Hamburg. Die Beseitigung wird noch Jahrzehnte dauern. 400 Sprengkörper mit Langzeitzünder gelten als besonders gefährlich.
Immer wieder stoßen Bauarbeiter zufällig oder Fachfirmen bei gezielten Sondierungsarbeiten auf die explosiven Relikte des Zweiten Weltkriegs. Nach Schätzungen der Feuerwehr liegen im Hamburger Boden mindestens 2800 Blindgänger, deren Beseitigung deutlich länger als 100 Jahre dauern könnte. Pro Jahr entschärft der Kampfmittelräumdienst der Feuerwehr 10 bis 20 nicht detonierte Fliegerbomben. Hunderte Granaten und Panzerminen kommen hinzu.
Offiziell geht man von 107.000 Fliegerbomben aus, die während des Zweiten Weltkriegs über Hamburg abgeworfen worden sind. Allein während der „Operation Gomorrha“ im Sommer 1943 fielen rund 25.000 Spreng- und 1200 Minenbomben. Die meisten ungeborgenen Sprengkörper werden im Hamburger Süden vermutet, beispielsweise im Hafen, in Rothenburgsort oder Wilhelmsburg.
Besonders gefährliche Bomben
Als besonders gefährlich gelten Bomben mit chemischen Langzeitzündern. Sie sollten Stunden nach den Luftangriffen detonieren, um die Menschen in den Kellern zu halten und die Löscharbeiten zu behindern. 400 Bomben dieses Typs liegen nach Schätzungen der Feuerwehr noch im Hamburger Boden – theoretisch bis zu einer Tiefe von sieben Metern. Ist die Zündung, die gewöhnlich durch eine Säureampulle ausgelöst wird, unterbrochen, können diese Bomben auch noch nach Jahrzehnten völlig unvermittelt explodieren.
Bei der am Schulterblatt entdeckten Bombe handelte es sich um eine mit Aufschlagzünder. Sprengmittel dieses Typs detonieren beim Kontakt mit einem anderen Objekt oder dem Boden. Ihre Entschärfung gilt als weniger kompliziert und gefährlich.
Regelmäßig legen Weltkriegsbomben das öffentliche Leben in einem Umkreis von mehreren Hundert Metern rund um den Fundort lahm. Vor drei Jahren waren auf Baustellen in Hamburg kurz hintereinander zwei extrem gefährliche, etwa 250 Kilogramm schwere Bomben mit Säurezündern entdeckt worden, zunächst im Dezember 2015 in der Bernadottestraße (Othmarschen).
Regelmäßig werden Sprengkörper gefunden
Einen Monat später stießen Bauarbeiter in der Geschwister-Scholl-Straße mitten in Eppendorf dann auf eine weitere Bombe, dabei lösten sie den Zünder versehentlich aus. 6000 Menschen mussten damals ihre Wohnung verlassen. In beiden Fällen hielten die Sprengmeister eine Detonation für jederzeit denkbar und möglich – glücklicherweise konnten die Fliegerbomben sicher entschärft werden.