Schleswig . Wie groß ist die Verschmutzung der Schlei mit winzig kleinen Kunststoffteilchen wirklich? Wird das Wasser jemals wieder sauber?
Die Säuberung der Schlei von Plastikteilchen ist eine Mammutaufgabe, die sich über Monate erstrecken kann. Zurzeit ist noch nicht einmal das Ausmaß der Verschmutzung bekannt. Die Menge der Kunststoffpartikel, die aus der Kläranlage in Schleswig in die Schlei gelangten, soll bis Mitte April ermittelt werden, sagte am Mittwoch Landrat Wolfgang Buschmann.
Anfang vergangener Woche war bekannt geworden, dass aus der Kläranlage in Schleswig in den vergangenen Monaten große Mengen an Kunststoffteilchen in die Schlei gelangt sind. Die Plastikteile stammen vermutlich aus geschredderten Speiseresten, die dem Faulschlamm zugemischt wurden, um Energie zu gewinnen. Diese bekamen die Stadtwerke von einem Zulieferer aus Nordfriesland.
Vier Techniker sind derzeit mit der Kartierung Plastik-Belastung beschäftigt
Seit Februar haben die Stadtwerke die Annahme der verunreinigten Speisereste gestoppt. „Daher nimmt die Belastung der Kläranlage mit Kunststoffpartikeln sukzessive ab“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Schoofs. Durch einen Siebfilter würden noch vorhandenen Plastikpartikel aus dem Ablauf der Kläranlage entfernt. Nur Mikro-Plastik kleiner als zwei Millimeter könne den Filter passieren.
Die Schlei hat eine Uferlänge von insgesamt rund 150 Kilometern, darunter auch Bereiche, die nicht zugänglich sind, sagte Thorsten Roos vom Umweltamt. Vier Techniker seien seit Montag - unterstützt von einem Boot und einer Drohne - mit der Kartierung Plastik-Belastung beschäftigt. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Ufersäume der Schlei bis nach Arnis betroffen sind.
Am 30. März startet die Brutzeit der Vögel
Seit Dienstag reinigen rund 50 städtische Mitarbeiter und Helfer die Uferstreifen der Schlei. Da die von einem Hammerwerk zerschredderten Plastikteile an abgestorbenem Schilf, Reet, und Binsen haften, sind die Helfer mit Harke, Schaufel und Schubkarre unterwegs. Unterstützt werden sie von Tauchern.
Problematisch wird die Reinigungsaktion ab 30. März, da dann offiziell die Brutzeit der Vögel startet. So brüteten in einem besonders stark belasteten Gebiet im vergangenen Jahr drei Blaukehlchen - „eine absolute Rarität“, sagte Thorsten Roos. Es gilt, diese und andere Brutvögel bei den Reinigungsarbeiten nicht zu stören.
Wer letztendlich Schuld an der Schlei-Veschmutzung ist, müsse noch geklärt werden, sagte Schleswigs Bürgermeister Arthur Christiansen. Es stehe ein intensiver Rechtsstreit mit dem Anlieferer bevor. Babel gehe es auch darum, wer die Säuberung der Schlei bezahlen muss. „Die Kosten können siebenstellig werden“, sagte der Bürgermeister. Parallel ermitteln die Staatsanwaltschaft Flensburg und das Landeskriminalamt wegen Verdachts der Gewässerverunreinigung.