Glinde/Hamburg. Die Polizei ermittelt nach der Tragödie in Glinde wegen fahrlässiger Tötung. Der DLRG mahnt zu höchster Wachsamkeit.

Hätten die beiden fünf und sechs Jahre alten Jungen vor dem Ertrinkungstod in einem Regenrückhaltebecken bewahrt werden können? Wie berichtet, hatten sich die Kinder am Freitagvormittag von einem christlich-afrikanischen Gottesdienst im Glinder Entrée Hotel zu dem Becken geschlichen – offenbar unter dem Vorwand, sie müssten auf die Toilette. Aus dem in der Mitte zwei Meter tiefen Bassin konnten sich beide nicht mehr selbst befreien, da die steile Böschung mit rutschiger Folie ausgekleidet ist. Ersthelfer zogen sie dann an Land. Nach zunächst erfolgreicher Reanimation starben sie im UKE.

Zwar ist das Regenrückhaltebecken umzäunt. Zum Unglückszeitpunkt soll das Tor aber offen gestanden haben, berichtet die „Hamburger Morgenpost“. Zudem sei der Zaun an mehreren Stellen löchrig, sodass Kinder problemlos hätten hindurchschlüpfen können. Die Polizei Reinbek, die für eine Stellungnahme am Sonntag nicht erreichbar war, ermittele wegen fahrlässiger Tötung.

Immer wieder Vorfälle in Hamburg

Badeunfälle mit Kindern in Hamburg gingen in diesem Jahr glimpflich aus – bis zum Freitag. Erst am vergangenen Montag musste ein vier Jahre altes Mädchen aus dem Oortkatensee gezogen und reanimiert werden. Am 29. Juli wurde eine Fünfjährige im Freibad Neugraben wiederbelebt. Mitte Juli reanimierte ein Bademeister in Blankenese ein fünf Jahre altes Mädchen, zwei Wochen zuvor wurden ein vier Jahre alter Junge und ein zehnjähriges Mädchen in einem Bergedorfer Schwimmbad gerettet.

Nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sind dieses Jahr in Deutschland rund 280 Menschen ertrunken. Allein in Hamburg starben 14 bis August im Wasser – mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr.

DLRG nimmt Eltern in die Pflicht

Kay Maaß, Leiter Einsatz bei der DLRG Hamburg (DLRG), mahnt Eltern zu höchster Wachsamkeit in der Nähe von Gewässern. „Kinder, die nicht schwimmfähig sind, sollten sich immer in Griffweite befinden.“ Und schwimmfähig sei nicht schwimmfertig. „Nur mit einem Seepferdchen ist es nicht getan, für uns beginnt die Schwimmfertigkeit mit dem Bronze-Abzeichen.“ Davor sollte permanentes Tragen von Schwimmflügeln selbstverständlich sein.

Geht ein Mensch unter, ist höchste Eile geboten. Gerade Kinder reagieren auf kritische Situationen geschockt und werden handlungsunfähig. „Nach drei Minuten sterben Gehirnzellen ab“, sagt Maaß. Tückisch seien Badeseen, die oft eine steile Abbruchkante aufwiesen. Was ist im Notfall zu tun? „Als Erstes etwas, was Auftrieb schafft, dem Verunfallten zuwerfen, etwa eine Luftmatratze oder einen Ball.“ Parallel müsse über die 112 die Feuerwehr alarmiert werden. Auf keinen Fall sollten sich Helfer selbst in Gefahr bringen. Maaß: „Eigenschutz geht vor Fremdschutz.“