Kiel. Auch wiederholte Bitten und Warnungen der Polizei halfen nicht. Schaulustige verzögerten die Sprengung der Fliegerbombe um Stunden.
Die Sprengung einer britischen Fliegerbombe in Kiel am Donnerstagabend ist wegen Gaffern im Sperrbereich fast abgebrochen worden. „In der Dunkelheit sind immer wieder neue Leute in den Gefahrenbereich gekommen, um den Einsatz hautnah mitzuerleben“, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes am Freitag. Hätten nicht alle Posten am Ende doch sicherstellen können, dass niemand mehr im Sperrbereich ist, hätte der Kampfmittelräumdienst den Einsatz abgebrochen. „Die Evakuierung wäre dann aufrechterhalten worden und der Kampfmittelräumdienst hätte mit Anbruch des Tageslichts weitergearbeitet.“
Die Sprengung der 250-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg verzögerte sich um etwa zwei Stunden bis nach 22.00 Uhr. Ursprünglich hatten alle Anwohner das Gebiet im Stadtteil Gaarden bis 18.00 Uhr verlassen sollen. Auch ein Altenpflegeheim wurde evakuiert. Hilfebedürftige wurden mit Rettungswagen aus dem Sperrgebiet gebracht.
Auch die Bitte auf Facebook verpuffte
Immer wieder seien aber Menschen in den Sperrbereich gegangen, uneinsichtige Anwohner seien geblieben und hätten aus dem Fenster geschaut, sagte ein Polizeisprecher. Manche hätten sogar mit Polizisten noch über die Notwendigkeit der Evakuierung diskutieren wollen. Auch auf Facebook bat die Polizei eindringlich: „Tut uns einen Gefallen: Verlasst den Bereich rund um die Bombe!!! Es laufen immer wieder Leute in den Gefahrenbereich und versuchen, so nah wie möglich an den Fundort heran zu kommen. Ihr erschwert damit die Arbeit der Kampfmittelräumer.“
Theoretisch kann die Polizei Platzverweise aussprechen und bei Nichtbefolgen Menschen in Gewahrsam nehmen. Im Vordergrund habe gestanden, die Sicherheit während der Sprengung zu gewährleisten, betonte ein Polizeisprecher. Auf Facebook erklärte die Polizei Kiel: „Ob auf die „Uneinsichtigen“ noch etwas zukommt, kann jetzt noch nicht gesagt werden.“
Bombe war nicht zu entschärfen
Die 250-Kilo-Bombe lag in einer Tiefe von vier Metern. Auf die Bombe wurden 20 Tonnen Wasser gegossen, um die Explosion zu dämmen. Eine Entschärfung war laut Polizei in diesem Fall aus technischen Gründen nicht möglich. Die Bombe war vermutlich am 23. Juli 1944 über Kiel abgeworfen worden. Wegen der in Kiel ansässigen Rüstungsindustrie war die Stadt an der Förde Ziel schwerer Luftangriffe der Alliierten.
Nach dem Einsatz meldete die Polizei Kiel auf Facebook: „Wir haben fertig! Dank an die Kollegen des Kampfmittelräumdienstes. Dank an den Rettungsdienst und alle Ehrenamtler. Dank an unsere Kollegen, die über Stunden versucht haben, den Bereich zu räumen. Dank an die Anwohner für eure Geduld. Ausdrücklich keinen Dank an diejenigen, die unsere Maßnahmen und die Arbeit aller Beteiligten durch vollständige Ignoranz und Uneinsichtigkeit behindert und dadurch um über zwei Stunden verlängert haben. Die Straßen sind wieder frei. Ihr könnt zurück in eure Wohnungen. Gute Nacht!“