Kiel. Die Probleme auf der Strecke Hamburg–Westerland nehmen kein Ende. Das staatliche Unternehmen verliert an Rückhalt.
Viel schlimmer hätte es für die Deutsche Bahn (DB) nicht kommen können. Im Kieler Landtag wurde am Freitag deutlich, dass das staatliche Eisenbahnunternehmen in Schleswig-Holstein jeglichen Rückhalt verloren hat. Angesichts der katastrophalen Situation auf der Bahnstrecke Hamburg–Westerland könnte dem Konzern nun sogar der Rausschmiss drohen.
„Wenn die Bahn die Probleme in den nächsten Monaten nicht in den Griff bekommt, werden wir unsere Maßnahmen bis zu Teilkündigungen weiterführen“, sagte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) im Landtag.
Seit Jahren kein Normalbetrieb mehr
Kupplungsprobleme, Lokprobleme, Schienenprobleme, Weichenprobleme: Auf der Bahnlinie zwischen Hamburg und Westerland auf Sylt, insbesondere auf dem Abschnitt zwischen Niebüll und Westerland ist nun schon seit Jahren an einen Normalbetrieb nicht zu denken. Und trotz aller Gespräche mit der DB und der DB Netz, die für die Gleisanlagen verantwortlich ist, hat sich die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil.
„Die Situation auf der Marschbahn ist in den letzten Monaten schlechter geworden“, sagte Bernd Buchholz. Die Pünktlichkeitsquote sei weiter gesunken, das Instandhaltungskonzept unzureichend. Das Personalkonzept sei angeblich in Ordnung – zumindest nach Ansicht der Bahn. „Wenn ich dann am Montag höre, dass drei Züge ausgefallen sind, weil Personal fehlt, dann ...“: Buchholz beendete den Satz im Landtag nicht, aber seine Mimik sprach Bände.
Ende der Fahnenstange scheint für Kiel erreicht
Ein unausgesprochenes: „Es reicht, Bahn!“ durchzog am Freitag die Landtagsdebatte über die Probleme der wichtigsten Bahnverbindung im Westen von Schleswig-Holstein. Der SPD-Landtagsabgeordnete Kai Vogel bescheinigte dem Konzern eine „absolut schlechte Leistung“.
Volker Nielsen von der CDU sprach die Nöte der vielen Arbeitnehmer an, für die die Bahn die einzige Möglichkeit bietet, vom Festland aus zur Arbeit auf die Touristeninsel Sylt zu kommen. „Sorry, ich bin Pendler auf der Marschbahn“: So müssten sich diese Bahnkunden gegenüber ihren Arbeitgebern immer öfter für Verspätungen entschuldigen. Der SSW-Abgeordnete Flemming Meyer sagte: „Was den Kunden der Marschbahn zugemutet wird, geht auf keine Kuhhaut mehr.“ Schleswig-Holstein sei lange genug hingehalten worden.
Nun ist offenbar der Geduldsfaden gerissen. Die teilweise Kündigung der Verkehrsverträge steht im Raum. Diese Verträge hat das Land mit der Deutschen Bahn abgeschlossen. Sie hat sich darin unter anderem zu Pünktlichkeitsquoten verpflichtet, die schon seit Monaten nicht eingehalten werden. Und wer seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt, dem kann gekündigt werden. Der Riesenkonzern Bahn läuft nun tatsächlich Gefahr, ganz oben im Norden auf einem recht kurzen Gleisabschnitt sein gesamtes Image zu verspielen.