Busdorf. Archäologen machten in der ehemaligen Wikingerstätte Tausende Entdeckungen – Grabung vor Abschluss. Ein Überraschungsfund ist dabei.

Der Lieblingsfundvon Grabungsleiter Sven Kalmring ist winzig klein und ein absoluter Glückstreffer. Denn eigentlich hätte die kleine Perle, die er bei den Ausgrabungen in der ehemaligen Wikingerstätte Haithabu bei Schleswig gefunden hat, auch durch die Siebe mit zwei Millimetern Durchmesser rutschen müssen. Sie verhakte sich aber. Und damit sei ein erster Hinweis auf Perlenstickerei bei den Wikingern geliefert worden, sagt Kalmring.

Insgesamt haben Kalmring und sein Team in den vergangenen sechs Monaten Tausende Stücke aus einem Flachgräberfeld ganz in der Nähe der Wikingerhäuser von Haithabu geholt und akri­bisch verpackt. Schon früher haben hier Archäologen gegraben, aber die Arbeiten eines finnischen Wissenschaftlers wurden bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 gestoppt. Vier Gräber hatten Archäologen vor dem Krieg entdeckt, aber nur zwei von ihnen ausgegraben. Jetzt, knapp 80 Jahre später, wurde die Arbeit voll-
endet.

Funde übersteigen Erwartung

Die Wiederaufnahme der Arbeiten sei ein großer Erfolg gewesen, sagt der leitende Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen, Claus von Carnap-Bornheim. Es sei ihm bewusst gewesen, dass es in Haithabu keinen Platz gebe, der nicht „archäologisch kontaminiert“ sei. Aber dass die Funde so großartig sein würden, habe er nicht erwartet.

Man könne konstatieren, dass die Leute überraschend reich waren, sagt Grabungsleiter Kalmring. Denn es sei viel mehr Gold als erwartet gefunden worden. „Wir freuen uns als Forscher zwar genauso über einen rostigen Nagel wie über eine goldene Scheibenfibel“, sagt Kalmring. „Doch ein bisschen mehr über eine goldene Scheibenfibel“, fällt ihm von Carnap-Bornheim ins Wort – ebenfalls sichtlich stolz. Eine solche Fibel wurde ebenso gefunden wie eine stattliche Kugelkopfnadel aus Silber mit bis heute sichtbaren Vergoldungen – für von Carnap-Bornheim wie die Fibel ein absoluter Sensationsfund.

Denn ein solches Schmuckstück eines überaus wohlhabenden Wikingers war nie zuvor in Haithabu gefunden worden.

Jeder Fund erzählt eine Geschichte

Doch nicht nur die Goldfunde sind den Experten wichtig, sondern auch die zahlreichen Sargnägel, die mit Sieben aus der Erde geholt wurden. „Jeder Fund erzählt eine Geschichte“, sagt Kalmring, der nicht nur die Ausgrabung leitet, sondern auch den Besuchern die Arbeit seines Teams vermittelt hat. Rund 80.000 Menschen kamen in den vergangenen sechs Monaten in das Ausgrabungszelt, um sich über die Arbeit der Archäologen und die Wikingerzeit zu informieren.

In knapp zwei Wochen wird die Ausgrabung auf dem zwölf Mal zwölf Meter großen Feld beendet sein. „Hier gibt es jetzt keine Archäologie mehr“, sagt Kalmring. Die Arbeit ist damit aber noch nicht beendet. Denn jetzt müssen alle Fundstücke erfasst, analysiert und ausgewertet werden.