Travemünde. Entlang der Flussmündung entsteht für gut 15 Millionen Euro eine neue Promenade. Der erste Abschnitt ist fertig

Im Konkurrenzkampf um Touristen will das Ostseebad Travemünde seine einzigartige Lage in die Waagschale werfen. Am Meer gelegen, zugleich am Fluss gelegen: So etwas gibt es zumindest in Schleswig-Holstein kein zweites Mal. Ein Rundweg entlang der Travemündung soll nun mehr aus dieser besonderen Situation machen. Der erste Teil der Flusspromenade wurde am Montag offiziell eingeweiht, der Startschuss für den zweiten Abschnitt fiel am Dienstag. In gut einem Jahr soll alles fertig sein.

Mit den Arbeiten war 2016 begonnen worden. Auf der Priwallseite, der östlichen Seite des Flusses, standen sie in Zusammenhang mit einem touristischen Riesenprojekt: dem Bau von 397 Ferienwohnungen und einem 110-Betten-Hotel direkt am Passathafen, in dem auch das Segelschiff „Passat“ liegt. „Beach Bay“ heißt die Anlage, die weitgehend fertiggestellt ist. 152 Millionen Euro hat der dänische Investor Sven Hollesen investiert. Hinzu kommen 174 dänische Ferienhäuser, die dort seit 2013 vermietet werden. Rund 500.000 Übernachtungen pro Jahr sollen dadurch entstehen – das sind rund ein Viertel aller Übernachtungen in Lübeck und seinem Ostseebad Travemünde.

Zu DDR-Zeiten war der Priwall das Travemünder Stiefkind

Da war es natürlich gewissermaßen alternativlos, die Kaikante neu zu gestalten. Die neue Promenade ist etwa 800 Meter lang und reicht vom Passathafen bis zum Anleger der Personenfähre, die direkt an der Mündung den westlich des Flusses gelegenen Badeort mit dem Priwall verbindet.

Zu DDR-Zeiten war der Priwall das Travemünder Stiefkind, man könnte auch sagen: das Schmuddelkind. Das Areal – im Süden begrenzt von der Pötenitzer Wiek, einer Ausbuchtung der Trave, im Westen von der schmalen Travemündung und im Norden von der Ostsee – war zwar malerisch, aber touristisch uninteressant. Denn im Osten lag die schwer bewachte Grenze zur DDR. Angesichts von bewaffneten Grenzsoldaten, die ihre Ferngläser gern über den martialischen Grenzzaun hinweg auf die am Priwallstrand liegenden Touristen richteten, ging das Interesse von Investoren gegen null, dort in Hotels oder andere touristische Einrichtungen zu investieren.

Einzigartiger Rundweg

Auch die Stadt Lübeck selbst machte nicht viel aus ihrem wie eine Insel im Osten liegenden Stadtteil. Kurtaxe wurde am Priwallstrand gar nicht erst erhoben, offenbar war man der Ansicht, dass man den Touristen nicht zumuten konnte, für den Blick auf die abschreckende Grenze auch noch Geld bezahlen zu müssen. Und so war der Priwall lange Zeit Treffpunkt derer, die nicht viel Geld hatten. Einen Hundestrand und einen FKK-Strand gab es dort auch – alles Dinge, die am schicken Travemünder Hauptstrand nicht so furchtbar gern gesehen waren.

Bitte durchschauen­: Ein riesiger Bilderrahmen fängt den Blick vom Priwall auf  die Vorderreihe in Travemünde ein.
Bitte durchschauen­: Ein riesiger Bilderrahmen fängt den Blick vom Priwall auf die Vorderreihe in Travemünde ein. © Insa Gall | Insa Gall

Doch 30 Jahre nach der deutschen Einheit ist es mit dieser Sonderrolle vorbei. Travemündes Bürgermeister Jan Lindenau sagt: „Mit dem Projekt Priwall-Promenade ist es gelungen, einen neuen touristischen Anziehungspunkt an der Ostsee zu schaffen, der schon jetzt Menschen aus nah und fern begeistert. In wenigen Tagen beginnen wir auf der Travemünder Seite der Trave mit der Gestaltung der Trave-Promenade. So entsteht mit den Fähren ein Rundweg, der an der Ostseeküste absolut einzigartig ist.“

Projekt wird mehr als 15 Millionen Euro kosten

Der Rundweg wird wohl insgesamt mehr als 15 Millionen Euro kosten. Die Priwallseite als ihr Gegenstück auf der Westseite. 12,15 Millionen Euro hat die Promenade an ader Beach Bay gekostet. 8,3 Millionen Euro kommen vom Land. Im Laufe der Jahre ist das Projekt immer teurer geworden, anfangs hatte man mit 6,5 Millionen Euro gerechnet. Auf der Priwallseite gibt es nun beleuchtete Sitzbänke, die entfernte Ähnlichkeit mit einem Bootsrumpf haben, zum Wasser hin gerichtete Stufenanlagen, Holzdecks, einen Grillplatz, ein Wasserspiel aus Granitblöcken und zwei maritime Kinderspielplätze. Gut angelegtes Geld, findet Schleswig-Holsteins Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP). „Als touristische Destination darf man nicht stehenbleiben“, sagte er.

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Auf der anderen Uferseite, zwischen Vorderreihe und Strand, werden rund 3,3 Millionen Euro verbaut. Geplant sind unter anderem viele neue Sitzgelegenheiten, Spielbereiche und drei neue gas­tronomische Angeboten. Der Rundweg könnte also an der Vorderreihe beginnen, bis zum Strand führen, um dort per Fähre zur Priwall­seite zu wechseln, dann an der „Passat“ und an der Beach Bay vorbei hinunter zur Autofähre, um dort erneut die Trave zu queren und wieder die Vorderreihe zu erreichen.