Delingsdorf. Hofbesitzer Enno Glantz hat die Erdbeersaison eröffnet. Hohe Ausbeute bei der Ernte kommt den Kunden entgegen.
Auf den Feldern des Erdbeerhofs Glantz in Delingsdorf dominiert Grün. Erst wer näher tritt, sieht blühende Landschaften. In unzähligen Reihen ziehen sich Erdbeerpflanzen über Hunderte von Metern. Sie sind auf kleinen Erdwällen gepflanzt, tragen weiße Blüten und ab und an schon eine Minifrucht – noch in Grün. Die Saisonarbeitskräfte lassen die Erdbeerpflanzen aber links liegen. Mit Harken gehen sie durch die Reihen und beackern die Fläche dazwischen. Das Unkraut muss weg. Ab dem 20. Mai und damit einen Tick früher als 2017 soll das anders sein. Dann sollen die Früchte gepflückt werden – die roten natürlich.
Auch wenn die Felder in Stormarn noch keinen Ertrag abwerfen, hat Hofbesitzer Enno Glantz die Erdbeersaison am Donnerstag eröffnet. Dank des milden Klimas an der Ostsee und besonderer Schutzvorrichtungen. Nach der Wiedervereinigung kaufte der 73-Jährige den Familiensitz Hohen Wieschendorf nahe Wismar zurück und eröffnete einen zweiten Erdbeerhof. Dort werden auf 30 seiner insgesamt 200 Hektar Anbaufläche Hochtunnel über die Pflanzen gespannt. „Im Tunnel sind bei Sonnenschein schnell 15, 20 Grad Celsius“, sagt Glantz. Selbst in den Wintermonaten. Das treibt die Entwicklung der Pflanze. So wurden die ersten roten Glantz-Stücke im Mecklenburgischen geerntet.
Im Vorjahr drückte Starkregen auf die Menge
Apropos Ernte: 2018 kann es nur besser werden. Im Vorjahr drückte Starkregen auf die Menge, weil die Felder unter Wasser standen. „Wir hatten bundesweit ganz wenige Erträge“, sagt Glantz. Das bestätigt die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). 135.000 Tonnen wurden 2017 in Deutschland geerntet. Es war im Vergleich der vergangenen Jahre eine Miniausbeute. 2015 waren es 172.000 Tonnen. „Analog zur kleinen Ernte waren die Preise 2017 sehr hoch“, sagt Eva Würtenberger, AMI-Marktexpertin für Erdbeeren. Die Verbraucher zahlten 5,03 Euro pro Kilo deutscher Erdbeeren. Zum Vergleich: 2013 bis 2015 waren es 3,65 bis 3,95 Euro. Auch Glantz sagt: „Im vergangenen Jahr waren wir 20 Prozent teurer.“
Für dieses Jahr stünden die Vorzeichen bisher aber gut. Es habe weder bundesweit noch auf den Betrieben von Glantz wesentliche Frostschäden gegeben. Die Schneedecke sei ein guter Schutz für die Pflanzen gewesen, sagt Glantz. „Unsere Kulturen sind in einem guten Zustand. Wir sind optimistisch, dass wir eine gute Ernte erzielen werden.“ Wenn es keine Wetterkapriolen wie Starkregen oder Hagel gibt. Rund 20 Tonnen pro Hektar sollen seine in der Saison 1500 Arbeitskräfte pflücken, zusammengerechnet hofft er also auf 4000 Tonnen Erdbeeren.
Bienenglück gibt es in der 20-Gramm-Tüte
Eine hohe Ausbeute käme auch den Kunden entgegen. „Ich denke, dass die Preise niedriger sein dürften als 2017“, sagt Würtenberger. In der vergangenen Woche lagen sie für Erdbeeren aus dem (vor allem spanischen) Ausland bei 3,77 Euro pro Kilo. Deutsche Ware war mit 5,61 Euro deutlich teurer – aber das ist angesichts der noch niedrigen Erntemenge keine Überraschung. „Das ist momentan ein Erdbeersuchen“, sagt Glantz, der in den nächsten 14 Tagen als Hamburger Marktführer alle seine 170 Verkaufsstände in der Metropolregion öffnen will. „Wir starten jetzt mit 500 Gramm für 4,20 Euro.“ Im Laufe dieses Monats hält er 3,70 Euro für realistisch, im Juni werde es weitere Preissenkungen geben. Er legt aber Wert auf die Feststellung: „Wir machen Qualität. Und Qualität kostet Geld.“
Von Mai bis August will er Erdbeeren liefern. Mit Magnum, Elianny und Florentina, die im Frühjahr und Herbst Früchte trägt, bietet er drei neue Sorten an. Alle überzeugten ihn geschmacklich. Wer selber pflücken will, hat voraussichtlich ab Ende Mai dazu Gelegenheit auf Feldern in Ammersbek, Delingsdorf, Hammoor, Norderstedt und Oststeinbek sowie den Hamburger Stadtteilen Farmsen, Öjendorf und Rahlstedt. Eine Neuerung wird es dort geben.
Glantz will nach den letzten Nachtfrösten Mitte Mai um die Felder vier Meter breite Blühstreifen anlegen. Sonnenblumen, Johanniskraut, Klatschmohn und viele Kräuter sollen dort wachsen, Insekten anlocken und Schutz geben. Zwar seien Erdbeeren Windbestäuber, aber: „Mit Hummeln und Bienen ist die Bestäubung noch besser“, sagt Glantz und fügt – ganz Geschäftsmann – hinzu, dass man den Samenmix kaufen kann. Die 20-Gramm-Tüte Glantz Bienenglück kostet 2,90 Euro.