Flensburg. Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) soll mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung wieder auf Kurs gebracht werden.

Für Eigentümer, Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter der angeschlagenen Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) ist die Insolvenz in Eigenverwaltung ein guter Weg, aus der Krise zu kommen. „Wir haben uns nach intensiver Beratung in den letzten Wochen entschlossen, den Weg der Eigenverwaltung als Sanierungs- und Restrukturierungsprozess zu wählen“, sagte Investor Lars Windhorst, dessen Tennor Holding Eigentümerin der FSG ist, am Sonntag in Flensburg. Die Amtsgericht Flensburg hatte auf Antrag der Werft die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Ziel ist die Sanierung und Fortführung des Unternehmens.

Als neuer Geschäftsführer tritt offiziell der Werftmanager und Gründer einer auf Restrukturierung spezialisierten Beratungsfirma, Martin Hammer, seine Arbeit an. Man sei nun gefordert, dass Vertrauen in den Markt, die Mitarbeiter und die Lieferanten wiederherzustellen. „Das ist natürlich eine Herkulesaufgabe“, sagte Hammer mit Verweis auf die Probleme der letzten Zeit. Er kündigte an, in vier bis sechs Wochen ein nachhaltiges Sanierungskonzept vorlegen zu wollen.

„Wir freuen uns, dass wir diesen Weg mit einem guten Team einschlagen konnten“, sagte Windhorst. Als einen Grund, diesen Schritt zu gehen, nannte er die Weigerung eines Vertragspartners sich - trotz der Coronakrise - auf eine „für alle tragfähige Lösung“ einzulassen. Es sei der beste Weg um nach vorne zu gehen und sich der Altrisiken und Altlasten zu entledigen.

FSG: Windhorst sucht nachhaltiges Konzept

Windhorst versicherte, dass die Tennor Holding weiterhin zu ihrem Engagement bei der FSG stehe. Nach Ansicht Windhorsts gibt es speziell im Bereich des Baus von RoRo-Fähren kurzfristig- und mittelfristig eine gute Zukunft für die Werft. Darüber hinaus müsse in einem zweiten Schritt geschaut werden, „wie wir in den nächsten Monaten und Jahren eine langfristige Perspektive finden, die darüber hinaus geht“.

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Windhorst hofft nun auch auf Hilfen vom Land – insbesondere in Form von Bürgschaften. Diese seien für jede Werft wichtig, um wettbewerbsfähig zu sein. „Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah eine Situation hinbekommen, dass die FSG formal die Voraussetzungen erfüllen wird, um solche Landesbürgschaften beantragen zu können“, sagte Windhorst. Unter anderem dafür sei es wichtig gewesen, die rechtlichen Altrisiken durch die jetzt gestartete Sanierung in Eigenverantwortung komplett und sauber abzuschneiden.

Die Belegschaft der Werft ist schon seit Monaten in Kurzarbeit. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Werft zudem am 19. März Betrieb und Produktion vorübergehend eingestellt. Bei der FSG arbeiten rund 650 festangestellte Mitarbeiter. Den Angaben zufolge ist ihr Gehalt beziehungsweise das Kurzarbeitergeld in den kommenden Monaten gesichert. Aktuell ist laut Hammer geplant, im Frühsommer die Arbeit wieder aufzunehmen. „Ich glaube an die Zukunft der FSG“, sagte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Flensburg, Michael Schmidt.

Warum Lars Windhorst eine Heuschrecke ist

Windhorst gilt in der Finanzwelt als Heuschrecke. Seine Vita liest sich abenteuerlich: "Deutschlands ehemaliges Wunderkind" ("Die Welt) hat schon Firmen-Insolvenzen hinter sich, meldete Privatinsolvenz an und überlebte einen Flugzeugabsturz. Unternehmen in Steueroasen sind sein Metier. Er kauft sie, strukturiert sie um und verkauft sie mit Gewinn. Schon als Schüler gründete Windhorst seine erste Firma. Als Teenager reiste der einstige Vorzeigeunternehmer in Wirtschaftsdelegationen mit Altkanzler Helmut Kohl († Juni 2017) um die Welt.

Der Unternehmer Lars Windhorst gilt in der Finanzwelt als sehr umtriebig.
Der Unternehmer Lars Windhorst gilt in der Finanzwelt als sehr umtriebig. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Im vergangenen Jahr hatte Windhorst über seine Beteiligungsgesellschaft Tennor 49,9 Prozent der Anteile am Fußball-Bundesligisten Hertha BSC erworben und dafür 224 Millionen Euro gezahlt. Im zweiten Halbjahr 2020 will der 43-Jährige weitere 150 Millionen Euro in den Berliner Club investieren. An der Verpflichtung von Ex-Trainer Jürgen Klinsmann, der den Club nach nur wenigen Wochen unter großem Tamtam im Februar fluchtartig verließ, hatte Windhorst maßgeblichen Anteil.

Auch sein Reitsport-Engagement hatte Windhorst Anfang des Jahres massiv ausgeweitet. Mit Tennor übernahm er Anteile an der Millionen-Serie Global Champions Tour für einen nicht genannten Preis. Die höchst dotierte Springsport-Serie der Welt schüttet ein Gesamtpreisgeld von mehr als 40 Millionen Euro.