Kiel. 300 Mitarbeiter verschiedener norddeutscher Werften sind am Mittwoch für bessere Bedingungen auf die Straße gegangen.
Zur Rettung der existenzgefährdeten Werften in Norddeutschland haben IG Metall und Politiker bessere Rahmenbedingungen des Bundes und mehr öffentliche Aufträge gefordert. Die IG Metall befürchtet den Verlust eines Drittels der rund 18 000 Arbeitsplätze der Werften. Die Substanz der maritimen Wirtschaft sei im ganzen Norden gefährdet, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
In Kiel demonstrierten am Mittwoch Beschäftigte aus Werften und Zulieferbetrieben für den Erhalt ihrer gefährdeten Arbeitsplätze. Wegen der steigenden Corona-Zahlen beschränkte die IG Metall die Teilnehmerzahl auf etwa 300. Die Demonstranten trugen Masken, wie es die Polizei zur Auflage gemacht hatte. Wie ein roter Faden zog sich die Forderung nach mehr öffentlichen Aufträgen für Behördenschiffe und die Marine hindurch.
Kieler Werft erhält Millionen aus Stabilisierungsfonds
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) überraschte bei der Kundgebung vor dem Parlament mit der Mitteilung, dass die Kieler Werft German Naval Yards einen zweistelligen Millionenbetrag aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes erhält. Der Bescheid sei nach Angaben des Koordinators der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann, am Dienstag unterschrieben worden. Buchholz nannte keine konkrete Summe - nach dpa-Informationen geht es um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
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Die Bundesregierung habe den militärischen Schiffbau zwar als Schlüsseltechnologie eingestuft, dieser Beschluss müsse aber auch umgesetzt werden, kritisierte Buchholz. „Es darf nicht bei einem Lippenbekenntnis in Berlin bleiben.“ Aufträge ins europäische Ausland zu vergeben oder europäisch auszuschreiben, sei mit diesem Grundsatzbeschluss „nicht vereinbar“.
Zugleich forderte Buchholz eine weitere Konzentration. Die Werften German Naval Yards, ThyssenKrupp Marine Systems und Lürssen - zu der Blohm + Voss gehört - hätten allein im militärischen Schiffbau keine Zukunft. „Da muss es einen großen Anbieter geben“, sagte Buchholz. „Dann schaffen wir auch innovativ die Auslastung der Werften insgesamt.“ Im Mai hatten German Naval Yards und Lürssen eine Fusion angekündigt.