Westerland. Daniel Günther (CDU) findet, die Menschen seien diszipliniert. Weitere Öffnungsschritte sollten dennoch nur mit Augenmaß erfolgen.
Vor dem Café Wien in der Westerländer Fußgängerzone bildet sich eine kleine Menschentraube – allerdings bemühen sich die meisten, die Abstände einzuhalten. Sie warten auf Ministerpräsident Daniel Günther, der sich ein Bild von der Lage auf Sylt machen will und im Café mit Kommunalpolitikern, Wirtschaftsvertretern und Touristikern zusammensitzt. Sie tauschen sich über kommunale Belange und natürlich die Touristenströme aus.
Bilder von zu großen Menschengruppen am Strand hatten am Pfingstwochenende vor allem außerhalb der Insel für Aufregung gesorgt. Nun ist es in der Fußgängerzone von Westerland zwar auch voll, aber die Menschen versuchen, Abstand zu halten. In den Geschäften gelten Höchstgrenzen für die Kundenanzahl, Einbahnstraßenregelungen in den Restaurants sollen die Gäste mit Abstand aneinander vorbeilenken. Der Strand vor Westerland ist bei bedecktem Himmel und Temperaturen um die 19 Grad nicht sehr stark frequentiert.
Sylt ist gut für die Saison vorbereitet
Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, freut sich über den ersten offiziellen Besuch des Ministerpräsidenten auf der Insel. „Man muss im Gespräch sein, und so eine Krise verbindet.“ Es sei auch darum gegangen, sich auszutauschen über die bisherige Krise und über die aktuellen Probleme finanzieller und organisatorischer Art zu sprechen – etwa um Gewerbesteuer und die Frage, wie es beispielsweise in Tourismus und Gastronomie in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht. Da zu wissen, wie das Schrittmaß sei, wie das Denken und die Rahmendaten seien, sei wichtig, sagt Häckel. „Das ist wichtig für uns zu wissen, weil wir, wenn eine Entscheidung kommt, relativ schnell vor Ort kommunizieren müssen und auch erklären müssen.“ Daher seien diese Abstimmungen sehr, sehr wichtig.
Was der Ministerpräsident sieht und hört, stellt ihn zufrieden. Der CDU-Politiker findet Sylt gut vorbereitet auf die Saison. Die Menschen verhielten sich zum großen Teil sehr, sehr diszipliniert, sagt er. Dennoch: Öffnungsschritte sollen weiterhin mit Augenmaß vorgenommen werden. Er sei aber guter Hoffnung, dass Ende des Monats weitere Lockerungen kommen könnten. Es gebe einiges, was dafür spreche, dass diese auch die Außengastronomie beträfen. Unter anderem Sylter Unternehmen, aber auch die IHK Schleswig-Holstein hatten verlangt, die Außenflächen in der Gastronomie zu vergrößern.
Bußgeldverfahren:
- Besitzern von Zweitwohnungen, die sich nach dem 18. März in Schleswig-Holstein aufgehalten haben, könnten demnächst Bußgeldbescheide bis zu 250 Euro ins Haus flattern. Der Landkreis Rendsburg-Eckernförde hat nach eigenen Angaben 17 Verfahren eingeleitet, die sich aber noch im Anhörungs- oder Prüfungsverfahren befinden. Ostholstein hat bislang etwa 50 Verfahren eingeleitet, die ebenfalls noch nicht abgeschlossen sind. Aufatmen können die Besitzer von Zweitwohnungen im Kreis Nordfriesland. Dort wurden alle Verfahren eingestellt, weil die Inhaber nachweisen konnten, dass sie sich dort berechtigt aufgehalten hatten.
An der „Buhne 16“ war es Pfingsten sehr voll
Am späten Mittag besucht Günther den Strandabschnitt „Buhne 16“ in Kampen und das dortige Bistro. An diesem Strand hatten sich am Pfingstsonnabend nach Polizeiangaben Menschen im dreistelligen Bereich vor der Toilette gedrängt. Es seien viele Gruppen, die teilweise zu groß gewesen seien, am Strand gewesen, sagt Sven Behrens, der mit seinem Cousin Tim Behrens das bekannte Strandbistro betreibt. Am Eingang zum Bistrogelände stehen Mitarbeiter, die auf die Corona-Regeln hinweisen, kontrollieren, dass Namen und Adresse aufgeschrieben werden, und einen Platz zuweisen.
Dass es an der „Buhne 16“ Pfingsten sehr voll sei, sei normal, sagt Behrens. „Es gibt zwei Tage im Jahr, wo es zu voll ist.“ Das seien Pfingstsonnabend und -sonntag. Normalerweise stellten sie dann auch immer noch mobile Toiletten auf, sagt Behrens. Das finde er in Corona-Zeiten allerdings schwierig. Und jetzt würden sie nicht mehr gebraucht. Es sei viel gesagt worden über die Zustände hier zu Pfingsten, sagt der Leiter der Polizeidienststelle Sylt, Dieter Johannsen. Als chaotisch könne er sie aber nicht bezeichnen. Es sei in Zusammenarbeit mit der Kommune alles schnell geregelt und für den kommenden Tag eine tragbare Lösung gefunden worden.
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Polizei sieht sich gut aufgestellt
Generell sieht Johannsen die Polizei auf der Insel gut für die Saison aufgestellt. Es gebe einen guten Dialog mit allen Beteiligten, und es würden in allen Bereichen intelligente Lösungen entwickelt. Und mit Blick auf die Verhaltensregeln sagt er: „Wir haben das Gefühl, 95 bis 98 Prozent der Bevölkerung und der Gäste halten sich daran.“ Und mit den anderen werde geredet, und wenn sich jemand nicht überzeugen lasse, werde auch mal eine Anzeige geschrieben.
An diesem Tag verirren sich nur einige Familien und Strandspaziergänger an den weitläufigen Kampener Strandabschnitt. Antje und Philipp Schmitz aus Bielefeld etwa sind mit ihren drei Kindern auf der Insel und beziehen gerade ihren Strandkorb. Sie genießen die Auszeit von Homeschooling und Arbeit, wie sie sagen. Ihrer Meinung nach sind Urlauber und Insulaner „sehr diszipliniert“. Und vor allem auf den Abstand werde Wert gelegt, beim Nichteinhalten werde man auch darauf angesprochen.