Brunsbüttel. Aktivisten campten sechs Tage lang. Die Polizei war mit 500 Einsatzkräften vor Ort. So lief der Protest ab.

Am Montag starteten Aktivisten der Organisation "Free the Soil" in Brunsbüttel mit einem Protest, die sich gegen die Düngemittelfirma Yara richtete. Die Polizei begleitete die Aktion mit 500 Einsatzkräften und nahm vereinzelte Personen in Gewahrsam, sprachen Platzverweise aus und fertigten Strafanzeigen.

Festnahmen vor Protestbeginn

Vor dem offiziellen Protestbeginn wurden bereits 16 Personen in der Nacht zu Montag in Gewahrsam genommen. Zuvor hatte die Bundespolizei zwei Eingriffe in den Bahnverkehr zwischen Wilster und Brunsbüttel festgestellt. Eine Überprüfung bei Tageslicht ergab jedoch, dass es sich um "Altfälle" handelte, so die Polizei Itzehoe. Die Sperrung des Güterverkehrs wurde wieder aufgehoben.

Die vorläufig festgenommene Person wurde nach Absprache mit der Staatsanwaltschaft Itzehoe entlassen. Die fünfzehn in Gewahrsam genommenen Personen wurden im Laufe des Montagvormittags entlassen. Sie hatten ihre Finger manipuliert, um eine Identitätsfeststellung zu erschweren.

Aktivisten blockieren Zufahrtstore

Am Montagvormittag zogen die Aktivisten dann in zwei Aufzügen zum Firmengelände der Firma Yara. Anschließend blockierten sie zwei Zufahrtstore zum Firmengelände. Die ursprünglich bis Montagnachmittag angemeldete Versammlung wurde auf Antrag eines Versammlungsleiters durch die Genehmigung der Versammlungsbehörde bis Dienstag um 15 Uhr verländert.

Am Montagabend blockierten die Aktivisten gegen 21 Uhr ein weiteres Tor. Laut Polizei lösten die beteiligten Personen die Blockade auch nach der dritten Aufforderung nicht auf, so dass sie anschließend vom Tor weggetragen werden mussten. Dabei leisteten sie keinen Widerstand.

Nächtlicher Hausfriedensbruch

In der Nacht von Montag auf Dienstag gelangten zwölf Aktivisten auf das Firmengelände der Düngemittelfabrik. Sieben von ihnen seien sofort von den Einsatzkräften in Gewahrsam genommen worden, vier Aktivisten hätten sich auf einem Tank an ein Geländer gekettet, teilte die Polizei am Morgen mit. Sie seien aber noch am Vormittag von ihren Ketten befreit und sicher heruntergeholt worden.

Vor zwei Toren blockierten am Dienstag weiterhin 150 Demonstranten die Zufahrt zum Firmengelände, wie die Polizei per Twitter mitteilte. Eine 70-köpfige Gruppe versuchte am Dienstagmittag erneut über einen Zaun auf das Firmengelände zu gelangen. Die Einsatzkräfte konnten das jedoch verhindern. Die Versammlung wurde anschließend um 15 Uhr beendet. Laut Polizei verließen die Aktivisten den Veranstaltungsort und gingen in einem gemeinsam Aufzug zurück in ihr Camp nach Sankt Margarethen. Am Mittwoch berichtete die Polizei, dass alle der bis zu 550 Teilnehmer des Klimacamps abgereist waren.

Camp der Klimaaktivisten mit Workshops

Bereits seit vergangenen Donnerstag campten die Umweltschützer im nahe gelegenen Sankt Margarethen im Kreis Steinburg auf einem Acker. Mit Videos aus dem Camp präsentierten sie auf Twitter ihre Forderungen und Ziele. Auf der Website von Free the Soil (auf Deutsch: "Befreien wir die Böden") sprachen die Organisatoren im Vorhinein von einer "Massenaktion zivilen Ungehorsams".

"Wir müssen die zerstörerischen Praktiken der industriellen Landwirtschaft aufdecken und entschlossen gegen die wenigen Unternehmen vorgehen, die von ihnen profitieren, bis wir sie endgültig stillgelegt haben", hieß es weiter. Dafür wollten sie ihre Körper und ihre "gemeinsame Entschlossenheit" einsetzen.

Protest beeinträchtigt Fabrikbetrieb nicht

Der Betrieb in der Fabrik lief nach Unternehmensangaben trotz der Proteste ohne Beeinträchtigungen. Man rechne damit, dass das auch so bleibe, sagte ein Yara-Sprecher am Dienstag.

Insgesamt waren über 500 Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und von der Bundespolizei mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes in den Einsatz in Brunsbüttel eingebunden. Auch Diensthundeführer aus Nordrhein-Westfalen waren vor Ort.

Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruch

Insgesamt kam es während des Einsatzes zu 28 Gewahrsamnahmen. Die Polizei sprach sechs Platzverweise gegen Versammlungsteilnehmer aus und fertigte zwölf Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruch und eine wegen Sachbeschädigung an der Zaunanlage der Firma Yara an.