Hamburg . Die deutsche Nordsee soll künftig vermehrt mit Windkraftanlagen bebaut werden. Ausgerechnet Umweltschützer üben jedoch Kritik.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) rechnet damit, dass etwa 10 bis 15 Prozent der deutschen Nordseefläche außerhalb des Küstenmeeres für den Ausbau der Windenergie benötigt werden. Das BSH sei bei der Ausweisung von Flächen an die Vorgaben und Ausbauziele des Gesetzgebers gebunden, sagte Monika Breuch-Moritz, die Präsidentin der Behörde, am Donnerstag in Hamburg.
Naturschutzverbände äußern Bedenken
Nach diesen Vorgaben sollen die Windkraftanlagen auf See bis zum Jahr 2030 über eine Leistung von rund 15 Gigawatt verfügen. Es gibt allerdings Bemühungen der Windkraftindustrie und der norddeutschen Politik, diese Ausbauziele nach oben zu korrigieren.
Das wiederum hat Kritik auch bei Naturschutzverbänden hervorgerufen, die sich gegen die Umwandlung der Nordsee in einen Industriepark starkmachen wollen. „Ein großer Teil der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (ab 15 Kilometer Entfernung von der Küste) in der Nordsee steht unter Naturschutz oder dient der Schifffahrt“, sagte Breuch-Moritz. Das BSH verstehe sich als Motor der Energiewende. Es bemühe sich jedoch auch um ein Gleichgewicht zwischen Schutz und Nutzung der Meere und sei auch in internationalen Gremien im Meeresschutz engagiert.
Neue Aufgaben für das Bundesamt
Das BSH ist zuständig für die Raumordnung der Nordsee. Bisher wurde der Ausbau der Windenergie im Bundesfachplan Offshore festgelegt, künftig wird es einen Flächenentwicklungsplan für die Nordsee geben. Bei der Entwicklung des Planes könnten alle Verbände und Interessengruppen ihre Bedenken und Vorschläge einbringen. Wegen der wachsenden Aufgaben im Zusammenhang mit der Raumordnung und hat das BSH eine neue Abteilung „Ordnung des Meeres“ aufgebaut.
Das BSH ist die zentrale maritime Behörde in Deutschland mit rund 900 Mitarbeitern. Zu den herausragenden Ereignissen des vergangenen Jahres zählte die Präsidentin die Kiellegung des Forschungsschiffes „Atair“, des weltweit ersten seegängigen Behördenschiffs. Es werde mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben, das zunehmend in der Schifffahrt Verwendung finde.
„Als Behörde, die sich für den Umweltschutz im Seeverkehr einsetzt, wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und mithelfen, Erfahrungen mit LNG und die nötige Infrastruktur weiterzubringen“, sagte Breuch-Moritz. Weltweit fahren bereits 190 Schiffe mit dem umweltfreundlicheren Treibstoff. Das sei nur ein kleiner Bruchteil aller Schiffe, aber doppelt so viele wie vor einem Jahr.