Die Verunreinigungen wurden erstmals vor zwei Jahren beobachtet. Nun wird gegen die Stadtwerke Schleswig ermittelt.

Im Fall der kleinen Kunststoffteilchen, die aus der Kläranlage Schleswig in die Schlei gelangt sind, haben die Staatsanwaltschaft Flensburg und das Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungen übernommen. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Flensburg am Freitag. Die Ermittlungen richteten sich gegen Verantwortliche der Schleswiger Stadtwerke. Das LKA werde bei Umweltdelikten eingeschaltet, wenn es um Fälle von großem Öffentlichen gehe, sagte ein Sprecher. Dies sei hier der Fall.

Der Chef der Stadtwerke Wolfgang Schoofs sagte zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, er gehe davon aus, dass auch gegen ihn ermittelt werde.

Plastikteile stammen aus Speiseresten

Am Montag war bekannt geworden, dass aus der Kläranlage in Schleswig in den vergangenen Monaten große Mengen an Kunststoffteilchen in die Schlei gelangt sind. Die Plastikteile stammen vermutlich aus geschredderten Speiseresten, die dem Faulschlamm zugemischt wurden, um Energie zu gewinnen. Diese bekamen die Stadtwerke von einem Zulieferer aus Nordfriesland. „Wir nehmen keine Speisereste mehr an“, sagte Schoofs. Die Menge an Kunststoffen, die jetzt durch eine zusätzliche Filtereinrichtung am Ausfluss in die Schlei aufgefangen werden, müssten sich laut Schoof daher jetzt nach und nach verringern.

Anfang 2016 war ein Fall von Verunreinigungen von den nur wenige Millimeter großen Kunststoffstückchen gemeldet worden, sagte der Leiter des Fachbereichs Umwelt beim Kreis Schleswig-Flensburg, Thorsten Roos. Danach seien bis Anfang dieses Jahres keine weiteren besonderen Auffälligkeiten gemeldet worden.

Am Freitag haben die Stadtwerke am besonders betroffenen Naturschutzgebiet Reesholm eine groß angelegte Aufräumaktion gestartet. Zudem soll die Schlei systematisch begangen werden, um den Müll zu finden. Schoofs geht davon aus, dass das Thema die Stadtwerke noch das ganze Jahr beschäftigen wird.

Brutgebiet seltener Vogelarten betroffen

Kopfzerbrechen bereitet Umweltschützern wie Behörden, dass mit Reesholm ein Brutgebiet seltener Vogelarten betroffen ist. Normalerweise dürfe das Gebiet zwischen April und September nicht betreten werden. Aber den Sommer nicht zum Absammeln zu nutzen, sei auch keine Lösung, sagte Roos. Daher werde nun in enger Abstimmung mit dem Umweltministerium ein Plan erarbeitet, wie auch während der Brutzeit gesammelt werden könne, ohne mit dem Artenschutz in Konflikt zu geraten.

Zudem besteht die Möglichkeit, dass nicht nur das Gewässer kontaminiert sein könnte, sondern auch Äcker, auf die der Klärschlamm ausgebracht wurde. Dies werde derzeit geprüft, sagte Roos. Da zerkleinerte Speisereste auch einigen Biogasanlagen zugeführt werden dürfen, besteht die Gefahr, dass auch andere Regionen betroffen sind.