Hamburg/Westerland. Auch am Montag fallen Züge aus. Die Probleme kommen zur Unzeit, denn die Lage ist durch das Ferienende in NRW besonders angespannt.

Abgesackte Schienen auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt haben am Sonnabend zu erheblichen Behinderungen im Bahnverkehr geführt. Urlauber, die die Insel verlassen wollen, mussten bis zu vier Stunden in Westerland warten, bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Erst am Abend um 19.20 Uhr hatte sich der Stau sowohl in Niebüll, als auch in Westerland aufgelöst.

Wegen des Ferienendes in Nordrhein-Westfalen sei der Andrang besonders groß, erklärte eine Sprecherin der privaten Eisenbahngesellschaft RCD, die den Blauen Autozug betreibt. „Das ist verkehrstechnisch ein GAU.“ An sommerlichen Wochenenden wie diesem lockt Sylt auch zahlreiche Tagesausflügler an.

Am Wochenende fallen mindestens 19 Züge aus

Laut der Internetseite der Deutschen Bahn sind am Sonnabend neun Regionalexpress-Züge ausgefallen. Am Sonntag werden es zehn sein, am Montag sogar weitere 14. Normalerweise verkehren rund 30 Züge pro Tag in jede Richtung. Bei den Autozügen fuhr nur ein Zug pro Stunde und Richtung. Sonst sind es zwei.

Bei Messungen sei festgestellt worden, dass mehrere Schienenteile zwischen Bredstedt auf dem Festland und Morsum auf Sylt ausgewechselt werden müssen, teilte die Deutsche Bahn mit. Die Züge seien an mehreren Stellen gezwungen, das Tempo auf maximal 20 Kilometer pro Stunde zu drosseln. Zur Ursache der Beschädigungen konnte der Sprecher keine Angaben machen. Die Behinderungen sollen über das Wochenende hinaus andauern.

Am Nachmittag zwischen 13.40 Uhr und 16.30 Uhr behinderte eine Weichenstörung bei Elmshorn nordwestlich von Hamburg die Züge auf der Syltstrecke zusätzlich.

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Autozugbetreiber kooperieren

Die beiden Autozugbetreiber Deutsche Bahn und RCD kooperieren am Wochenende. Das heißt: Die Kunden der privaten RCD wurden vom Sylt-Shuttle der DB transportiert. Hintergrund sei die größere Kapazität des doppelstöckigen Sylt-Shuttles, erklärte die RCD-Sprecherin.

Weil die Bahnstrecke teilweise eingleisig ist, können normalerweise nur vier Züge pro Stunde und Richtung den Hindenburgdamm passieren. Sylt ist sonst nur per Fähre vom dänischen Rømø aus oder per Flugzeug zu erreichen. Die Syltfähre war am Sonnabend komplett ausgebucht, wie eine Sprecherin sagte.

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Fähre pendelt notfalls bis Mitternacht

Angesichts der Lage werde das Schiff am Wochenende ohne Pause zwischen List auf Sylt und Havneby auf Rømø pendeln. „Wir sind vorbereitet und fahren im Zweifel auch bis Mitternacht“, sagte die Sprecherin. Die Fähre kann bis zu 90 Autos mitnehmen, etwa halb so viele wie ein Sylt-Shuttle.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hatte bereits am Freitag mit Verärgerung auf die neuen Probleme bei der Bahn reagiert. Sein Sprecher erinnerte daran, dass die Bahn schon seit Monaten nicht die vertraglich festgelegte Leistung liefere. Der Minister erwäge daher, „wenn es sich nicht bessern sollte, gegebenenfalls die Vertragsstrafe, die im Moment 350.000 Euro monatlich beträgt, auch zu erhöhen“.

2300 Anträge auf Sonderentschädigung

Nach Angaben von Buchholz haben Pendler bereits 2300 Anträge auf Sonderentschädigung gestellt. Dies entspreche einer Summe von rund 102.000 Euro. Zunächst noch bis zum 10. Juni können Menschen, die regelmäßig auf der Teilstrecke zwischen Itzehoe und Westerland unterwegs sind, online einen Antrag auf Entschädigung stellen.

Monatskarteninhaber erhalten in der zweiten Klasse 50 Euro und in der ersten Klasse 75 Euro. Das Geld stammt aus dem Sondermalus (Zahlungsabzug), den das Verkehrsministerium im Februar gegenüber der DB Regio verhängt hatte. Es hatte 250.000 Euro einbehalten. Das Geld soll nach Angaben des Ministers an diejenigen ausgezahlt werden, die unter den Problemen auf der Strecke am meisten gelitten haben und leiden. Dies hatte die Deutsche Bahn akzeptiert.

Lokomotiven sollen gewartet werden

Zuletzt hatte die Bahn angekündigt, die 15 Lokomotiven, die auf der Marschbahn fahren, einer aufwendigen Wartung samt Motorenaustausch durch den Hersteller zu unterziehen. Mit der sogenannten Rollkur der dieselelektrischen Lokomotiven sollen künftig Ausfälle verhindert werden. Bis Ende 2018 sollen alle Marschbahn-Loks wieder auf der Schiene sein. Die rund 240 Kilometer lange Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland verbindet das Festland mit der Insel Sylt.

Hier erhalten sie aktuelle Informationen der Deutschen Bahn.