Lübeck. Traditionsgebäck von Niederegger heißt jetzt Othellotorte. Den Anstoß für die Namensänderung gab eine Hamburger Lehrerin.
Es ist das Aus für ein Traditionsgebäck: Niederegger in Lübeck schafft die Mohrenkopftorte ab. Sie heißt jetzt „Othellotorte“, und das Gebäckstück „Mohrenkopf“ einfach „Othello“. Das Unternehmen hat die Klassiker umbenannt, auch um sich nicht dem Vorwurf des Rassismus aussetzen zu müssen.
So ganz freiwillig ist der Marzipanhersteller diesen Weg aber nicht gegangen. „Es gab immer mehr Anfragen, die Anstoß nahmen an der Bezeichnung“, sagt Sprecherin Eva Mura. Doch passiert ist lange Zeit nichts. Entscheidend war dann wohl im August die E-Mail einer Lehrerin aus Hamburg. Susanne Schroeder aus Eimsbüttel hatte darauf aufmerksam gemacht, dass der Begriff „Mohrenkopf“ überholt sei. „Ich denke, es lohnt sich, dafür zu kämpfen, alltagsrassistische Bezeichnungen aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zu entfernen“, sagt Susanne Schroeder. Sie hatte einen Cappuccino und eine Nusstorte im Lübecker Luv-Center genossen, als ihr in der Auslage des Cafés der Mohrenkopf auffiel. „Über diesen Begriff sind wir doch schon einige Jahre hinweg“, schrieb sie anschließend an Niederegger.
Einfach war es für die Lehrerin nicht, Niederegger von einer Umbenennung des Gebäckes zu überzeugen. In einer ersten Reaktion schrieb das Unternehmen noch, dass laut Konditoren-Innung Schleswig-Holstein und dem Deutschen Konditorenbund eine Umbenennung rechtlich gar nicht möglich sei. „Wir sind ganz sicher, dass niemand bei einem weltoffenen Haus wie Niederegger rassistisches Gedankengut aufgrund eines Gebäckstücks unterstellt“, hieß es in der ersten Antwort-Mail. Einige Tage später dann die Nachricht, dass das Gebäck, das seit 50 Jahren im Programm ist, doch unbenannt werde.
Aus Negerkönig wurde Südseekönig
„Die Namensänderung fällt im Verkauf natürlich auf“, so Unternehmenssprecherin Mura. „Manche Kunden finden das mit der politischen Korrektheit auch übertrieben.“ Doch es bleibt dabei.
Die Mohrenkopftorte ist nicht das erste Beispiel, wo rassistische Begriffe ersetzt werden. 2004 bekam die Marke Sarotti ein neues Logo: Statt des „Sarotti-Mohr“ ist seitdem ein Magier zu sehen, der mit Sternen jongliert. Auch „Negerküsse“ und „Mohrenköpfe“ waren zu der Zeit schon nicht mehr politisch korrekte Begriffe. 2009 veränderte der Verlag Friedrich Oetinger Bezeichnungen in den Pippi-Langstrumpf-Büchern. Aus „Negerkönig“ wurde „Südseekönig“.