wurde der Anbau noch vor Ausbruch der Pandemie in Betrieb genommen, der Anbau in Glüsingen folgte im Sommer. Der Neubau für die Feuerwehr in Hittfeld soll in diesem Jahr errichtet werden. Alle Menschen, die sich ehrenamtlich in der Gemeinde engagierten, verdienten einen besonderen Dank, so die Bürgermeisterin. „Ob im Bereich der Rettungsdienste, im Sport, in der Kommunalpolitik oder anderen Bereichen: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre unsere Gemeinde kälter und ärmer.“

Sorge um den Haushalt der Gemeinde

Die Corona-Pandemie hat schon jetzt finanzielle Folgen für die Gemeinde, vor allem durch die wegbrechenden Steuereinnahmen. „Große Sorge bereitet mir natürlich unser Haushalt“, sagt Oertzen. „Ein geplantes Minus von 7,5 Millionen Euro steht für 2021 in unserer Planung. Sowohl die Gewerbesteuern als auch unsere Anteile an der Einkommenssteuer brechen signifikant weg. Wir mussten unsere geplanten Steuereinnahmen um gut 15 Prozent reduzieren. Dies lässt sich bei auch in den Vorjahren schon knappen Haushalten nicht ausgleichen.“ Daher hoffe sie auf Unterstützung durch Bund, Land und Kreis.

Auch für Martina Oertzen wird das Jahr 2021 Veränderungen bringen (wir berichteten). „Vor gut einem Jahr habe ich mich aus persönlichen Gründen dafür entschieden, bei den Bürgermeisterwahlen im September 2021 nicht wieder anzutreten. Ich durfte dann acht Jahre lang als Bürgermeisterin die Geschicke unserer schönen Gemeinde leiten.“ Nun freue sie sich auf einen fairen Wahlkampf.

Er fällt in eine Zeit, die viele Herausforderungen mit sich bringt. Die Bürgermeisterin ermutigt die Bürger der Gemeinde, sich diesen gemeinsam zu stellen. „Wir müssen jetzt alle sinnbildlich noch einmal zusammenrücken, damit wir uns irgendwann im Laufe des Jahres tatsächlich wieder ein Stück weit näher kommen dürfen.“​