Hamburg. Bund und Länder hatten sich auf einen Grenzwert geeinigt. Das Gesundheitsministerium reagiert mit zahlreichen Corona-Tests.
Der Kreis Steinburg hat die von Bund und Ländern festgelegte Obergrenze neuer Corona-Infektionen überschritten. Mit 87 bestätigten Infektionen liegt der Kreis über dem Grenzwert von 50 Neuinfizierten je 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche, wie aus Angaben des Kreises vom Freitag hervorgeht. Der Landkreis hat 131.000 Einwohner, der Wert liegt den Angaben zufolge damit bei 66 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Bund und Länder hatten sich am Mittwoch auf weitreichende Lockerungen der Corona-Auflagen verständigt, zugleich aber eine Obergrenze festgelegt, bei deren Überschreitung wieder strikte Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie vorgesehen sind.
Kreis wartet auf Vorgaben – Ministerium hält lokale Maßnahmen für ausreichend
Beim Kreis Steinburg selbst trifft man momentan noch keine Entscheidungen zu etwaigen neuen Einschränkungen, es fehle bisher der rechtliche Rahmen, um den Beschluss des Bund-Länder-Gipfels umzusetzen: "Wir warten jetzt auf eine Rechtsgrundlage auf Landesebene, anhand derer wir konkrete Maßnahmen beschließen können", so eine Sprecherin des Kreises auf Abendblatt-Anfrage.
Der erhöhte Wert sei aber direkt auf den Corona-Ausbruch in einem Schlachthof in Bad Bramstedt zurückzuführen, hieß es am Mittag aus dem Gesundheitsministerium. Der Großteil der ausländischen Mitarbeiter des Betriebs im Kreis Segeberg ist in einer Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne in Kellinghusen im Nachbarkreis Steinburg untergebracht.
Nach Corona-Ausbruch in Bad Bramstedt: Tests in allen Schlachthöfen
Das Gesundheitsministerium reagierte am Freitagabend auf die vielen Corona-Fälle und lässt nun die Belegschaften aller großen Betriebe im Land testen. Sollten die Beschäftigten in Werkswohnungen oder ähnlichen privaten Gemeinschaftsunterkünften leben und dort weitere nicht im Schlachthof angestellte Personen wohnen, seien diese ebenfalls zu testen, teilte das Gesundheitsministerium in Kiel mit. Zudem sind weitergehende Tests für Erntehelfer in Abstimmung mit den Gesundheitsämtern der Kreise und kreisfreien Städte in Vorbereitung. In einem Schlachthof in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) waren zuvor insgesamt 109 Beschäftigte positiv getestet worden.
„Alle Beteiligten müssen ihren Teil dazu beitragen, dass wir die eingeleiteten Lockerungen verantworten können. Schleswig-Holstein wird mit Nachdruck und Konsequenz die notwendigen Maßnahmen verfolgen“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Dazu gehörten Quarantänemaßnahmen, Kontaktverfolgung und umfangreiche Tests durch die Gesundheitsämter. Laut Landwirtschaftsministerium gibt es in Schleswig-Holstein derzeit etwa 50 Schlachtbetriebe, darunter sechs, sieben größere wie der in Bad Bramstedt.
Das Kreisgesundheitsamt hatte im aktuellen Fall bereits vor Ort "entsprechende Maßnahmen eingeleitet und wird diese weiter verfolgen".