Lübeck . Eine 50-Jährige mischt ihrem Mann Gift ins Essen, doch der überlebt den Anschlag. Die Staatsanwältin wertet das als Mordversuch.

m Prozess gegen eine Frau, die ihren Ehemann giftige Pflanzensamen ins Essen gemischt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft vier Jahre wegen versuchten Mordes gefordert. Die Beweisaufnahme habe die Aussagen de Angeklagten, sie habe ihren Mann nicht töten wollen, als Schutzbehauptung entlarvt, sagte Staatsanwältin Ann-Sophie Portius am Mittwoch. Die Verteidigung forderte dagegen eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Das Urteil will das Gericht am 2. März (9.00 Uhr) verkünden.

Es sei ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnlicher Fall gewesen, sagte Portius in ihrem Plädoyer. „Die Angeklagte hat zwar gestanden, ihrem damaligen Ehemann Teile einer Samenkapsel des Zerberusbaumes ins Chili con Carne gemischt zu haben. Doch bei den Gründen hat sie nachweislich gelogen“, sagte die Staatsanwältin.

Samen der auch „Selbstmordbaum“ genannten Cerbera odollam sind hochgiftig

So sei die Aussage der Angeklagten widerlegt, ihr Mann habe sie sexuell gedemütigt und gegen ihren Willen Sex zu dritt von ihr verlangt, sagte Portius. Einer der Sexualpartner, den das Paar über das Internet kennengelernt hatte, sagte am Mittwoch vor Gericht, nach seinem Eindruck habe die Angeklagte aus freien Stücken mitgemacht. Auch die Angaben der Angeklagten, sie habe einen Arzt gerufen, als ihr Mann unter schweren Vergiftungssymptomen litt, seien durch Aussagen des Mediziners widerlegt worden, sagte Portius.

Die Staatsanwaltschaft wirft der 50 Jahre alten Angeklagten vor, ihrem Mann am 15. August 2015 Gift ins Abendessen gemischt zu haben, um ihn zu töten. „Sie hatte sich in einen anderen Mann verliebt und wollte ihren Ehemann aus dem Weg räumen“, sagte die Staatsanwältin. Die Angeklagte, der mehrere Blumenläden in Dahme und anderen Orten im Kreis Ostholstein gehörten, hatte dagegen immer wieder beteuert, sie habe nicht gewusst, wie giftig die Samen sind.

Angeklagte entschuldigte sich bei ihrem Ex-Mann

„Wenn die Angeklagte nur gewollt hätte, dass ihrem Mann mal übel wird, hätte sie ihm auch Abführ- oder Brechmittel geben können. Die sind leichter zu dosieren und weniger gefährlich“, sagte die Staatsanwältin. Die Samen der auch „Selbstmordbaum“ genannten Cerbera odollam sind hochgiftig. Sie können nach Aussage einer Toxikologin zum Herzstillstand führen und sind schwer nachzuweisen. Im Blut und im Urin des Opfers konnte erst ein Labor in Frankreich die entsprechenden Wirkstoffe nachweisen.

Die Verteidigung hielt die Argumente der Staatsanwältin für nicht stichhaltig. Die Tatsache, dass die Angeklagte nach der Tat im Internet Informationen zur Giftigkeit von Cerbera odollam gesucht und sich nach Aussagen von Zeugen Sorgen um ihren Mann gemacht habe, passe doch nicht zu der Absicht, ihn zu töten, sagte ihr Verteidiger. Die Angeklagte, die inzwischen von ihrem Ehemann geschieden ist, hatte sich mündlich und schriftlich bei ihrem Ex-Mann entschuldigt und ihm zur Wiedergutmachung 15 000 Euro Schmerzensgeld gezahlt.